Eine knappe Viertelstunde war gespielt. Der FC Augsburg führte zu diesem Zeitpunkt 1:0 gegen Bayer Leverkusen. Auf den Rängen herrschte gute Laune, die nach Schlusspfiff und dem 2:0 (2:0)-Erfolg in anhaltenden Jubel übergehen sollte. Der Fußball-Bundesligist landete einen Befreiungsschlag und erinnerte in seiner Spielweise an Erfolge der vergangenen Saison: defensiv stabil, in der Offensive mit weniger lichten Momenten, aber ungemeiner Effektivität.
Die aktive Fanszene allerdings hatte nicht vergessen, wie aufregend und turbulent die vergangenen Wochen und Monate abgelaufen sind. Vor allem auch, wie wenig aus ihrer Sicht von jenem FCA geblieben ist, dem sie die Treue halten. Wie schon in der Partie gegen Borussia Dortmund (0:1) äußerten sie Kritik an der aktuellen Vereinspolitik. Dieses Mal war es nicht der N-Block, der in Erscheinung trat, dieses Mal präsentierte die stärkste Gruppierung (Legio Augusta) Banner, auf denen sie ihren Unmut äußerte.
FCA-Ultras fühlen sich nicht gehört
Als Markus Krapf vor rund drei Jahren zum Präsidenten gewählt wurde, trat er sein Amt unter dem Motto „Der neue alte FCA“ an. Die Hofmann-Zeiten sollten der Vergangenheit angehören, der Klub sollte wieder zu einem Verein mit mehr Mitsprache und Gemeinschaft werden. Aus Sicht der Ultras allerdings hat sich ihr Klub in der jüngeren Vergangenheit nicht in ihrem Sinne entwickelt. Sie kritisieren, dass ihren Anliegen auf der Mitgliederversammlung wenig Beachtung und kaum Gehör geschenkt wurde.
In Anlehnung daran schrieben sie Grün auf Weiß: „Der neue alte FCA: Baum wird Trainer, Ströll kein CEO und Krapf bleibt Kneipenwirt.“ Letztlich wünschen sich die Ultras Übergangslösung Manuel Baum als Dauerlösung auf dem Trainerposten, einen anderen Geschäftsführer als Ströll und einen anderen Präsidenten als Krapf. Auf einem weiteren Plakat gratulierte die lautstarke Fanszene zu „30.660 Mitgliedern, die ihr verarschen könnt“ und einem „Imagewechsel zur Lachnummer der Liga!“.
FCA-Trainer Manuel Baum geht vor dem Spiel zu den Fans
Der FCA hatte sich am Montag überraschend von Trainer Sandro Wagner getrennt. Nachfolger Baum hatte vor der Partie demonstrativ den Schulterschluss mit der aktiven Fanszene gesucht und war an den Zaun vor der Ulrich-Biesinger-Tribüne getreten. Er selbst wollte diese Aktion im Nachgang nicht allzu hoch hängen: „Ich bin zu den Fans gegangen und habe gesagt: Heute brauchen wir noch zehn Prozent mehr als Vollgas. Und egal, wie das Spiel ausgeht: dass man der Mannschaft ein gutes Gefühl gibt für die nächsten Wochen.“
Wie zu hören ist, soll die Führungsriege des FCA von der Kritik nicht überrascht worden sein. Banner mit Botschaften seien ein wiederkehrendes Stilmittel der Fanszene. Sportdirektor Benjamin Weber, der selbst nicht in der Kritik steht, äußerte sich nach dem Spiel gewohnt diplomatisch. Verwies auf die allgemeine Meinungsfreiheit, die „super wichtig“ sei. „Das ist eine Meinung, die man zulässt“, so Weber weiter. Zwischen den Zeilen ließ er durchklingen, dass auch er sich die vergangenen Wochen und die Entwicklung anders vorgestellt hätte. „Wir sind als Verein dabei, die Dinge zu richten und so gut wie möglich zu machen.“
Wechsel in Führungspositionen hat Weber damit nicht gemeint. Und Baum als dauerhaften FCA-Trainer wird es auch nicht geben.
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Johannes Graf
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