Lange vor Erding, Bad Wörishofen oder Neusäß war Königsbrunn Thermenstadt. Die Königstherme war eines der ersten Wellnessbäder Deutschlands. Seit zehn Jahren nun zieht sie keine Menschen auf der Suche nach Erholung, keine Schwimmer, Rutschenfans und Saunafreunde mehr an. Von Ende 1984 bis Sommer 2015 war die Königstherme in Betrieb. Dann meldete der Betreiber Insolvenz an, machte das Bad dicht. Ein Jahr später baute ein Augsburger Spezialunternehmen den markanten Rutschenturm im Außenbereich ab. Ein weiteres Jahr später wurde der Eigentümer Uwe Deyle zu einer Bewährungs- und Geldstrafe verurteilt, weil er das Insolvenzverfahren zu lange hinausgezögert hat. Am Ende war der Zustand der Therme nicht mehr zeitgemäß, ein Facebook-Kommentator bezeichnete sie 2014 als „verschimmelt, vergammelt und völlig überteuert“. Die Besucherzahl hatte sich da von über 400.000 pro Jahr in den Anfangsjahren in etwa halbiert. Aber vorher war die Therme ein Prachtstück Königsbrunns, das Menschen aus der ganzen Region und darüber hinaus anzog. Ein Rückblick.
Sie war ein Aushängeschild, seit zehn Jahren ist sie Geschichte: die Königstherme im Lauf der Zeit

Um hier zu baden, zu rutschen, zu entspannen kamen jährlich Hunderttausende nach Königsbrunn. Unsere Galerie zeigt die Königstherme im Lauf der Jahrzehnte.
Den ehemaligen Bürgermeister Ludwig Fröhlich begleitete die Therme während seiner gesamten 18 Jahre im Amt. Der Altbürgermeister sagt: „Die Königstherme war das prägende Merkmal von Königsbrunn.“ Sie sei ein Aushängeschild gewesen. Das kann Fröhlich mit einer Anekdote belegen: Lange bevor er gewusst habe, dass er jemals nach Königsbrunn ziehen würde, habe er sich die Königstherme schon genauer angeschaut. Damals stand er als Hochbauleiter im Dienste der mittelfränkischen Stadt Herzogenaurach, die sich in Königsbrunn Inspiration für das Freizeitbad Atlantis geholt hat, das 1989 eröffnet wurde.
Titania und Co.: Konkurrenz war schlecht fürs Geschäft der Königstherme
Der Altbürgermeister lobt Architekt Werner Deyle. „Er war auf dem Gebiet ein echter Kenner und Macher.“ Deyle senior erlebte nur die erste Hälfte der Königsthermenzeit mit, er starb 1999. Als einen Grund für das nachlassende Interesse am Baden und Saunieren in Königsbrunn sieht Fröhlich auch den Bau zahlreicher weiterer Freizeitbäder und Thermen in Bayern im Laufe der vergangenen Jahrzehnte, etwa in Neusäß, Bad Wörishofen und Erding.

Icon vergrößern
Der Weltrekordversuch im Simultan-Puzzeln wurde 2004 in Königsbrunn unternommen. Taucher puzzelten dafür unter Wasser in der Königstherme.
Foto: Fred Schöllhorn (Archivbild)
Schließen
Icon Schließen
Icon vergrößern
Icon verkleinern
Icon Pfeil bewegen
Der Weltrekordversuch im Simultan-Puzzeln wurde 2004 in Königsbrunn unternommen. Taucher puzzelten dafür unter Wasser in der Königstherme.
Foto: Fred Schöllhorn (Archivbild)
Gerne denkt Fröhlich an den ersten Deutschen Puzzletag im Jahr 2004 zurück. Der fand in Königsbrunn statt. Überall wurde gepuzzelt, auf der Straße, in der Schule, im Kindergarten. „Es waren alle dabei, alle haben mitgewirkt“, sagt fröhlich. Einen Höhepunkt gab es in der Therme: „Da hat man unter Wasser Puzzle gemacht.“ Auch an die 20-Jahr-Feier der Therme, bei der er mit Uwe Deyle in einer Gondel im venezianischen Stil über ein Becken gefahren wurde, erinnert sich der Altbürgermeister.

Icon vergrößern
In der Gondel durch die Königstherme: Mit Sektglas auf dem Wasser unterwegs waren Eigentümer Uwe Deyle (Mitte links) und Königsbrunns damaliger Bürgermeister Ludwig Fröhlich (Mitte rechts) bei der 20-Jahr-Feier.
Foto: Reinhold Radloff (Archivbild)
Schließen
Icon Schließen
Icon vergrößern
Icon verkleinern
Icon Pfeil bewegen
In der Gondel durch die Königstherme: Mit Sektglas auf dem Wasser unterwegs waren Eigentümer Uwe Deyle (Mitte links) und Königsbrunns damaliger Bürgermeister Ludwig Fröhlich (Mitte rechts) bei der 20-Jahr-Feier.
Foto: Reinhold Radloff (Archivbild)
Nicht nur entspannen und planschen: In der Königstherme wurde gefeiert
Die genannten Beispiele zeigen: In der Königstherme wurde nicht nur entspannt und geplanscht, sondern auch viel gefeiert. Nicht nur zum 20-jährigen Bestehen. Auch die „Beach Party 2005“, die „Secret Garden Party“ 2008 und die „CCK-Nikolausparty“ 2008 hatten mit der Königstherme einen besonderen Veranstaltungsort.

