Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) hat die Menschen in Bayern zur Grippeimpfung aufgerufen. „In Australien wurden schon Rekordzahlen an Grippeinfektionen beobachtet. Dort beginnt die Grippewelle ein halbes Jahr früher als bei uns. Ich rufe daher dazu auf, empfohlene Grippe-Schutzimpfungen konsequent wahrzunehmen“, teilte die Ministerin am Samstag in München mit.
Neue Influenza-Variante „Subklade K“: Heftige Grippewelle erwartet
„Aktuell beobachten wir in Europa die Ausbreitung einer neuen Influenza-Untergruppe“, so Gerlach. Diese Untergruppe sei zwar nicht gefährlicher als bisherige Influenza-Viren, könne aber Experten zufolge zu mehr Ansteckungen führen – Forscher rechnen mit einer um rund 20 Prozent erhöhten Fallzahl gegenüber einer durchschnittlichen Grippewelle. „Deshalb könnte die Grippewelle in dieser Saison heftiger ausfallen“, so Gerlach.
Laut der Virologin Ulrike Protzer von der Technischen Universität München liegt die Ursache dafür in den im Vergleich zu den bisher bekannten H3N2-Virenstämmen relativ starken genetischen Abweichungen der „Subklade K“: „Unsere Immunantwort kann das Virus einfach nicht so gut erkennen und es deshalb auch nicht so gut abwehren.“
Beratung zur Impfung bei Hausarzt oder Apotheke möglich
Bei der Infektion mit der neuen Influenza-Variante kann es, wie auch bei sonstigen Grippeinfektionen, zu schweren Verläufen kommen. Die Ständige Impfkommission empfiehlt die jährliche Grippeimpfung vor allem für Menschen ab 60 Jahren sowie für chronisch Kranke, Schwangere und Bewohnerinnen und Bewohner von Senioren- und Pflegeheimen.
Aber auch Menschen, die viel Kontakt mit anderen haben, profitieren demnach besonders von einem Impfschutz – etwa Pflegekräfte und medizinisches Fachpersonal. „Darüber hinaus sollte sich jeder bei seinem Hausarzt oder auch in der Apotheke beraten lassen, ob eine Impfung sinnvoll ist“, sagte Gerlach.
Experten: Influenza-Impfung schützt vor schweren Krankheitsverläufen
Neben dem neuen H3N2-K-Virusstamm hat zu den Rekordzahlen bei den Grippefällen in Australien auch beigetragen, dass sich viele Menschen dort nicht gegen Influenza hatten impfen lassen. Die Auffrischung des empfohlenen Impfschutzes kann aber helfen, in Deutschland Influenza-Rekordzahlen wie in Australien zu vermeiden. Der Grippeimpfstoff wird regelmäßig angepasst, da sich Grippeviren verändern. Laut dem Ministerium gibt es Hinweise, dass die neue Influenza-Untergruppe weniger gut zum diesjährigen Impfstoffstamm passt.
Experten erwarten dennoch, dass der Impfstoff weiterhin Schutz vor schweren Erkrankungen bietet. Erste Studien aus Großbritannien zeigen, dass die aktuellen Impfstoffe – trotz der neuen Virusvariante – gerade bei Kindern immer noch sehr gut wirken und schwere Verläufe verhindern können.
Höhepunkt der Grippewelle wohl Anfang kommenden Jahres
In der vorigen Grippesaison haben sich in Bayern nur rund 29 Prozent der Menschen ab 60 Jahren gegen Grippe impfen lassen. Dies geht aus Daten des Robert Koch-Instituts hervor. Bislang ist die Zahl der Grippe-Fälle in Bayern noch niedrig. Seit Beginn der Grippesaison am 29. September zählte das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit 1.951 Fälle (Stand: 1. Dezember). In der gesamten vorigen Grippesaison waren es demnach 74.034 Infektionen im Freistaat. Der Höhepunkt der Grippewelle wird in der Regel zwischen Ende Januar und Ende Februar erwartet.
Mit Informationen von dpa