Klein und produktiv, urteilt eine Studie
Der ökonomische Datacenter-Einfluss auf die Region Frankfurt-Rhein-Main
08.12.2025
Quelle: Pressemitteilung
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Trotz des anhaltenden Wachstums ist der unmittelbare regionalökonomische Effekt der Rechenzentrumsbranche bislang jedoch vergleichsweise gering. Zu diesem Schluss kommt eine Studie für Hessen Trade & Invest GmbH (HTAI), den Regionalverband Frankfurt-Rhein-Main, das Stadtplanungsamt Frankfurt am Main und die Wirtschaftsförderung Frankfurt GmbH, die erstmals die ökonomischen Wirkungen der Branche untersucht.
Ganz schön etwas los rund um Frankfurt am Main ….
(Bild: © gopixa – stock.adobe.com)
Rechenzentren sind die zentrale Infrastruktur der digitalen Transformation in Deutschland – und das Rhein-Main-Gebiet ist dafür ein wichtiger Standort. Mit aktuell 55 von insgesamt 76 Standorten in Frankfurt-Rhein-Main und einer Flächeninanspruchnahme von rund 63 Hektar konzentriert sich fast ein Drittel aller deutschen Rechenzentren in Frankfurt.
Der Methodenmix
(Bild: IW Consult)
Bis 2030 soll die Zahl der Standorte in der Region um 47 Prozent auf 112 steigen – besonders in den Landkreisen Offenbach, Main-Taunus, Groß-Gerau und Main-Kinzig, wo sich neue Cluster entwickeln. Während im Frankfurter Stadtgebiet auch kleinere Flächen genutzt werden, beanspruchen Standorte in der Region oft größere Grundstücke.
Während die Zahl der Rechenzentrumsstandorte nahezu linear zunimmt, geht der Trend zu größeren und leistungsstärkeren Anlagen. So ist seit 2020 zu beobachten, dass pro Fläche deutlich mehr Energie benötigt wird als zuvor.
Wirtschaftliche Effekte und Hebelwirkung
Aus wirtschaftlicher Perspektive gesehen ist die Rechenzentrumsbranche klein und zugleich produktiv. Im Jahr 2023 waren etwa 2.900 Menschen in der Region dort beschäftigt und erwirtschafteten einen so genannten Produktionswert von 2,04 Milliarden Euro. Daraus resultierte ein Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 1,25 Milliarden Euro.
Damit hat die Rechenzentrumsbranche einen Anteil an der regionalen Wirtschaft von 0,1 Prozent (gemessen an den Arbeitsplätzen), 0,4 Prozent (gemessen am Produktionswert) beziehungsweise 0,5 Prozent (gemessen am BIP-Beitrag). Mit einer Produktivität von rund 430.000 Euro je Erwerbstätigen liegt die Branche deutlich über dem regionalen Durchschnitt von 95.000 Euro. In Summe hängen etwa 4.000 Arbeitsplätze direkt oder indirekt an der Rechenzentrumsbranche.
Neben den direkten Effekten sind die Hebelwirkungen entlang der Wertschöpfungsketten bedeutsam. Für jeden Euro, den Rechenzentren in der Region erwirtschaften, werden durch Vorleistungsbezüge im laufenden Betrieb weitere 51 Cent an wirtschaftlicher Leistung angestoßen, davon allein 24 Cent in der Region.
Was bleibt hängen?
Hinzu kommen auch Investitionseffekte: Neue Rechenzentren und Modernisierungen lösen zusätzliche Nachfrage insbesondere in der Bauwirtschaft, der technischen Gebäude-Ausstattung und im Dienstleistungssektor aus. Durchschnittlich führt jeder Euro Produktionswert über Investitionen zu weiteren 31 Cent; davon geht jedoch nur 1 Cent in die Region.
Die Gesamtbranche zeichnete im Jahr 2023 für ein Steueraufkommen von 405 Millionen Euro verantwortlich. Davon entfielen 287 Millionen Euro direkt auf die Branche und weitere 117 Millionen Euro auf Zulieferer.
Besonders ins Gewicht fällt die Umsatzsteuer, die mit 239 Millionen Euro knapp 59 Prozent des Steueraufkommens der Branche ausmacht. Die Lohnsteuer trägt 19 Prozent bei, während die Gewerbesteuer mit 41 Millionen Euro rund 10 Prozent beisteuert. Körperschaftsteuer mit 30 Millionen Euro, 7 Prozent, und Einkommensteuer auf Personengesellschaften mit rund 19 Millionen Euro, 5 Prozent, kommen noch dazu.
Also: Bei den Standortkommunen der Rechenzentren in der Region verbleiben dem Schätzmodell zufolge etwa zehn Prozent des verursachten Steueraufkommens. Der Großteil hiervon ist auf die Gewerbesteuer zurückzuführen.
