Heißgetränke, eine brennende Kerze oder auch ein heißes Bügeleisen in Reichweite von Kinderhänden: Verbrennungen und Verbrühungen gehören zu den häufigsten Unfallursachen bei Kindern und Jugendlichen. Mehr als 30.000 Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren sind jährlich davon betroffen. Rund 7000 von ihnen verletzen sich so schwer, dass sie stationär im Krankenhaus behandelt werden müssen. Kleinkinder sind am stärksten gefährdet eine Verbrühung zu erleiden. Viele Unfälle lassen sich vermeiden.

Im Klinikum Stuttgart sind deshalb anlässlich des Tages des brandverletzten Kindes Kindergarten- und Grundschulkinder spielerisch für die von Feuer und heißen Flüssigkeiten ausgehenden Gefahren sensibilisiert worden. „Hast du dich schon mal an einer Kerze verbrannt“, will die junge Ärztin von Lena, vier Jahre, wissen, und als die den Kopf schüttelt, fragt sie das Mädchen, ob sie ihr mit Wasserfarben trotzdem eine Wunde auf die Hand malen darf. Lena nickt. Kurz darauf befindet sich eine kleine rote Wunde mit Brandblasen aus Gelatine auf ihrer Hand. Anschließend schickt die Assistenzärztin Lena mit den Worten „Guck mal, da drüben bei Jonas kannst du dir die Hand verbinden lassen“ einen Tisch weiter.

Im „Krankenhaus-Kino“ dürfen die Kindergartenkinder schließlich nicht nur Popcorn futtern, sondern bekommen auch noch kindgerecht Informationen zu den Gefahren, die zum Beispiel an Silvester von Feuerwerkskörpern ausgehen. „Nie Böller in die Hand nehmen“, warnt die Ärztin die Mädchen und Jungen und lässt mit einem lauten Knall einen Luftballon platzen. „Der macht doch genauso toll Krach, oder?!“ Die Kinder nicken.

Feuerwehr und Johanniter zeigen, wie Hilfe aussieht

Die Stuttgarter Feuerwehr und die Johanniter unterstützen das Klinikum beim Aktionstag. Ein Feuerwehrwagen und ein Rettungswagen stehen neben dem Olgahospital, dem Kinderkrankenhaus des Klinikums Stuttgart. Mit Hilfe eines großen Wasserschlauches dürfen die Kinder einen „brennenden Busch“ auf dem Klinikgelände löschen. Im Rettungswagen hat es ihnen besonders die höhenverstellbare Liege den Kindern angetan.

Was Silvester so riskant macht

„Letztes Jahr hatten wir rund zehn Kinder aufgrund von Verletzungen wegen fehlgeleiteter Böller bei uns im OP“, erzählt Kinderchirurg Dr. Raphael Staubach. Auch ihm ist es ein Anliegen statt Böllern lieber Luftballons krachen zu lassen. Wunderkerzen sollten immer nur mit Handschuhen angefasst werden. „Auch wenn sie schon abgebrannt sind, bleiben Wunderkerzen noch sehr lange sehr heiß“, sagt der Arzt.

Dr. Raphael Staubauch leitet die Sektion für schwerbrandverletzte Kinder und pädiatrisch-rekonstruktive Chirurgie am Klinikum. Die Verbrennungsmedizin und die plastische Korrektur ist traditionell seit vielen Jahren ein wichtiger Schwerpunkt der Kinderchirurgie. Das Schwerbrandverletzten Zentrum am Klinikum Stuttgart ist eines der größten Zentren in Deutschland und Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin (DGV). Seit über zehn Jahren hält die Kinderchirurgie Stuttgart ein offizielles Bett für schwerbrandverletzte Kinder vor. Jedes Jahr werden zirca 200 neue Brandverletzungen behandelt. Zusätzlich werden wöchentlich 30 bis 40 Patienten in der Verbrennungssprechstunde gesehen. Damit ist das Klinikum unter den Top drei Versorgern in Deutschland.

Paulinchen e.V., Initiative für brandverletzte Kinder, berät und begleitet Familien mit brandverletzten Kindern in jeder Phase nach dem Unfall. Der Verein ist Ausrichter des jährlichen bundesweiten Aktionstag des brandverletzten Kindes. Auf der Webseite des Vereines finden Eltern jede Menge Informationen wie sie ihr Kind vor Verbrennungen und Verbrühungen schützen können.