Icon vergrößern
Für das Kamerateam von Jörg Kachelmann war in der Königstherme einiges geboten: Mitglieder des Segelclubs segelten durchs Becken.
Foto: Privat (Archivbild)
Schließen
Icon Schließen
Icon vergrößern
Icon verkleinern
Icon Pfeil bewegen
Für das Kamerateam von Jörg Kachelmann war in der Königstherme einiges geboten: Mitglieder des Segelclubs segelten durchs Becken.
Foto: Privat (Archivbild)
Auch der berühmte Wettermann aus dem Fernsehen schaute in Königsbrunn vorbei. Während ihn damals, im Jahr 2001, vor allem die Wetterstation am Mercator-Forum interessierte, die er offiziell einweihte, verschlug es sein Kamerateam in die Therme. Dort filmte es etwa, wie Mitglieder des Königsbrunner Segelclubs durch ein Becken segelten. Woher kam die Brise? Die Freiwillige Feuerwehr war mit großen Ventilatoren angerückt.
Neben vielen positiven gab es von Anfang an auch negative Schlagzeilen zur Königstherme
Neben zahlreichen positiven Anekdoten hält die Geschichte der Königstherme auch schlimme Momente bereit. 1987 starb ein sechsjähriger Bub nach einem Badeunfall. Zu weniger schwerwiegenden Unfällen kam es im Lauf der Jahrzehnte immer wieder.
Chronologie der Königstherme
- Oktober 1983: Der Bau beginnt, die 47 Millionen Mark teure Königstherme entsteht in Kombination mit der Eishalle
- Dezember 1984: Eröffnung der Königstherme. Sie ist beliebt, verzeichnet anfangs mehr als 400.000 Besucher pro Jahr
- März 1999: Architekt Werner Deyle stirbt. Er war der Macher der Königstherme
- Dezember 2004: Da gibt es noch Grund zum Feiern – die Königstherme wird 20 Jahre alt. Gefeiert wird unter anderem mit Gondel im venezianischen Stil auf dem Wasser
- Juni 2006: Die Therme wächst, ein Solebad kommt dazu, auch im Saunabereich tut sich etwas
- Frühjahr 2015: Eigentümer Uwe Deyle (Sohn von Werner Deyle) bietet der Stadt die Königstherme zum Kauf an
- Juni 2015: Der Stadtrat will nicht, Deyle meldet daraufhin Insolvenz an, die Therme macht dicht
- 2018: Der (Teil-)Abriss beginnt
- Januar 2020: Das Naturmuseum zieht in die Reste der Königstherme
- Dezember 2025: Temperaturschwankungen, Feuchtigkeit, Heizungen fallen aus: Das Naturmuseum muss ausziehen
- 2030? Ob in fünf Jahren aus der ehemaligen Königstherme das Königsbrunner Forum geworden ist, wird sich zeigen
Die positiven Erinnerungen dürften für viele Königsbrunner überwiegen. Sie vermissen ihre Therme, seit sie nicht mehr da ist. Das zeigt ein altes Werbevideo der Therme auf Facebook. Darunter kommentierte die Nutzerin Lisa Weihers: „Da kommen Erinnerungen hoch. Wie gut war es da immer.“ Eine andere Königsbrunnerin schrieb: „Das war unsere Therme.“ Robert Hahn fand: „Jammerschade, dass hier nicht mehr für den Erhalt der Therme getan wurde.“
Ausblick: Königstherme war einmal, jetzt könnte Königsbrunn das Forum bekommen
Wie es mit den Resten der Königstherme weitergeht? Das wird sich in wenigen Jahren zeigen. Hier soll das Forum entstehen, ein Ort für Kultur, Museen, Veranstaltungen. Für das Millionenprojekt gibt es aller Voraussicht nach eine Millionenförderung. Doch auch danach muss Königsbrunn nach aktuellem Stand rund 16 Millionen Euro selbst aufbringen. Die Stadt verkauft dafür Grundstücke. Im Stadtrat wird immer wieder vereinzelt Kritik am Projekt laut. Die Mehrheit steht bislang dahinter. Läuft alles nach Plan, soll der Bau 2030 fertig sein. (mit adi, hsd)
Erinnern Sie sich noch an Tage und Momente in der Königstherme? Was hat ihnen Königsbrunns einstiges Aushängeschild bedeutet? Schreiben Sie uns eine Mail an redaktion@schwabmuenchner-allgemeine.de.

Icon vergrößern
Neben dem Wellnessbereich waren die Rutschen ein Anziehungspunkt der Königstherme.
Foto: Marcus Merk (Archivbild)
Schließen
Icon Schließen
Icon vergrößern
Icon verkleinern
Icon Pfeil bewegen
Neben dem Wellnessbereich waren die Rutschen ein Anziehungspunkt der Königstherme.
Foto: Marcus Merk (Archivbild)
-
Marco Keitel
Icon Haken im Kreis gesetzt
Icon Plus im Kreis
-
Königsbrunn
Icon Haken im Kreis gesetzt
Icon Plus im Kreis
-
Königstherme
Icon Haken im Kreis gesetzt
Icon Plus im Kreis