In Rödelheim werden in dieser Woche die ersten Bewohner der neuen Übergangsunterkunft In der Au einziehen können. Der viergeschossige Neubau soll zunächst von etwa 220 Menschen bewohnt werden, die nach und nach bis Ende Januar dort ankommen werden. Maximal 340 Menschen können in der Wohnanlage untergebracht werden.

Vorab konnten sich die Anwohner des Neubaus nun einen Eindruck von den 123 einfach möblierten Wohneinheiten machen, in die die neuen Nachbarn einziehen werden. Der Andrang und das Interesse waren groß, drei Termine mussten anberaumt werden.

Die Familien und Alleinreisenden, die In der Au einziehen sollen, stammen meist aus Afghanistan, Eritrea, der ­Ukraine, Rumänien und der Türkei, wie Katrin Wenzel, Leiterin der Stabsstelle Unterbringungsmanagement, beim Ortstermin erläuterte. In die Übergangsunterkunft sollen aber auch wohnungslose Deutsche vorübergehend einziehen. Es handelt sich dabei allerdings nicht um Obdachlose, die auf der Straße leben; für sie hält die Stadt eigene Einrichtungen vor. „Die Zahl wohnungsloser Frankfurter und Frankfurterinnen steigt immer weiter. Sie machen inzwischen fast die Hälfte aller in der Stadt untergebrachten Menschen aus“, sagte Sozialdezernentin Elke Voitl (Die Grünen) bei ihrem Besuch der Unterkunft am Samstag.

Sorgen aus der Nachbarschaft wegen der Einrichtung

Der Neubau wird ebenso in der Trägerschaft der Johanniter sein wie die kleinere Flüchtlingsunterkunft, die sich in unmittelbarer Nähe befindet. Dominik Heinz und Christian Russo werden beide Einrichtungen gemeinsam leiten und sind zusammen mit Oxana Stürmer, die bereits in der bestehenden Unterkunft die Arbeit der ehrenamtlichen Helfer koordiniert hat, die Ansprechpartner für die Anwohner der Unterkunft.

Als das Bauvorhaben vor einem Jahr bei einer Informationsveranstaltung vorgestellt wurde, waren eine Reihe von Bedenken gegen die Einrichtung vorgebracht worden. Zum einen, weil es in Rödelheim schon mehrere Flüchtlings­unterkünfte gibt, zum anderen aus Sorge, dass die soziale Infrastruktur durch die vielen Neuankömmlinge an ihre Grenzen stoßen könne. „Wir wollen die Ängste der Nachbarn ernst nehmen und konzeptionell darauf reagieren“, sagte Oliver Pitsch, Regionalleiter der Johanniter, bei der Eröffnung.

Raum für sich: Blick in eine der neuen Wohnungen in der UnterkunftRaum für sich: Blick in eine der neuen Wohnungen in der UnterkunftBen Kuhlmann

Rund um die Uhr wird nach seinen Worten ein Pförtnerdienst besetzt sein, tagsüber sind mehr als 40 Mitarbeiter in beiden Häusern präsent. Ihre Arbeit soll nicht nur im Haus, sondern auch in die Nachbarschaft wirken. Insbesondere Oxana Stürmer sieht sich als „Brücke zwischen den Bewohnern und der Nachbarschaft“. Ob Nähkurs oder Sprachcafé, Männerclub oder Tanzkurs, Kinderbetreuung oder Hausaufgabenhilfe – Stürmer hat schon einiges in der bestehenden Wohnanlage mit Unterstützung von Ehrenamtlichen auf die Beine gestellt, was sie nun fortführen möchte.

Betreuungsquote  soll auf 96 Prozent steigen

Einige der Familien, die nun einziehen werden, sind schon länger in Rödelheim, wohnten aber bisher in weniger geeigneten Unterkünften, von denen sich die Stadt laut Stabsstellenleiterin Wenzel trennen wird. Daher gehen vier Kinder bereits auf die Brentanoschule, weitere 19 Kinder sollen dort noch eingeschult werden. 15 Kinder sind im Kindergarten, acht Kinder im Krippenalter. Knapp 20 Kinder gehen auf weiterführende Schulen.

Der Magistrat hatte bereits im September in einer Stellungnahme angekündigt, die Zahl der Betreuungsplätze für Grundschüler in Rödelheim durch die Erweiterung des Kinderzentrums Biedenkopfer Weg um 42 Plätze zu erhöhen. Auch in der erweiterten schulischen Betreuung der Brentanoschule sind so viele neue Kapazitäten eingeplant, dass die Betreuungsquote auf 96 Prozent steigen soll.

Unabhängig vom Bau der Übergangsunterkunft wird die Brentanoschule erweitert, da sie künftig dreizügig werden soll. Bis es so weit ist, sollen vier Klassenräume als Zwischenlösung zum Schuljahr 2026/2027 in Holzmodulen auf dem Schulgelände untergebracht werden.

Die neue Wohnanlage In der Au ist nur eine von rund 100 Übergangsunterkünften, die im gesamten Stadtgebiet verteilt sind. Stand 17. November leben in Frankfurt 4953 geflüchtete und 4208 wohnungslose Menschen, wie die Stadt mitteilt. Weil diese Personengruppen auf dem extrem angespannten Wohnungsmarkt nur schwer eine Wohnung finden, leben die Menschen oftmals länger als vorgesehen in den städtischen Unterkünften. Und da viele Liegenschaften nur für einen kurzen Zeitraum als Unterkunft genutzt werden können, weil es sich um sogenannte Zwischennutzungen handelt, muss die Stadt langfristigere Übergangsunterkünfte errichten. Für den Neubau in Rödelheim hat die Stadt mit den Johannitern daher einen Vertrag über eine Laufzeit von 20 Jahren abgeschlossen.