Als Keven Schlotterbeck den 2:0-Erfolg gegen Bayer Leverkusen einordnete, wirkte er erleichtert. „Heute hatten wir auch ein bisschen das Glück des Tüchtigen. Trotzdem war es ein verdienter Erfolg“, betonte der Abwehrspieler des FC Augsburg im Bauch der Arena. Turbulente Tage lagen hinter seinen Mitspielern und ihm. Sandro Wagner musste als Trainer gehen, Manuel Baum hat übergangsweise übernommen. Und Schlotterbeck? Der war plötzlich zum Kapitän befördert worden.

In seiner Analyse bewegte sich der Spieler wiederholt in der Vergangenheit. Erzählte darüber, was den FCA früher stark gemacht hätte. Kompakt, aggressiv, mit klarem Plan und ohne Schnörkel – so hatte der FCA die Spitzenmannschaft besiegt. „Wir haben wirklich ein gutes Spiel gemacht“, sagte Schlotterbeck. Man habe gesehen, was das Team in der vergangenen Spielzeit ausgezeichnet habe, erklärte der Innenverteidiger: „Einen guten Mix zu finden.“ Gemeint war eine Mischung aus defensiver Stabilität, Intensität und der Bereitschaft, den Nebenmann zu unterstützen. Für Schlotterbeck war es ein Sieg, der sich nicht selbstverständlich anfühlte. Schon gar nicht vor dem Hintergrund der vergangenen Wochen. „Über die letzten Wochen war es nicht ganz einfach, weil wir sehr viel gefressen haben“, sagte er offen. Gegentore, Kritik, Unruhe – all das hat der Mannschaft zugesetzt.

FCA-Übergangstrainer Manuel Baum setzt auf Bewährtes

Dass sich der FCA wieder seiner eigenen Identität näherte, führte Schlotterbeck auf eine Rückkehr zu bekannten Mustern zurück: „Vielleicht war es heute ein bisschen einfacher, weil wir Grundprinzipien hatten, die wir schon letztes Jahr hatten, die wir schon kennen.“ Nach dem radikalen, gescheiterten Neuanfang unter Wagner griff Übergangstrainer Manuel Baum bewusst auf Bewährtes zurück. Schlotterbeck vermied es, kritische Worte über Wagners System zu verlieren, ließ aber zwischen den Zeilen anklingen, dass der einfachere Ansatz der bessere sein kann. Ob Wagner teils zu „verkopft“ an die Sache heranging, wurde Schlotterbeck gefragt. Seine diplomatische Antwort: „Für den einen oder anderen war es, glaube ich, ein bisschen viel. Ich kenne es schon jahrelang, ich hatte sehr viel Videoschulung unter Christian Streich (ehemaliger Trainer des SC Freiburg, d. R.). Also für mich war das kein Problem.“

Am Montag war die Mannschaft von Wagners Entlassung informiert worden. Von Teilen des Teams hatte sich der 38-Jährige persönlich verabschiedet. Die Mannschaft hätte das nicht kalt gelassen. „Es ist und bleibt immer eine Niederlage, wenn ein Trainer entlassen wird“, betonte Schlotterbeck. „Aber das ist der Fußball, er ist sehr schnelllebig. Wir wollten alle, dass es anders läuft.“ Von Schuldzuweisungen hielt er sich fern, hob stattdessen die Reaktion hervor, die im Sieg gegen Leverkusen geendet hatte. „Jetzt muss man dranbleiben, das Kapitel abhaken und Neues anfangen.“ Der Fußball sei nun mal schnelllebig, so Schlotterbeck.

Keven Schlotterbeck erstmals in einem Pflichtspiel Kapitän des FC Augsburg

Gegen Leverkusen trug er erstmals in einem Pflichtspiel die Kapitänsbinde des FCA. Schlotterbeck hatte die Markierung am Arm von Torhüter Finn Dahmen übernommen. Überrascht sei er gewesen, als Baum ihm dies am Freitag mitgeteilt habe, berichtete der Spieler. Mit seinem typischen Schmunzeln im Gesicht ergänzte Schlotterbeck: „Aber ich glaube, für das erste Mal habe ich es gar nicht so schlecht gemacht.“ Baum begründete seine Entscheidung nach dem Spiel so: „So eine Position hinten, mit mehr Überblick, schadet nie. Und er gibt der Mannschaft Energie und kann das eine oder andere Wort mit dem Schiedsrichter wechseln.“ Schlotterbeck bringt die Qualitäten eines Führungsspielers mit. Ist ein kluger, reflektierter Zeitgenosse, zugleich bodenständig und direkt. Über sich selbst sagte er: „Ich weiß, dass ich ein kommunikativer Mensch bin. Und das werde ich auch immer sein.“

Auf dem Rasen zeigte sich seine Bedeutung nicht nur in der Organisation der Defensive und dem verbalen Austausch, sondern auch in entscheidenden Momenten des Spiels. Vor dem 1:0 spielte er den öffnenden Pass in die Schnittstelle der Leverkusener Hintermannschaft. „Das war mit das Entscheidende, dass einfach zwei-, dreimal diese Lücke aufgegangen ist“, erklärte Schlotterbeck. „Und wenn man den Ball dann spielt, dann sollte er auch ankommen. Das ist er Gott sei Dank.“

  • Johannes Graf

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