Das weiße Fahrrad, Blumen und ein paar Kerzen. Das ist das, was auch fast zwei Wochen später an der Unfallstelle verbleibt – und an den verstorbenen Radfahrer erinnert. Hier, in der Oberlandstraße in Berlin-Tempelhof, ist am 25. November ein Radfahrer bei einem Unfall ums Leben gekommen. Laut Polizei wurde er von einem rechtsabbiegenden Lkw an der Auffahrt zur A100 übersehen und überrollt. Der 60-Jährige habe demnach schwerste Kopfverletzungen erlitten, an denen er noch am Unfallort starb.

„Radfahrer, 60 Jahre, 25.11.2025“, steht auf dem Zettel am Mahnmal. Mehr ist über den verstorbenen Mann nicht bekannt. „Bisher haben sich bei uns keine Angehörigen gemeldet“, sagt Susanne Grittner vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Berlin bei einer Demonstration an der Unfallstelle am Sonnabend. Grittner ist die Person, die sich um die weißen Fahrräder kümmert, wenn wieder ein Radfahrer in Berlin bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Die sogenannten Geisterräder sollen an die Verstorbenen erinnern und gleichzeitig eine Mahnung für mehr Verkehrssicherheit sein.

Grittner hängt dann normalerweise Aushänge mit einem Aufruf im Umfeld der Unfallstelle aus. Damit sollen Angehörige angesprochen werden, die sich beim ADFC Berlin melden können. „Wir bieten dann eine Begleitung bis zum Prozess an und geben Empfehlungen für die rechtliche Aufarbeitung“, sagt Grittner. Doch in diesem Fall hätten sich keine Angehörigen gemeldet. Zur Mahnwache am Montag seien ebenfalls keine Menschen gekommen, die augenscheinlich mit dem Verstorbenen in Verbindung standen.

ADFC Berlin: Begleitung bis zum Prozess kann Angehörigen helfen

Auch die Polizei hat wie üblich keine weiteren Angaben zum Unfallopfer gemacht. Aber: „Angehörige können sich nach wie vor bei uns melden“, sagt Grittner. Sie habe die Erfahrung gemacht, dass die begleitete Aufarbeitung den Familien oft helfe, mit dem Fall abschließen zu können. Grittner begleitet daher alle Fälle von getöteten Radfahren in Berlin vor Gericht. „Der Prozess ist oft ein entscheidender Punkt in der Aufarbeitung für die Angehörigen“, sagt sie. Auch wenn der Tod eines Menschenlebens sich natürlich nicht ausgleichen lasse.

Doch deswegen bleibe das weiße Geisterrad, das Mahnmal für den Gestorbenen, auch bis zum Ende des Gerichtsprozesses an der Unfallstelle stehen. Eigentlich müsse es bis zum Totensonntag des Folgejahres wieder verschwunden sein. Doch der Bezirk toleriere es laut Grittner auch darüber hinaus.

An dieser Stelle in der Oberlandstraße in Berlin-Tempelhof wurde ein 60 Jahre alter Radfahrer von einem abbiegenden LKW erfasst und getötet. Aktivisten fordern nun einen Fahrradweg.

An dieser Stelle wurde ein 60 Jahre alter Radfahrer von einem abbiegenden Lkw erfasst und getötet. Aktivisten fordern nun einen Fahrradweg.
© BM | Leonard Laurig

Neben dem Gedenken für das Unfallopfer kämpft Grittner außerdem dafür, dass es nicht mehr zu solchen Unfällen kommt. Am Sonnabend hat der ADFC Berlin daher zusammen mit dem Verein Changing Cities für den Bau eines geschützten Notradfahrstreifens an der Unfallstelle demonstriert. Dieser solle für mehr Verkehrssicherheit für Radfahrende sorgen, bis eine dauerhaft sichere Verkehrslösung gefunden ist.

Ein Radweg sei hier an der Autobahnauffahrt „zwingend nötig“, findet Grittner. Zwei Spuren stehen den Pkw hier zum Abbiegen auf die Autobahn zur Verfügung. Einen Radweg gibt es allerdings nicht, der endet wenige Meter zuvor. Für die Sicherheit von Radfahrenden seien das eine „nicht hinnehmbare Situation“ und „der blanke Horror“.

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