Als mein Kollege Uwe Pollmeier in der Redaktion über seine Eindrücke der Verhandlung vor dem Bielefelder Landgericht berichtete, war er selbst ein wenig überrascht. Irgendwie sei es dort „wie auf dem Basar“ zugegangen. Und dabei waren doch Millionensummen im Spiel.
Nun, auch um Millionensummen lässt sich eben vortrefflich feilschen – und wer zivilrechtliche Auseinandersetzungen wie die zwischen den Unternehmern Ralf Weber und Christian Busch häufiger verfolgt, für den sind solche Verhandlungen keine Überraschung.
Denn letztlich ging es beim Termin zum Streit um den Verkauf des Outlets im Ravenna-Park von Ralf Weber an Christian Busch um eine Einigung. Keine Seite hatte Interesse daran, weiter zu prozessieren – weil das Geld gekostet hätte und mit Ungewissheit behaftet gewesen wäre.
Streit um einstiges Gerry-Weber-Outlet schwelt schon länger
So war es am Ende ein vernünftiger Kompromiss unter rational verhandelnden Parteien. Dass da unter sehr konstruktiver Moderation der Richterin auf der Zielgerade fröhlich zwischen 400.000 Euro und 1,76 Millionen hin- und hergeboten und -gefordert wurde, verlieh dem Verfahren dennoch eine skurrile Note.
Unterm Strich zahlt Ralf Weber jetzt 625.000 Euro an Christian Busch, der das Outlet von ihm gekauft und anschließend erhebliche Mängel an der Immobilie beklagt hatte. Damit ist ein weiteres Kapitel in der „Hinterlassenschaft“ von Gerry Weber beendet. Ein durchaus schmutziges dazu. Der Streit zwischen Busch und Weber schwelt schon seit 2022. Busch hatte mit seinem Unternehmen Walbusch das benachbarte Logistikzentrum für 25 Millionen Euro gekauft und zudem als Privatunternehmer das Outlet gekauft. Er fühlte sich über den Zustand des Objekts getäuscht.
Rechtsstreit beendet: Unternehmer Ralf Weber muss 625.000 Euro zahlen
Vor Gericht wurde jetzt taktiert: Die Busch-Seite stellte die Mängel unter anderem an der Lüftungsanlage als möglichst gravierend dar und ging sogar so weit, das Küchengebäude als bautechnisch eigentlich nicht zulässig zu erklären. Motto: Wir mussten erheblich investieren, um diese Mängel zu beheben. Warum man solch erhebliche Probleme nicht vor einem so wichtigen Deal erkennt, darauf ging die Busch-Seite nicht ein.
Ablehnung der Ansprüche fällt Ralf Weber auf die Füße

Das Outlet im Ravenna-Park hat sich nach dem Auszug von Gerry Weber mit den drei Marken Gerry Weber, Samoon und Taifun neu aufgestellt und präsentiert neue Marken.
(© Nicole Donath)
Ralf Weber hingegen bestritt nicht nur diese Dramatik, sondern ließ über seine Anwälte andeuten, dass der Kaufpreis von 12,85 Millionen Euro trotz etwaiger Mängel angemessen sei. Dass Weber, einst selbst CEO bei Gerry Weber, die Vorwürfe von Busch als „aus der Luft gegriffen“ bezeichnet hatte, fiel ihm jetzt allerdings auf die Füße. Denn die Richterin betonte zwar, dass ihm ein bewusstes Verschweigen der Mängel nur scher nachzuweisen sein dürfte. Doch aus der Verantwortung dürfe er sich mit seiner „Dalou Verwaltungs GmbH“ eben auch nicht stehlen.
An diesem Tag wurde niemand verurteilt, sondern es gab eine Einigung über einen strittigen Sachverhalt. Doch der Eindruck entsteht: Letztlich hat der bekannte Haller Unternehmer und frühere Chef des Modekonzerns lange gezockt, um mit möglichst viel Profit aus dieser Episode des Gerry-Weber-Konzerns auszusteigen.
Zukunft des Outlets in Halle: Kaufleute sollen sich einbringen können
Unternehmerisch ist das natürlich nachvollziehbar – und doch dürfte das finanzielle Geschacher um eines der früheren Aushängeschilder von Gerry Weber bei vielen Menschen mit einem normalen Job gemischte Gefühle auslösen.
Von Gerry Weber bleiben nur noch persönliche Interessen übrig
Das mächtige Logistikzentrum und das Marken-Outlet im Ravenna-Park waren einst als Krönung des Modekonzerns Gerry Weber entstanden – als Aushängeschild und Statussymbol eines wachsenden Unternehmens am Stammsitz. Nun bleiben vom einstigen Imperium nur noch die letzten Brocken übrig, um die mitunter noch juristisch gestritten wird. Jeder will so viel wie möglich rausholen. All jene, die einst stolz waren, für Gerry Weber zu arbeiten, profitieren von diesen Deals nicht mehr.
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