Winsen. Die Adventszeit ist immer auch eine Konzertzeit, und die Musikfreunde im Landkreis Celle können sich im Dezember über eine bunte Auswahl unterschiedlicher Events freuen. Ein besonderes Highlight hatte der Kulturkreis Winsen den Gästen im „Grooden Hus“ am Freitagabend zu bieten: Das renommierte Salonorchester Hannover „Grammophons“ gab sich die Ehre und hatte ein ausgesuchtes Unterhaltungsprogramm mitgebracht – musikalisch und optisch.

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Melodien der goldenen 20er Jahre: das Salonorchester Hannover „Grammophons“ mit Sänger Volker Thies (links) und "Teufelsgeiger" Bogdan Dragus.

„In (fast) 80 Liedern einmal um die ganze Welt“ nennen die Musiker ihr neues Programm, angelehnt an Jules Vernes Klassiker „In 80 Tagen um die Welt“, der in einer Zeit spielt, als die feinen Herren noch Zylinder und Weste mit Taschenuhr trugen. Die Mode und natürlich die Musik von vor über hundert Jahren ist auch das Markenzeichen des Orchesters aus Hannover, das im Stil von Max Raabe den Melodien der „goldenen 20er Jahre“ seine Reverenz erweist.

Salonorchester Hannover „Grammophons“ begeistert im „Grooden Hus“ in Winsen

Den Auftakt machte allerdings Johann Strauss, der mit seinen Kompositionen schon Jahrzehnte früher die Menschen begeisterte. Man bekam einen Vorgeschmack von den beeindruckenden Fähigkeiten des Orchesters, das in der großen Besetzung mit acht Musikern und Musikerinnen plus einem Sänger auftrat. Für den ausdrucksstarken Gesang sorgte Volker Thies, der gleichzeitig als Conférencier das Publikum auch zwischen den Musikstücken bestens unterhielt.

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Von Strauss und den goldenen Zwanzigern: Caféhaus- und Tanzmusik aus der ganzen Welt

Caféhaus- und Tanzmusik aus der ganzen Welt war angekündigt, und das wurde auch eingehalten. Die Mehrzahl der Lieder stammte aus Deutschland, und hier wurde eine spezielle Rückschau auf das Berlin der 20er Jahre gehalten. Der Grundtenor der Liedtexte war anspruchslose Unterhaltung mit dem Schwergewicht auf Amouröses. Das Lied „Krumme Lanke“ stammt von Fredy Sieg aus dem Jahr 1923 und in typisch „Berliner Schnauze“ besingt ein Mann die anfangs überschwängliche Liebe zu einer Frau namens Emma und die emotionale Rolle rückwärts, als dann ein Kind geboren wurde: „Und denn kam der Kleene an und wir kriegten eenen Schreck janz fürchterlich …“ Er suchte sich dann bald eine Geliebte und reichte die Scheidung ein.

Lieder von Lizzi Waldmüller, Hans Albers und Bill Ramsey

Der Schlager „Du hast Glück bei den Frau’n, Bel Ami!“ war dann aber auch unter den Nationalsozialisten sehr populär. Erstmals gesungen wurde er 1939 von Lizzi Waldmüller, die mit dem Paul-Lincke-Lied „Ich bin die Frau, von der man spricht“ bekannt geworden war. Ebenfalls in der NS-Zeit beliebt war der von Hans Albers 1933 gesungene Schlager „Mein Gorilla hat ’ne Villa im Zoo“. Bill Ramsey erklang dann gleich zweimal, mit „Zuckerpuppe aus der Bauchtanztruppe“ von 1958 und „Pigalle“ von 1961.

Musiker und Teufelsgeiger brillieren im „Grooden Hus“

Das Humorniveau in den gespielten Liedern war also überschaubar, allerdings entschädigten die brillanten Fähigkeiten der Musiker für die „Witz komm raus“-Momente. Unvergessen Margaret Rutherford als Miss Marple 1961 in „16 Uhr 50 ab Paddington“ und ebenso legendär die vom Orchester gespielte Filmmusik von Ron Goodwin „Murder She Said“. Der Berliner Komponist Gerhard Winkler (1906 bis 1977) wurde vom Ensemble zweimal gewürdigt, mit seinem Welthit „Capri-Fischer“ und mit dem „Japanischen Teehaus“.

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„Er spielt die Geige schneller als sein Schatten“ ließ sich Volker Thies humorvoll über die grandiosen Fähigkeiten seines Kollegen Bogdan Dragus aus. Und der zeigte sich dann bei Vittorio Montis „Czardas“ als wahrer Teufelsgeiger und erntete für sein Solo einen verdienten riesigen Applaus.

CZ