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NewsIn der Ausstellung „News“ lässt sich interaktiv einiges über die eigenen Vorlieben in Sachen Nachrichten herausfinden. © Gauges

Die Schau richtet sich an Jugendliche ab zwölf Jahren. Doch auch Erwachsene können hier noch etwas über Fake-News und KI lernen.

Nachrichten haben es in unserer polarisierten Öffentlichkeit immer schwerer durchzudringen. Der Nachwuchs informiert sich häufig nur noch über seine vom Algorithmus gesteuerten digitalen Kanäle, aber auch zahlreiche Erwachsene sind von klassischen Medien kaum mehr zu erreichen. Umso empfehlenswerter ist die Ausstellung „Nachrichten – News“ im Frankfurter Museum für Kommunikation. Sie richtet sich vornehmlich an jugendliche Besucher (ab 12 Jahren), hält aber auch für ein älteres Publikum lohnende Überraschungen bereit.

Service

Die Ausstellung „Nachrichten – News“ ist bis zum 6. September 2026 im Museum für Kommunikation Frankfurt, jeweils dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr (mittwochs von 10 bis 20 Uhr) zu sehen. Sie richtet sich an Besucher ab zwölf Jahren und bietet auch ein umfangreiches Rahmenprogramm. Führungen gibt es jeweils sonntags um 16 Uhr. Infos dazu unter www.mfk-frankfurt.de/nachrichten-news.

Eigenes Wissen testen

Die Ausstellungsmacher gehen dabei so geschickt wie unterhaltsam vor. Sie verbinden die chronologisch nacherzählte Geschichte der Nachricht mit verschiedenen interaktiven Stationen, an denen das eigene Wissen getestet werden kann. Los geht es im großen Ausstellungsraum dabei mit der Aufforderung ans Publikum, Vorlieben zu benennen. Lokales oder Sport, Wirtschaft oder Politik? Je nach Alter darf man dann eine farblich unterschiedliche Büroklammer an die eines Vorgängers hängen, so dass an dieser Station lange bunte Ketten entstehen. Erste Erkenntnis: Ältere bevorzugen das Lokale, während der Sport und das Verbrechen bei den Teenagern ganz oben in der Prioritätenliste stehen. Aber auch die zunehmende Nachrichtenverdrossenheit, die Themen Werbung, Propaganda und Fake-News werden auf dem weiteren Rundgang zum multimedial behandelten Thema.

Einen inhaltlichen Schwerpunkt bildet, wie könnte es bei diesem Ausstellungstitel anders sein, die Arbeit der auch vom Anzeiger genutzten dpa. Unterschiedliche Agentur-Mitarbeiter geben über ein Videoscreen Auskunft über ihre Tätigkeiten, vom Redakteur über den Fotograf bis zum Korrespondenten. Karten zeigen ihre Arbeitsgebiete, Erklärtexte verdeutlichen den Unterschied zwischen Meldung und Meinung.

Und dann dürfen die Besucher auch immer wieder selber ran. An einer Bildschirmstation gilt es etwa zu beantworten, ob es sich bei den folgenden zehn Textstücken um eine Nachricht, einen Kommentar, um Werbung oder Fake-News handelt. Gar nicht so einfach, wenn es darum geht, den Unterschied zu erkennen zwischen einem Podcast, in dem der Ex-FDP-Chef Christian Lindner mit einem Gegenüber spricht, und einem Podcast, den der Spiegel mit dem Ex-FDP-Vorsitzenden Lindner führt. Am Ende dieser Fragerunde lässt sich anhand der erzielten Punktzahl erkennen, wie sattelfest man in Sachen Nachrichten erkennen ist.

Auch spannend ist die im Schnelldurchgang anhand vieler Beispiele erzählte Entwicklung der Handelsware Nachricht. Auf mittelalterlichen Marktplätzen verbreiteten sich Geschehnisse noch von Angesicht zu Angesicht. Es folgte die Erfindung der Post, der Telegraph, der Siegeszug der auf Brieftauben setzenden Agentur Reuters und schließlich die Zeitungen, die vom Agenturmaterial lebten, während sie ihr Geld zunehmend mit Anzeigen verdienten. An einer Hörstation erzählt dazu ein Mitarbeiter von Wolffs Telepraphischem Bureau zu Beginn des 20. Jahrhunderts von seiner Arbeit im pulsierenden Berlin.

Digitale Revolution

Hinzu kommen schließlich das Radio, die Magazine und das Fernsehen, um in immer kürzerem Takt News zu verbreiten. So können die Besucher etwa eine Ausgabe der „Tagesschau“ aus den 1950ern mit der einer damaligen „Aktuellen Kamera“, das Gegenstück der DDR, vergleichen und bewerten. Schon dieser groteske Ausschnitt des Propagandakanals zeigt: Nachrichten wurde schon immer auch dazu genutzt, vorgefertigte Meinungen zu verbreiten. Auch die erste Folge der RTL-Nachrichten ist zu sehen, als „7 vor 7“ am Starttag des privaten Senders im Jahr 1984 ausgestrahlt. Da geht es aber weniger um Meinungen als vielmehr um Action, wenn etwa im Vorspann ein Helikopter startet und ein Kameramann wie ein Polizeidetektiv ins Auto springt. Für heutige Betrachter hat das allerdings eine eher bizarre Wirkung. Zugleich zeigt sich dabei: Die wichtigste Währung der Nachricht war und bleibt die Schnelligkeit.

Deutlich wird auch, wie sehr sich die Nachrichtenproduktion mit der digitalen Revolution verändert hat. Ein Schaubild zeigt, dass die meisten deutschen Zeitungstitel tatsächlich im Jahr 1934 existierten. Nach einem Nachkriegs-Zwischenhoch macht die aktuelle Tendenz deutlich, dass Jahr für Jahr weniger Zeitungen im Lande existieren. Dafür gibt es unzählige andere Formate, über die sich gerade die Jugend informiert. Eine riesige Tafel bietet mit Zetteln die Möglichkeit, die eigenen Lieblingsmedien zu notieren. Da ist alles vertreten: von der Online-Tagesschau über den satirischen „Postillon“ bis hin zum Influencer-Podcast. Und das Ende dieser Entwicklung ist längst nicht absehbar.

Im abschließenden Kapitel nimmt sich die Ausstellung daher der Künstlichen Intelligenz an, die bekanntlich Chance und Risiko zugleich ist. Auf einem Bildschirm zeigt ein Journalist, dass er in Tonfall und Mimik exakt so sprechen kann wie Ex-US-Präsident Barack Obama. Auf weiteren Infotafeln wird erklärt, wie der Datenjournalismus neue Arbeitsmethoden ermöglicht. Wie sich Quellen für Journalisten besser überprüfen lassen. Und wie die Nachricht über verschiedene Ausspielkanäle ihre unterschiedliche Leserschaft findet.