Kurzfassung des Artikels:
- In Bad Essen kämpfte Peter Burghard dafür, einen Behindertenparkausweis für seine schwer kranke Frau zu erhalten.
- Das Landesamt für Soziales lehnte den Antrag zunächst ab, bewilligte ihn aber nach öffentlicher Aufmerksamkeit und politischer Unterstützung schnell.
- Über ein unbürokratisches Verfahren im Bürgerbüro Bad Essen kann ein zeitlich befristeter Parkausweis bei dringendem Bedarf sofort ausgestellt werden.
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Eigentlich wollte Peter Burghard nur einen Parkausweis für Behindertenparkplätze, damit er vor der Tür von Arztpraxen und Krankenhäusern parken kann, wenn er seine schwer kranke Frau zu einem Arzttermin bringt. Diesen Ausweis zu bekommen, sei gar nicht so leicht, dabei hätte es einen viel einfacheren, unbürokratischen Weg gegeben.
Zunächst hat Peter Burghard aus Büscherheide beim Landesamt für Soziales, Außenstelle Osnabrück, eine Parkberechtigung für Behindertenparkplätze beantragt. Doch die lehnte ab, weil die Merkmale aG (steht für: außergewöhnliche Gehbehinderung) fehlen. Der 76-jährige Burghard schüttelt den Kopf.
Fortschreitende PSP-Erkrankung erschwert Gehen, Sprechen, Schlucken
Seine Frau Brigitte Burghard hat die Krankheit PSP (progressive supranukleäre Blickparese), auch als Blicklähmung bekannt, bei der Betroffene nicht mehr gezielt die Augen bewegen können. 2021 bekam sie die Diagnose. „Da konnte sie noch Auto fahren“, erinnert sich ihr Mann. Doch die Krankheit verschlimmerte sich. „Die Koordination von Gehirn zu Muskeln wird weniger“, erklärt er die Krankheit. „Der Körper baut ab.“ Sie kann nicht mehr sprechen und auch das Schlucken fällt schwer, weshalb sie per Magensonde ernährt wird. Durch das verschwommene Sehen wurde sie erst unsicherer beim Gehen, dann wurde es immer schwieriger. Deshalb stützt er sie, ein Rollator gibt zusätzliche Hilfe.
Der 76-jährige Ehemann hilft der Ehefrau auf das Drehgestell (roter Griff) und damit auf den Beifahrersitz. Dazu muss die Tür ganz geöffnet sein.
Archivfoto: Eckhard Grönemeyer
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Mühsam für den 76-Jährigen Peter Burghard, seine Ehefrau vom Rollstuhl so schonend wie möglich auf den Beifahrersitz zu bringen.
Archivfoto: Eckhard Grönemeyer
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Dass das Landesamt für Soziales einfach einen Ablehnungsbescheid schickt, ohne seine Frau einmal zu treffen, darüber ärgerte sich Peter Burghard. Auch deshalb entschied er sich für eine Klage vor dem Sozialgericht, auch wenn diese eine lange Verfahrensdauer habe und viel koste. Dann ging er an die Öffentlichkeit, indem ein Bericht auf dem NOZ-Lokalportal „Wir von hier“ erschien. Der Landtagsabgeordnete Thomas Uhlen (CDU) wurde darauf aufmerksam, schrieb die Präsidentin Silke Niepel des Landesamtes für Soziales in Hannover an. „Sieben Tage später haben wir direkt die Bewilligung vom Landesamt für Soziales aus Hildesheim bekommen“, berichtet Peter Burghard. Was vorher abgelehnt wurde, war dann „innerhalb kürzester Zeit“ genehmigt.
Heute hat seine Frau nicht nur einen Schwerbehindertenausweis mit 70 Prozent Behinderung, sondern 100 Prozent, und vor allem hat sie die zusätzlichen Merkzeichen aG für außergewöhnliche Gehbehinderung darauf.
So gibt es unbürokratisch einen Ausweis für Behindertenparkplätze
Dabei hätte es im ersten Schritt viel einfacher sein können, weiß Peter Burghard heute. „Was die Bevölkerung wissen muss: Wenn jemand zum Beispiel einen Schlaganfall hat und vorübergehend an den Rollstuhl gebunden ist oder wenn man – wie wir – schnell eine Berechtigung für einen Behindertenparkplatz braucht, dann kann man bei der Gemeinde Bad Essen im Bürgerbüro unbürokratisch für ein halbes Jahr einen bekommen und bei Bedarf nochmal um ein halbes Jahr verlängern.“ Dafür braucht man ein Attest vom Arzt. Das wäre der schnelle Weg.
Gleichzeitig kann man natürlich auch den Antrag beim Landesamt für Soziales stellen und hat bis zu der Genehmigung dennoch die Möglichkeit, auf Behindertenparkplätzen zu parken – wenn die Berechtigung aus dem Bürgerbüro vorliegt. „Das muss man erst mal wissen“, so Burghard und will dieses Wissen über diesen Bericht verbreiten. „Es gibt ja viele, die eine Zeit lang wie beim Schlaganfall nicht mobil sind.“
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Allein eine Fahrt vom Zuhause in Büscherheide in der Gemeinde Bad Essen zur Neurologie im Klinikum Osnabrück am Finkenhügel ist 46 Kilometer weit. Der 76-Jährige begleitet seine Frau gerne, mit einem Taxi zudem habe er schon länger warten müssen. Dass er fährt, sei für die Krankenkasse auch von Vorteil: „Wie teuer das wohl wäre, wenn Brigitte mit dem Rollstuhl-Taxi fährt?“
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