Spillover-Effekte der Rechenzentrumsbranche in Stadt und Region
Die Studie zeigt, dass die Rechenzentrumsbranche in der Metropolregion Frankfurt-Rhein-Main im Verhältnis zur Gesamtwirtschaft klein ist, aber wichtige Spillover-Effekte auslöst. Zwar sind auf Kreisebene keine signifikanten Auswirkungen auf Produktivität oder BIP messbar, da der Sektor im Vergleich zu anderen Branchen klein ist. Es deutet sich jedoch eine Verschiebung der Wirtschaftsstruktur zugunsten dienstleistungsorientierter Branchen sowie eine erhöhte Gründungsdynamik an, insbesondere bei High-Tech-Startups im digitalen Ökosystem der Region.
Stand: 20.11.2020
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Relevante Effekte zeigen sich im Innovationsumfeld: Rund 20 Prozent der befragten Unternehmen sehen das digitale Ökosystem in Frankfurt als entscheidenden Standortfaktor, 12 Prozent bewerten die Nähe zu Rechenzentren als erfolgsrelevant.
Diese Unternehmen weisen überdurchschnittlich hohe Innovationsleistungen in Produkt-, Dienstleistungs- und Prozessinnovationen auf. Rechenzentren tragen zudem zum positiven Digitalimage der Mainmetropole bei und fördern die Ansiedlung technologieorientierter Unternehmen.
Auswirkungen auf die regionale Infrastruktur
Rechenzentren wirken auch indirekt auf die regionale Infrastruktur: Sie treiben den Ausbau von Energie- und Netzinfrastruktur voran, erzeugen aber gleichzeitig Flächen- und Ressourcenkonkurrenzen. Laut Studienmacher sei eine differenzierte Betrachtung wichtig, zumal solche Konkurrenzen nicht nur in Frankfurt, sondern auch in weiteren Teilräumen der Region aufträten.
Nach ihren Erkenntnissen kommen potenzielle Vorteile einer Rechenzentrumsansiedlung vor allem dort stärker zum Tragen, wo Flächenkonkurrenzen weniger ausgeprägt sind. Solche Ansiedlungen können für Kommunen unter verschiedenen Gesichtspunkten attraktiv sein, etwa durch regelmäßige Gewerbesteuereinnahmen und eine geringe Verkehrsbelastung. Sie stärken die lokale Wirtschaftsstruktur und die Rolle Deutschlands als Rechenzentrumsstandort.
Wachstumspotenziale
In den vergangenen fünf Jahren ist die Rechenzentrumsbranche deutlich stärker gewachsen als die Gesamtwirtschaft. Das Branchen-BIP in Frankfurt-Rhein-Main hat sich seit 2019 etwa verdoppelt, in Frankfurt am Main stieg es um knapp 90 Prozent.
Die Gesamtwirtschaft der Region und der Stadt legte jeweils um rund 16 Prozent zu. Bis 2029 wird ein Anstieg des Branchen-BIP um 175 Prozent in der gesamten Region erwartet; davon etwa 53 Prozent in Frankfurt am Main.
Auch die Wachstumspotenziale unterscheiden sich innerhalb der Region: Die Zahl der Rechenzentren in Frankfurt am Main wird bis 2030 zwar auf 68 Standorte steigen, doch ist der weitere Ausbau durch hohen Flächenverbrauch und begrenzte Stromkapazitäten stark eingeschränkt.
Von Kommune zu Kommune unterschiedlich
Im hessischen Teil der Metropolregion verläuft das Wachstum dynamischer: Bis 2030 wird die beanspruchte Fläche für Rechenzentren in der Region um 137 Prozent auf rund 268 Hektar anwachsen.
Es zeichnet sich eine Verschiebung ab: Während Frankfurt am Main mit dem Internetknoten DE-CIX (Deutscher Commercial Internet Exchange) weiterhin das Zentrum der Branche bleibt, werden die Umlandkreise an Bedeutung gewinnen. Dort stehen weitere Flächen und Stromkapazitäten für den Bau neuer Rechenzentren zur Verfügung, so dass Rechenzentren vermehrt zu einem regionalen Thema werden.
Stadträtin Stephanie Wüst, Dezernentin für Wirtschaft, Recht und Stadtmarketing, kommentiert: „Rechenzentren sind nicht nur ein technisches Rückgrat der Digitalisierung, sondern ein hochproduktiver Wirtschaftsfaktor für Frankfurt und die gesamte Region. Mit ihren Wertschöpfungs- und Innovationseffekten stärken sie unseren Standort im internationalen Wettbewerb.“
Gleichzeitig werde deutlich, dass jetzt die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden müssten, um Wachstum, Flächeneffizienz und Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen. „Für uns bedeutet das, im Austausch mit Region und Wirtschaft zu bleiben. Denn unser gemeinsames Ziel ist es, Frankfurt und die Region weiterhin als der ‚Prozessor‘ des digitalen Ökosystems zu positionieren – und dabei neue Wachstumspotentiale, insbesondere auch in den Zukunftsthemen Künstliche Intelligenz und Quantentechnologie zu erschließen.“
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