Ein ehemaliges Ladenlokal in der Waldhausstraße in Eisenach ist nun die zweite Heimat der Kinder- und Jugendkunstschule Wartburgkreis. In ihm befinden sich Arbeitstische und Stühle, Regale mit Farben und Bastelmaterial. In einer gemütlichen Kuschelecke sitzen acht Kinder auf Kissen um Kursleiterin Bea Berthold herum. Sie liest eine Geschichte vor – dann sollen Figuren entstehen für ein Schattentheater.
„Traut euch, Neues auszuprobieren“, gibt die künstlerische Leiterin der Schule den Kindern auf den Weg. Auf Pappen sollen die Kinder ihre Wunschformen vorzeichnen und sie dann ausschneiden. Bei manchen Kindern dauert es eine Weile, bis sie sich auf eine Figur festgelegt haben. Magdalena und Lena haben ihr Lieblingstier ausgeschnitten: Sie haben sich für eine Giraffe mit einem Zaubererhut und Zauberstab und eine Katze entschieden.
Neuer Standort „großer Vorteil für die Eisenacher“
Eltern und Großeltern haben die Mädchen und Jungen zum „Kinderatelier“ am neuen Standort der Kunstschule begleitet – und sie gleich zum ersten Kursus angemeldet. Einer der Väter sagt MDR KULTUR, seine Tochter habe schon immer gern gemalt: „Wir möchten das fördern, auch in der Qualität und haben direkt auf dieses Angebot gewartet.“
Eine andere Mutter sagt, sie habe immer neidisch auf Schweina geblickt, wo es dieses Angebot schon länger gibt. Aber: Auch anderen war der Weg nach Schweina bisher zu weit. Dass die Schule jetzt eine Außenstelle habe, sei „ein großer Vorteil für die Eisenacher“, so eine weitere Mutter.
Eltern gründeten einst Kunstschule in Schweina
Die Kinder- und Jugendkunstschule Wartburgkreis in Schweina gibt es bereits seit 16 Jahren. Entstanden ist sie aus einer Elterninitiative. Der Trägerverein hat mittlerweile die ehemalige Grundschule erworben, ein großzügiges Gebäude aus dem 19. Jahrhundert. Die Klassenzimmer wurden zu Ateliers und Werkstätten – für Ton, Holz, Textiles und Malerei.
Im Dachgeschoss gibt es eine Comicwerkstatt und ein Mediencenter. Vieles sei hier möglich, sagt Bea Berthold, die die Schule künstlerisch leitet. „Es sind einfach großartige Räume zum Arbeiten, auch in großen Gruppen, gerade mit Klassenstärken geht es wunderbar.“
Kunst für Groß und Klein im Programm
Die Schule hat Kunstangebote für Groß und Klein im Programm, es gibt Schulprojekte und Sommerkurse. Den kommunalen Anteil zur Landesförderung zahlt der Wartburgkreis. Außerdem bewirbt sich die Schule um Projektförderung und engagiert sich in der offenen Jugendarbeit, sagt Geschäftsführerin Susanne Mechau MDR KULTUR.
All das gibt es auf einem Thüringer Dorf. „Das macht uns auf jeden Fall besonders – und auch die Gemeinschaft der Menschen, die das hier trägt.“ Eine Gemeinschaft, die in Schweina zuhause sei, sich nicht nur für Kinder und Jugendliche verantwortlich fühle, sondern auch für den Ort.
Café als Treffpunkt und kreatives Zentrum
Deshalb öffnet im Erdgeschoss des Standorts in Schweina zweimal die Woche ein Café – als Treffpunkt für Menschen, die dort entweder gemeinsam basteln und Mittag essen oder Kaffee trinken. Vor allem Ältere nutzen das gern. Zum besonderen Geist im Haus gehöre, dass sich Menschen auf Augenhöhe begegnen, so Mechau. „Wir nehmen jedes Können, jedes Wissen ernst und versuchen, bestmöglich zu unterstützen, dass Kreativität ihren Weg findet in die Welt.“
Dabei unterstützen 20 bis 30 Ehrenamtliche das elfköpfige Kernteam. Schon bisher war die Kunstschule im gesamten Landkreis mobil aktiv. Der Standort in Eisenach soll die Schule sichtbarer und auch leichter erreichbar machen. Das Ladenlokal findet Mechau „ideal“, denn es ist barrierefrei und liegt in einem verkehrsberuhigten Bereich. Außerdem ist es durch Bahnhof, Busbahnhof und Parkhaus gut erreichbar und liegt zentral in der Stadt.
Kunstatelier in Eisenach will barrierefrei und inklusiv arbeiten
Gerade die Barrierefreiheit ist dem Verein wichtig – sie soll im neuen Standort in Eisenach ausgebaut werden, sagt Geschäftsführerin Mechau weiter. „Unsere Vision ist, dass es zu einem inklusiven Kunstatelier werden wird, das zum einen Kindern und Jugendlichen, aber auch Senioren, Erwachsenen einen Ort bietet zum kreativen Arbeiten.“
Begonnen hat es jetzt erst einmal mit dem „Kinderatelier“. Die Pappfiguren haben mittlerweile im Schattentheater Fangen gespielt. Der achtjährigen Maja gefällt es gut. Sie möchte ab jetzt immer kommen: „Und ich freu mich schon mal!“