C omedian Vince Ebert hat sich detailliert zu den Gründen für seinen Rückzug von der Bühne geäußert. Ebert hatte vor wenigen Tagen auf LinkedIn angekündigt, seine Auftritte nach dem Jahr 2026 zu beenden.
Als Grund nennt der 54-Jährige im Interview mit „Bild“ eine wachsende gesellschaftliche Gereiztheit. Diese lasse ihn zunehmend daran zweifeln, ob seine Botschaft von Rationalität und Pragmatismus heute noch Gehör findet: „Ich habe das Gefühl, alles gesagt zu haben“, sagt Ebert. Seit Monaten habe er über den Schritt nachgedacht.
Ebert schildert, dass er in den vergangenen Jahren vermehrt als politisch unliebsam eingestuft worden sei – ähnlich wie andere prominente Bühnenkünstler, etwa Dieter Nuhr oder Monika Gruber. Er berichtet von Fällen, in denen Theater oder Veranstalter durch Beschwerden unter Druck geraten seien, seine Auftritte zu hinterfragen: „Noch ist es mir nicht passiert, aber es ist immer knapp vorm Canceln“, berichtet Ebert. „Es liegt nicht an den Irren, die sich melden, sondern an denen, die auf sie reagieren“, sagt Ebert. Aus Angst vor Kritik wachse eine Kultur der Vorsicht, die zunehmend zu einer Selbstzensur führe.
Mangelnde Bereitschaft zur Verantwortung
Ebert wirft Teilen seines Publikums eine mangelnde Bereitschaft vor, selbst Verantwortung zu übernehmen. Häufig hätten ihm Besucher oder Führungskräfte nach Shows zugestimmt und gleichzeitig betont, sie könnten seine Kritik öffentlich nicht äußern. „Wenn es hart auf hart kommt, lassen die einen über die Klinge springen“, sagt er. „Das Gros der vernünftigen Menschen wird immer mehr zu Duckmäusern. Nicht die ideologisierten Ränder sind das Problem, sondern die vielen, vielen Menschen auf allen Ebenen, die sich anpassen.“
Er wolle nicht zum „Märtyrer der Bürgerlichen“ werden oder als Stellvertreter für jene dienen, die zwar klatschten, aber nicht selbst Position bezögen: „Wenn das Pferd tot ist, muss man absteigen. Das ist Pragmatismus. Aus eigener Psychohygiene: Ich will nicht die nächsten fünf Jahre durch Talkshows gehen und immer dasselbe sagen. Ich habe zu dieser Situation alles gesagt.“
Seine Entscheidung sei auch Ausdruck einer wachsenden Frustration über die gesellschaftliche Lage. Deutschland befinde sich in einer „mentalen Rezession“, die sich in Resignation und politischer Passivität zeige. „Diese Duldungsstarre der Deutschen: Immer noch zu denken, das löst sich von selbst. Das ist frustrierend“, so Ebert. Er wolle nicht weitere Jahre dieselben Warnungen wiederholen. „Ich sehe die Aufgabe als erledigt. Jetzt bin ich müde.“
Bis Ende 2026 will Ebert noch mit seinem aktuellen Programm „Vince of Change“ auftreten. Auf die Frage, ob ein politischer Wandel – etwa unter einem Kanzler Friedrich Merz – ihn zum Weitermachen bewegen könnte, reagiert Ebert mit Gelächter. Merz habe „höchstens ein Jahr“ Zeit.