Leipzig. Die Spendenaktion „Ein Licht im Advent“ der LVZ feiert ihr zehnjähriges Bestehen – und mit ihr die langjährige Partnerschaft der Sparkasse. Im Gespräch blickt Dr. Harald Langenfeld, Vorsitzender des Vorstandes der Sparkasse Leipzig, auf eine erfolgreiche Dekade des Helfens zurück und spricht über die Herausforderung, in Zeiten globaler Krisen den Blick für die Not vor der eigenen Haustür zu bewahren.
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Herr Dr. Langenfeld, die Spendenaktion „Ein Licht im Advent“ feiert in diesem Jahr ihre zehnte Ausgabe. Die Sparkasse ist dabei seit vielen Jahren ein verlässlicher Partner unserer LVZ-Aktion. Wie sehen Sie Ihre bisherige Unterstützung im Rückblick?
Wenn ich auf die vergangenen Jahre zurückschaue, erfüllt mich unsere Unterstützung für „Ein Licht im Advent“ mit großer Freude und auch ein wenig Stolz. Die Aktion zeigt jedes Jahr aufs Neue, wie viel wir gemeinsam in der Region bewegen können, wenn viele kleine Beiträge zu etwas Großem zusammenwachsen. Diese Wirkung zu sehen, motiviert uns sehr. Deshalb bleiben wir auch in Zukunft gern ein verlässlicher Partner und Förderer dieser wichtigen Initiative.
Ziel von „Ein Licht im Advent“ ist es stets, Menschen in Leipzig und der Region, die in Not geraten sind oder an Erkrankungen leiden, möglichst konkret zu helfen. Angesichts des Bedarfs: Übersehen wir manchmal angesichts der vielen Krisen und Konflikte, wenn es unserem Nachbarn schlecht geht und er Hilfe braucht?
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Ich denke, wir alle spüren, dass die Vielzahl an Krisen und Konflikten – weltweit, aber auch ganz nah – uns manchmal regelrecht überwältigt. In dieser Flut an Schlagzeilen geht leicht der Blick für das verloren, was direkt vor unserer Haustür passiert. Dabei beginnt Solidarität oft genau dort: beim Nachbarn, bei der Familie nebenan, bei Menschen, die unverschuldet in eine schwierige Situation geraten sind. „Ein Licht im Advent“ erinnert uns jedes Jahr daran, wie wichtig es ist, hinzuschauen und nicht wegzusehen. Viele Schicksale, die im Rahmen der Aktion vorgestellt werden, würden wir sonst vielleicht gar nicht wahrnehmen. Deshalb ist es so bedeutsam, dass diese Geschichten erzählt werden – sie schaffen Nähe, sensibilisieren und motivieren dazu, konkret zu helfen.
Warum Vereine für psychisch Kranke und Trauernde so wichtig sind
In diesem Jahr bitten wir unsere Leserinnen und Leser unter anderem um Spenden für Vereine und Initiativen, die psychisch erkrankten Menschen helfen oder trauernde Angehörige unterstützen. Sind beide Bereiche oft zu Unrecht Tabuthemen, die leider zu wenig Beachtung finden?
Ja, leider sind psychische Erkrankungen und auch Trauer immer noch Themen, über die viele Menschen ungern sprechen – aus Unsicherheit, aus Scham oder weil sie nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Dabei gehören beide Bereiche zum Leben dazu, und sie betreffen weit mehr Menschen, als wir oft glauben. Gerade deshalb sind Vereine und Initiativen wichtig, die Räume schaffen, in denen Menschen Verständnis, Halt und professionelle Begleitung finden. Wenn wir solche Angebote stärken, tragen wir dazu bei, die Tabus abzubauen und die Themen ins Bewusstsein der Gesellschaft zu rücken.
„Ein Licht im Advent“ erinnert uns jedes Jahr daran, wie wichtig es ist, hinzuschauen und nicht wegzusehen.
Ein anderes Problem bleibt die fehlende oder eingeschränkte Teilhabe von Kindern und Jugendlichen aus sozial benachteiligten Familien am gesellschaftlichen Leben. Wird der Riss in unserer Gesellschaft größer?
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Diese Gefahr besteht tatsächlich, und zwar besonders dann, wenn Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien nicht die gleichen Möglichkeiten haben wie ihre Altersgenossen. Wer von klein auf spürt, dass Vereine, kulturelle Angebote oder Freizeitaktivitäten unerreichbar sind, fühlt sich früher oder später ausgeschlossen. Das hinterlässt Spuren, die weit über die Kindheit hinausreichen. Umso wichtiger ist es, bestehende Hürden abzubauen und Teilhabe aktiv zu ermöglichen. Wenn wir als Gesellschaft zusammenstehen, müssen wir diesen Riss nicht größer werden lassen.
Wie die Menschen Zuversicht für die Zukunft gewinnen
Die Sparkasse selbst ist sehr engagiert, um gemeinnützige Vereine oder Initiativen zu unterstützen. Wo sehen Sie den größten Bedarf, wo spenden Sie gern persönlich?
Den größten Bedarf sehe ich dort, wo Menschen ohne eigenes Zutun an Grenzen stoßen – sei es aus gesundheitlichen, sozialen oder finanziellen Gründen. Viele Vereine und Initiativen fangen genau diese Menschen auf, oftmals mit enormem Engagement und sehr begrenzten Mitteln. Diese Arbeit verdient unsere volle Unterstützung. Persönlich spende ich besonders gern an Projekte, die Kindern und Jugendlichen Chancen eröffnen oder Familien in schwierigen Lebenslagen stärken. Wenn wir jungen Menschen Perspektiven geben und sie dabei unterstützen, ihr Potenzial zu entfalten, investieren wir in die Zukunft unserer gesamten Region. Seit vielen Jahren unterstütze ich zudem das Hospiz Villa Auguste in Stötteritz. Denn auch Menschen in der letzten Phase ihres Lebens brauchen Zuwendung. Gerade der respektvolle Umgang mit dem Anfang und dem Ende des Lebens ist ein Maßstab für die Zivilisiertheit einer Gesellschaft.

Das zurückliegende Jahr ist erneut von Kriegen, neuen Belastungen und vielen Unsicherheiten geprägt. Woher können die Menschen dennoch Mut für die Zukunft schöpfen?
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Mut entsteht oft nicht aus großen politischen Lösungen, sondern aus alltäglichen Begegnungen: wenn Nachbarn füreinander da sind, wenn Vereine und Initiativen unermüdlich helfen, wenn Menschen spenden, Zeit schenken oder Verantwortung übernehmen. Diese Gesten sind ein starkes Zeichen dafür, dass wir Krisen nicht ausgeliefert sind, sondern aktiv etwas verändern können.
Außerdem bin ich überzeugt: Unsere Region hat in den vergangenen Jahren schon viele Herausforderungen gemeistert. Dieses gemeinsame Erfahrungswissen, diese Resilienz, ist eine Ressource, auf die wir weiterhin bauen können. Wenn wir uns auf unsere Stärken besinnen und miteinander im Gespräch bleiben, gibt es allen Grund, zuversichtlich nach vorn zu schauen.
LVZ