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Donald Trumps Botschafter Tom Barrack verkündet eine baldige Lösung des F-35-Problems mit der Türkei. Dabei geht er überraschend auf Europa los.
Ankara/Washington, D.C. – Die F-35-Debatte zwischen der Türkei und den USA sorgt seit Jahren für Spannungen zwischen den beiden NATO-Verbündeten. Nun herrscht vorsichtiger Optimismus, dass die türkische Luftwaffe bald tatsächlich die modernen Kampfjets geliefert bekommen könnte. Der US-Botschafter in der Türkei, Tom Barrack, erwartet eine Lösung der finalen Meinungsverschiedenheiten innerhalb von nur wenigen Monaten.
F-35-Jets für die Türkei: Trump-Botschafter spricht von Lösung
Hintergrund des Streits ist dabei die türkische Beschaffung des russischen Luftabwehrsystems S-400. Ankara behauptete, die NATO und vor allem die US-Regierung hätten sich ausgerechnet inmitten des syrischen Bürgerkrieges geweigert, die Türkei mit Patriot-Luftabwehrsystemen auszustatten, weshalb man zwanghaft auf russische Systeme ausgewichen sei. In Washington hatte man dafür allerdings kein Verständnis: Im Jahr 2019 hatte US-Präsident Donald Trump in seiner ersten Amtszeit daher Sanktionen gegen die Türkei verhängt und das Land aus dem F-35-Programm ausgeschlossen, obwohl die Türkei der Hauptproduzent des F-35-Rumpfes war.
Die Türkei könnte bald tatsächlich F-35-Jets erhalten. © Harald Tittel/dpa/Pablo Martinez Monsivais/AP/dpa/Collage
Begründet wurde dies neben politischen Aspekten auch mit der Gefahr von russischer Spionage über wichtige F-35-Daten, sollten die amerikanischen und russischen Systeme gleichzeitig eingesetzt werden. In der zweiten Amtszeit von Trump bahnt sich jedoch die Lösung an. Bei einer Veranstaltung in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten sagte US-Botschafter Tom Barrack, er erwarte eine finale Lösung „in etwa vier bis sechs Monaten“.
F-35-Jets für die Türkei: US-Botschafter Barrack kritisiert Haltung von Europa
In der zweiten Amtszeit von Trump äußerten US-Beamte immer wieder ihre Hoffnung, dass man die Türkei bald doch mit F-35-Kampfjets ausstatten könnte – Israel will das jedenfalls um jeden Preis verhindern und versucht daher immer wieder auf die Trump-Regierung einzuwirken. Der US-Sender Fox News hatte etwa berichtet, dass Trump sein Team dazu angewiesen habe, nach Möglichkeiten zu suchen, um die Sanktionen aufzuheben und so die F-35-Lieferung an die Türkei zu ermöglichen.
„Diese Auseinandersetzung dauert seit zehn Jahren an und Präsident Trump zufolge ist das einfach nur verrückt“, sagte Barrack in Abu Dhabi und verwies auf die eigenen Erfolge der türkischen Verteidigungsindustrie sowie auf die Beschaffung von Eurofighter-Jets durch die türkische Luftwaffe. Er erwähnte zudem die Rolle der Türkei bei der F-35-Produktion und zeigte sich irritiert aufgrund der ewigen Diskussion: „Bis wir aus dieser Sache rauskommen, wird die F-35 irgendwo schon nachgebaut worden sein.“
Dann richtete er seine Kritik plötzlich gegen europäische Länder. Die Türkei sei ein NATO-Land und man wolle, dass die türkische Armee Europa beschütze. Allerdings: „Doch Europa will nicht, dass die Türkei die beste Ausrüstung hat, weil sie besorgt darüber sind, was in Russland passiert. Das ist einfach nur Wahnsinn.“ Damit kritisierte Barrack wohl, dass die meisten EU-Mitglieder die Türkei und Präsident Recep Tayyip Erdogan ähnlich wie Russland und Kreml-Chef Wladimir Putin als autoritär betrachten. In derselben Veranstaltung bemängelte er auch, dass die EU die Türkei nicht genug „respektiere“ und nicht aufnehme.
Recep Tayyip Erdoğan: Der Weg zur Macht des türkischen Präsidenten
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Ende September hatten sich Trump und Erdogan im Weißen Haus getroffen. Barrack bescheinigte den beiden Staatschefs eine „Bromance“ und fuhr fort: „Präsident Trump und Präsident Erdogan haben im Weißen Haus sechs Themen betrachtet, die seit Jahrzehnten auf dem Tisch sind.“ Um welche Themen es sich handelt, nannte er nicht. Doch die F-35-Sache gehöre dazu und man habe dafür eine Lösung gefunden.
Details dazu, wie genau diese Lösung aussieht, nannte der US-Botschafter ebenso nicht. Er sagte aber, es gebe zwei Themen: Zum einen die Operabilität der S-400-Systeme, die die Türkei bereits gelöst habe. Zum anderen gehe es um den Besitz dieser Systeme, was etwas komplexer sei. Tatsächlich: Die türkische Armee besitzt diese Systeme zwar und hat sie eigenen Angaben zufolge auch bereits getestet, doch wirklich operiert werden sie nicht, sondern stattdessen im Hangar aufbewahrt. Im Laufe der letzten Jahre wurde immer wieder spekuliert, dass die Türkei auf verschiedenen Wegen das russische System wegschaffen wolle, doch es ergab sich nichts Konkretes.
Sollte die Türkei tatsächlich die F-35-Jets erhalten, so wäre dies eine kräftige Stärkung der türkischen Luftwaffe, die bald auch Eurofighter erhält. Die Türkei baut indes auch weiter an ihrem eigenen Kampfjet KAAN. Bei seinem Lob der türkischen Verteidigungsindustrie verwies Barrack ebenso auf die türkische Maschine, die sich noch in Entwicklung befindet und im Prototyp-Stadium ist, allerdings bereits erste Flüge hinter sich hat. Sowohl Griechenland als auch Israel sind jedenfalls besorgt über die Möglichkeit einer F-35-Lieferung an die Türkei. Die Trump-Regierung könnte mit diesem möglichen Schritt das Gleichgewicht in der Region etwas stärker zugunsten der Türkei verschieben. (Quellen: Bloomberg, eigene Recherche) (bb)