In Tokio und Seoul wächst die Besorgnis, dass die beabsichtigten Deals der USA im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und vor allem mit China die langjährigen Bündnisstrukturen in Ostasien beschädigen könnte.

Der jüngste „28-Punkte-Friedensplan“ der US-Regierung um Präsident Donald Trump für die Ukraine erwies sich als eine Neuauflage der bereits bestehenden maximalistischen Forderungen des Kremls. Auch wenn schließlich eine abgeschwächte Version des Plans vorgelegt wurde und die Gespräche noch andauern, hat die Trump-Regierung wiederholt ihre Bereitschaft signalisiert, der Ukraine möglicherweise den Rücken zu kehren.

Südkorea Busan 2025 | Bilaterales Treffen zwischen Donald Trump und Xi JinpingSelten sieht die Welt, wie Chinas Präsident Xi herzlich lacht. Offenbar hatte er seinen Spaß beim Gespräch mit US-Präsident Trump am 30.10.2025 in SüdkoreaBild: Daniel Torok/UPI Photo/IMAGO

Es wurde jetzt bekannt, dass US-Präsident Donald Trump im April 2026 China besuchen wird. Und der chinesische Gegenbesuch in Washington wird Ende 2026 stattfinden. US-Finanzminister Scott Bessent sagte, dass die geplanten Staatsbesuche den bilateralen Beziehungen „große Stabilität“ verleihen. Präsident Trump wolle nun, nachdem er einen erbitterten Handelskrieg angezettelt hat, die Beziehungen zu Chinas Präsident Xi Jinping wieder glätten.

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Zurückhaltung in Tokio und Seoul

Offiziell schweigen Südkorea und Japan, die beiden engsten Partner Washingtons in Asien. Viele Beobachter in Japan und Südkorea interpretieren die Außenpolitik Washingtons jedoch so, dass Trump sich im Ukraine-Krieg auf die Seite des russischen Machthabers stelle und die kleineren Verbündeten in Europa einfach ignoriere. Dies wiederum verstärkt die Befürchtungen, dass dasselbe am Pazifik passieren könnte. Die Spannung in der Taiwan-Straße könnte den Anlass bieten.

„Der Verrat Trumps an der Ukraine wirft einen langen Schatten auf Asien und die Verbündeten der USA in der Region, die nun die Zuverlässigkeit dieser Partnerschaft infrage stellen“, sagt Jeff Kingston, Direktor für Asienstudien der japanischen Temple University. „Japan und Korea beobachten, wie Trump sich autoritären Diktatoren in Russland, China und Nordkorea anbiedert, während er den Handelsaktivitäten von Tokio und Seoul mit den USA Steine in den Weg legt. Man fragt sich nun, was im Falle einer Taiwan-Krise passieren würde.“

Japan Yokosuka 2025 | Donald Trump und Sanae Takaichi besuchen US-Flugzeugträger USS George WashingtonUS-Präsident Trump und Japans Premierministerin Takaichi im US-Stützpunkt in Yokosuka am 28.10.2025Bild: Andrew Caballero-Reynolds/AFP

Deutlich wird die Position der USA bei der jüngsten diplomatischen Auseinandersetzung zwischen Japan und China. In ihrer ersten parlamentarischen Fragerunde hatte Japans Premierministerin Sanae Takaichi die Frage eines Abgeordneten, ob eine bewaffnete Intervention Chinas gegen Taiwan eine „existenzielle Bedrohung“ für Japan darstellen würde, die eine Reaktion der japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte erfordern könnte, bejaht.

Taiwan baut eigene Satelliten für den Kriegsfall

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Peking reagierte verärgert und forderte Tokio auf, sich aus den „inneren Angelegenheiten“ Chinas herauszuhalten. Ferner forderte das chinesische Außenministerium ihre Bürger auf, nicht nach Japan in Urlaub zu fahren. Konzerte japanischer Sänger wurden kurzfristig abgesagt, einige live von der Bühne verscheucht.

