„Und alle machen die Pommes-Gabel!“ singt Frontmann Mr. Heavysaurus von der Bühne. 400 Kinder hüpfen davor auf und ab. Sie singen lauthals mit und heben ihre kleinen Hände zum Heavy-Metal-Gruß geformt in die Luft, die „Pommes-Gabel“. Mit ihrem derzeit größten Hit heizten Heavy Saurus der ausverkauften Reithalle Dresden gestern ordentlich ein. Dabei reibt man sich zunächst verwundert die Augen, denn auf der Bühne stehen vier Dinosauerier und ein Drachen. Sie tragen Lederjacken, Stachelarmbänder und Rastalocken.
Heavy Hitze unter der Dinohaut
Unter der dicken Dinohaut stecken professionelle Heavy Metal Musiker. Jürgen Steinmetz ist einer von ihnen und der beste Freund von Stegosaurus „Muffi Puffi“. Seit 2017 ist er Teil der Band, die mit den Urzeitriesen Kinder an die Musik heranzuführen will. „Gerade heutzutage ist viel mit Computer gemacht, viel KI. Uns liegt sehr viel daran, Kindern zu zeigen, was echte Live-Musik ist,“ sagt der Bassist. Dazu schlüpft er beinah jeden Tag in das mehr als zehn Kilogramm schwere Dinosaurierkostüm. Über eine Stunde dauert eine Show und ist sportliche Schwerstarbeit, nicht nur wegen des eingeschränkten Sichtfeldes. „Es ist sehr warm, besonders im Sommer. Wir haben im Inneren mal eine Temperatur von 80 Grad Celsius gemessen.“
Wir haben im Inneren mal eine Temperatur von 80 Grad Celsius gemessen.
Jürgen Steinmetz
Bassist alias Stegosaurus „Muffi Puffi“
Metal-Rock für Groß und Klein
Einige Melodien von Heavy Saurus entstammen bekannten Rocksongs der Großen. Doch die Texte sind kindgerecht. Es geht um Kaugummi, Freundschaft oder Umweltschutz. „Das ist super für Kinder gerade von Eltern, die auch in der Szene sind,“ meint Kristina Krug. Sie ist selbst großer Heavy Metal Fan und zum vierten Mal bei einem Heavy Saurus Konzert. „Mir gefallen am besten die Gitarren,“ ergänzt ihr jüngerer Sohn Michael.
Dino-Metal statt Helene Fischer
„Ich mag sie, weil es Dinos sind,“ meint die kleine Mina, deren Lieblingsmusikerin Ceratopsia-Mädchen „Milli Pilli“ ist. „Sie machen Metal für Kinder, damit sie nicht Helene Fischer hören müssen,“ witzelt Paul Dietz, der gemeinsam mit seiner Nichte zum Konzert nach Dresden gekommen ist. Eine riesige Überraschung ist der Besuch für Jakob. „Da war der Nikolaus da und dann war die Karte in meinem Stiefel drin,“ erzählt er aufgeregt. Mittlerweile spiele er zu Hause sogar selbst Schlagzeug zu den Heavy Saurus Songs. „Er versetzt sich dann eben rein und macht sich seinen Dino-Umhang um. Das ist natürlich toll,“ freut sich Mutter Theresa Pusch.
Sie machen Metal für Kinder, damit sie nicht Helene Fischer hören müssen.
Paul Dietz
besucht mit seiner Nichte das Heavy Saurus Konzert
Ursprünglich kam die Idee des Dinosauerier-Metals für Kinder aus Finnland. Eine Plattenfirma castete die Metal-Musiker für den deutschen Markt. In wechselnder Besetzung treten sie teilweise parallel in verschiedenen Städten auf. 200 Konzerte spielten sie so allein in diesem Jahr. „Das größte Erlebnis war aber sicherlich Wacken vor 35.000 Leuten morgens um 11 Uhr. Das hat uns keiner zugetraut,“ so Jürgen Steinmetz.
Erste Reihe: Zutritt nur für Kinder
Im Gegensatz zu Wacken, stehen an diesem Abend aber die Kinder in der ersten Reihe, um eine bessere Sicht zu haben. Immer wieder werden die Eltern freundlich aber bestimmt zurückgeschickt. Die rund 800 erwachsenen Begleitpersonen dürfen sich erst hinter den Kindern einreihen. Zwischen drei und zehn Jahren sind die kleinen Fans alt. Die Band achtet auf die Dezibelzahlen. Trotzdem ist es ordentlich laut in der Halle. Viele Kinder tragen einen Gehörschutz, während sie rocken, wie die Großen. Nach rund 75 Minuten endet die Show mit Riesenluftballons und Bühnenfeuerwerk. Das nächste Mal sind Heavy Saurus in Sachsen am 18. Dezember in Markneukirchen zu Gast.