Schüler: „Haben schon genug Probleme“

In Chemnitz demonstrierten nach Polizeiangaben etwa 900 Menschen am Vormittag nahe des Karl-Marx-Monumentes. Nach den Informationen von MDR SACHSEN unterstützten Eltern, Großeltern und Lehrer die Demo. Die Teilnehmer reisten demnach auch aus dem Vogtland, dem Erzgebirge und Zwickau an. Ein Schüler sagte MDR SACHSEN, dass es falsch sei, jungen Menschen für einen gewissen Zeitraum etwas aufzuzwingen. „Wir haben so schon genug Probleme.“

In Dresden hatten nach Angaben des Veranstalters am Freitagmorgen etwa 2.000 Schüler auf dem Postplatz demonstriert. Die Polizei geht von deutlich mehr als 1.000 Teilnehmern aus. Reporterangaben zufolge erschollen Rufe wie: „Kein Mensch, kein Cent der Bundeswehr.“ An Aktionen in Döbeln, Annaberg-Buchholz und Pirna beteiligten sich laut Organisatoren Dutzende.

„Dafür kann man mal schwänzen“

Teilnehmer der morgendlichen Demos konnten nicht am Unterricht teilnehmen. Sie ignorierten damit Warnungen des Landesschulamtes Lasub, das verstoße gegen die Schulpflicht. Für ein frühzeitiges politisches Zeichen gegen eine Wiedereinführung der Wehrpflicht könne man schon einmal die Schule schwänzen, sagte Greta Tauber von der Internationalen Jugend Leipzig MDR AKTUELL. „Ich sehe nicht ein, dass Jugendliche an die Front gezwungen werden.“ Sie sei zudem sicher, dass irgendwann auch Frauen eingezogen würden.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sagte angesichts der Demos, dass die Politik gesprächsbereit sein müsse. „Wir werden bei den Jugendlichen um Verständnis werben“, betonte der CDU-Politiker. 

Proteste gegen neues Wehrdienstgesetz

Sachsens Landesschülerrat hatte die Unterstützung eines Schulstreiks abgelehnt. Der Rat sei kein politisches Gremium, sondern vertrete die Interessen der Schüler, hieß es. Demos außerhalb der Bildungspolitik seien nicht seine Aufgabe.

Hintergrund der Aktionen ist eine Reform: Das Wehrdienst-Modernisierungsgesetz hat der Bundestag am Freitag mehrheitlich beschlossen. Das Gesetz sieht ab 2027 die verpflichtende Musterung aller Männer ab dem Geburtsjahr 2008 vor. Die Entscheidung für den Wehrdienst soll aber freiwillig bleiben.