Pokrowsk – KI-Revolution im ukrainischen Drohnenkrieg gegen Aggressor Russland! Ukrainische Streitkräfte haben erstmals ein Video veröffentlicht, das den Einsatz selbst denkender und den Menschen unterstützender Kamikaze-Drohnen mit Künstlicher Intelligenz (KI) im Kampf gegen eine russische Panzerkolonne zeigt.

Das BILD vorliegende Videomaterial des 1. Korps der ukrainischen Nationalgarde „Asow“ zeigt KI-gestützte Drohnen, die derzeit wohl zu den technologisch ausgereiftesten im gesamten Russland-Ukraine-Krieg zählen. Das Video stammt aus dem Raum Pokrowsk.

Die aufgezeichnete Softwareoberfläche verdeutlicht ein mehrstufiges Zielerfassungssystem, das potenzielle Objekte zunächst automatisch in Grün markiert, vorgemerkte oder prädestinierte Ziele in Lila hervorhebt und schließlich in Rot jene Ziele kennzeichnet, die vom Bediener für einen Angriff freigegeben wurden.

Der Pilot wählt das vorgeschlagene Ziel (Lila) vor, das von der KI als „leichtes Fahrzeug“ identifiziert wurde

Der Pilot wählt das vorgeschlagene Ziel (lila) vor, das von der KI als „leichtes Fahrzeug“ identifiziert wurde

Foto: 1. Korps der Nationalgarde „Asow“

Zudem wurde BILD bestätigt, dass der menschliche Pilot der Drohne das finale Ziel per Mausklick auswählt, woraufhin die Drohne automatisch in den Angriffsflug übergeht und den Zielanflug autonom durchführt.

Das Ziel ändert seine Farbe von Lila auf Rot und die Drohne beginnt ihren automatischen Zielanflug

Das Ziel ändert seine Farbe von Lila auf Rot und die Drohne beginnt ihren automatischen Zielanflug

Foto: 1. Korps der Nationalgarde „Asow“

Damit bewegt sich das System technisch auf einem Niveau, das bekannte deutsche UAV-Fabrikate klar übertrifft: Es fliegt nicht lediglich ein manuell eingeloggtes Ziel an, sondern hält parallel eine priorisierte Übersicht über Sekundärziele im Einsatzgebiet bereit und ordnet diese sowohl quantitativ als auch qualitativ ein.

Auffällig ist die Fähigkeit des Systems, bis zu sechs Ziele gleichzeitig zu identifizieren und separat zu verfolgen. Dem Navigator bleibt dabei die freie Wahl, welches der vorgeschlagenen Objekte er priorisieren möchte – ein deutlicher Hinweis auf eine Mensch-Maschine-Interaktion, die auf Entlastung des Operators ausgelegt ist, ohne jedoch die endgültige Kontrolle vollständig abzugeben.

Die KI-Software der Drohne gibt dem Piloten eine Zielauswahl und empfiehlt das „gepanzerte Fahrzeug“ an der Spitze der Kolonne zuerst anzugreifen

Die KI-Software der Drohne gibt dem Piloten eine Zielauswahl und empfiehlt, das „gepanzerte Fahrzeug“ an der Spitze der Kolonne zuerst anzugreifen

Foto: 1. Korps der Nationalgarde „Asow“

Die Klassifizierungsroutine der KI unterscheidet zudem eigenständig zwischen „unbekannten“ Kontakten, die bei Annäherung in die Kategorien „leichte Fahrzeuge“ oder „gepanzerte Fahrzeuge“ überführt werden. Zwar arbeitet diese Zuordnung nicht in jedem Fall fehlerfrei, liefert aber dennoch eine operative Grundlage, die weit über einfache visuelle Orientierung hinausgeht.

Die KI der Drohne erkennt zahlreiche Ziele, eingeloggt und gezoomt für dne Zielanflug ist jedoch nur das am weitesten entfernte

Die KI der Drohne erkennt hier zahlreiche Ziele, eingeloggt und gezoomt für den Zielanflug ist jedoch nur das am weitesten entfernte

Foto: 1. Korps der Nationalgarde „Asow“

Experten: Ukrainer nutzen „echte KI“, aber …

Ein Drohnen-Insider aus der Ukraine bestätigte BILD die Echtheit der Aufnahmen. Es handele sich „um echte KI, sofern man es KI nennen kann“. Der Fachausdruck für diese Art der intelligenten Zieldarstellung sei „advanced computervision“, also fortschrittliche computergestützte Bildverarbeitung, so der Experte.

Trotz des Qualms erkennt die KI das brennende gepanzerte Fahrzeug am linken Bildrand

Trotz des Qualms erkennt die KI das brennende gepanzerte Fahrzeug am linken Bildrand

Foto: 1. Korps der Nationalgarde „Asow“

Drohnen-Experte Sergej Sumlenny, Direktor der Berliner Denkfabrik European Resilience Initiative Center, relativiert: „Bislang werden keine vollautomatischen Angriffsflüge durchgeführt, weil die Front dafür zu zerfahren ist.“ Die Gefahr, eigene Truppenteile zu treffen, sei darum zu groß. „Auch lernt die Software bislang nicht aus gegnerischen Strategien“, so der Experte.

▶︎ Doch auch Sumlenny erklärt: „Die eingesetzte Software erleichtert den Piloten die Arbeit und erhöht die Qualität der Einsätze.“