Moskau – Hunderte Luxus-Karossen außer Gefecht – und keiner weiß, warum! In Russland klagen Porsche-Besitzer reihenweise über defekte Alarmanlagen. Der Grund sind allem Anschein nach blockierte Bordcomputer, die verhindern, dass die Autos anspringen.
Zunächst hatte es nur vereinzelte Beschwerden in sozialen Medien gegeben, doch inzwischen werden immer mehr Fälle aus dem ganzen Land gemeldet. Die Porsches verwandelten sich in „teure Ziegelsteine“, scherzten Nutzer im Netz.
▶︎ Auch Händler, die trotz des Rückzugs von Porsche aus Russland weiterhin Autos verkaufen und einen Reparaturservice anbieten, können sich das Phänomen bisher nicht erklären. „Das Problem tritt bei allen Modellen auf“, sagte Julia Truschkowa, Serviceleiterin beim Porsche-Händler Rolf, dem russischen Medium RBK.
Doch was steckt dahinter? Laut Truschkowa könnte es sein, dass der Bordcomputer ungenaue Satellitenpositionen empfängt. „Einfach ausgedrückt: Er denkt, jemand versucht, das Auto zu stehlen, oder es wurde bereits gestohlen“, so Truschkowa. Folge: Die Alarmanlage blockiert den Wagen.
Eine mögliche Erklärung: In Moskau und anderen russischen Städten kommt es immer wieder zu GPS-Störungen. Grund ist laut Medien der Einsatz von elektronischen Abwehrsystemen, die ukrainische Drohnenangriffe verhindern sollen.
Porsche reagiert zögerlich
Die Porsche Russland GmbH bestätigte auf Nachfrage einen Anstieg von Kundenanfragen und teilte mit: „Wir gehen davon aus, dass das Problem nicht mit der Konstruktion der Fahrzeuge zusammenhängt.“
Und was sagt der Konzern in Deutschland? Das Thema liege „nicht in der Verantwortung der Porsche AG, da es sich um eine länderspezifische Ausführung handelt“, erklärte eine Sprecherin gegenüber „Auto Motor und Sport“.
Wie viele andere deutsche Autobauer hat sich auch Porsche nach dem Angriff auf die Ukraine aus Russland zurückgezogen. Die Tochterfirmen stehen zum Verkauf.
Auch der russische Ex-Präsident Dmitri Medwedew fuhr vor dem Krieg in der Ukraine Porsche
Foto: REUTERS
Trotzdem fahren weiter neue Porsche durch russische Städte – über sogenannte Parallelimporte gelangen sie ins Land. Dabei werden die EU-Sanktionen umgangen, die den Export von Luxusgütern verbieten. Besonders aktiv: der Händler Rolf.
▶︎ Nach Angaben der Deutschen Welle wurden 2024 rund 2000 neue Porsche nach Russland gebracht – 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Fast die Hälfte davon: Cayenne-SUVs.
Starthilfe durch Batterie-Trick
Weil es vom Autobauer bislang keine Lösung für das Problem gibt, müssen sich die Porsche-Besitzer selbst helfen. In Online-Foren kursieren Anleitungen, wie sich das System zumindest vorübergehend überlisten lässt. Der Trick: Batterie abklemmen (sechs bis zehn Stunden). Oder: In einer genauen Reihenfolge die Zündung ein- und ausschalten und die Pole der Autobatterie an- und abklemmen. Nachteil: Nach jedem Abstellen beginnt das Spiel von vorn.
Eine dauerhafte Lösung wäre nur der Ausbau des Fahrzeugortungssystems (VTS). Das Problem: Der Eingriff kostet laut russischen Servicezentren mehrere zehntausend Rubel.