Trump liebt Deals mit Diktatoren

Premierministerin Takaichi sei wahrscheinlich „enttäuscht“, sagt Politologe Kingston. Denn Trump habe ihr nicht sofort zur Seite gestanden. Auch die jüngste Ankündigung, zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Rüstung auszugeben, konnte Trump nicht zufriedenstellen.

Japan Tokio 2025 | Donald Trump bei Ehrengarde im Akasaka-PalastUS-Präsident Trump besuchte Japan am 28. Oktober 2025 vor dem APEC-GipfelBild: Mark Schiefelbein/AP Photo/picture alliance

In einem Interview von Fox News in den USA wurde Trump im Zusammenhang mit dem Streit zwischen China und Japan kürzlich gefragt, ob China ein „Freund“ der USA sei. „Viele unserer Verbündeten sind auch nicht unsere Freunde“, sagte Trump. „China hat uns stark ausgenutzt. Einige andere Verbündeten haben uns aber im Handel noch stärker ausgenutzt als China.“

Lokalen Berichten zufolge soll Trump die konservative Politikerin in einem Telefonat am 24. November aufgefordert haben, Peking nicht mehr weiter zu provozieren. Takaichi selbst hat sich geweigert, ihre Äußerungen zurückzunehmen, versprach aber, diese nicht mehr zu wiederholen.

Japan rüstet auf, aber wo sind die Rekruten?

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Nach dem erfolgreichen Besuch von Trump in Japan und die Zusage der japanischen Wirtschaft, 550 Milliarden US-Dollar in den USA zu investieren, habe Takaichi mehr Flankenschutz erwartet, sagt Kingston. „Sie hätte sich gewünscht, dass Trump Japan als ‚Grundpfeiler des Friedens‘ in der Region und die Stärke des Bündnisses hervorheben würde.“ Die Sorge in Japan sei, dass USA und China eine „G-2“ bilden könnten, die Japan einfach umgeht. „In Südkorea bestehen die gleichen Sorgen.“

Zaungäste einer „G2“-Weltordnung?

Auch Seoul will 350 Milliarden Dollar als Barinvestitionen tätigen und weitere 150 Milliarden Dollar in Zusammenarbeit im Schiffbau für die US-Geschäfte bereitstellen.

Gyeongju 2025 | Treffen Lee Jae Myung mit Donald Trump am Rande des APEC-GipfelsSüdkoreas Präsident (l.) begrüßte als Gastgeber des APEC-Gipfels US-Präsident Trump in GyeongjuBild: Evelyn Hockstein/REUTERS

„Natürlich war das unfair. Aber wir müssen leider auch erkennen, dass Südkorea so abhängig von den USA ist“, sagt Lim Eun-jung, Professorin für Internationale Studien an der südkoreanischen Kongju National University. Südkoreas Präsident Lee Jae-myung stamme aus einer linken Partei, die nicht unbedingt eine Zuneigung zu den USA pflege, so Lim. Aber er sei ein „Pragmatiker“, der im Interesse seines Landes handele.

In Taiwan wächst die Sorge um die Partnerschaft mit den USA

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Seoul ist besorgt über Chinas zunehmende Expansionsbestrebungen in der Region, nicht zuletzt über das Vordringen in die umstrittenen Gewässer im Gelben Meer. Schule hatte da schon die militärischen Aktivitäten im Südchinesischen Meer gemacht. Dort hatte China mehrere künstliche Inseln gebaut. Als Zweck hatte Peking offiziell angegeben, damit im Falle von Naturkatastrophen den Fischern in der Region Hilfe leisten zu können.

„Wir sind auch besorgt über das Szenario, das die USA ihre Militärpräsenz abbauen könnten“, sagt Politologin Lim. Während der ersten Amtszeit hatte Präsident Trump gedroht, US-Soldaten aus Südkorea abzuziehen, wenn die Regierung in Seoul nicht die Kosten übernehmen sollte. Derzeit sind etwa 25.000 US-Soldaten in Südkorea stationiert. Der Camp Humphrey im Nordwesten Südkoreas ist der größte Militärstützpunkt der US-Army in Asien.

Aus dem Englischen adaptiert von Dang Yuan