Was sich zunächst merkwürdig anhört, hat einen sehr logischen Hintergrund. Die Vulkanaktivitäten, so die Wissenschaftler, führten zu einer Folge außergewöhnlich kalter Jahre mit einer durch Asche und Aerosolen verdunkelten Atmosphäre. Dies wiederum hatte schwere Ernteausfälle zur Folge, die zu einer Hungersnot führten, der die Menschen mit importiertem Getreide begegnen mussten. Die Städte, bereits damals in globalisierte Handelsnetze eingebunden, holten sich dieses Getreide aus dem Gebiet des Schwarzen Meeres und fingen sich ausgerechnet darüber das Pestbakterium Yersinia pestis ein. Dass andere Gebiete wie der erwähnte Teil Mitteldeutschlands weitestgehend verschont blieb, ist ein Hinweis darauf, dass es hier die erwähnten Folgen der Vulkanausbrüche nicht gab und damit eben auch die Ernteausfälle ausblieben.
Für die Wissenschaftler ist dieses Ergebnis mehr als die Erklärung historischer Phänomene. Die Beobachtung sei auch ein Hinweis auf den Umgang mit Pandemien und Globalisierung in der Zukunft. „Auch wenn eine solche Häufung von Faktoren selten ist, wird in einer globalisierten Welt die Wahrscheinlichkeit steigen, dass zoonotische Krankheiten unter den Bedingungen des Klimawandels entstehen und Pandemiepotenzial entwickeln“, warnt Ulf Büntgen vom Geographischen Institut der Universität Cambridge. Resilienz gegenüber künftigen Pandemien, so die Mitteilung beider Institute, „erfordere daher einen ganzheitlichen Blick – moderne Risikoabschätzungen sollten historische Erfahrungen stärker berücksichtigen“.