Ein Missbrauchs-Skandal an einer Schule erschüttert Frankreich – und könnte zur Gefahr für Premierminister François Bayrou (73) werden!
▶︎ An dem katholischen Internat Notre-Dame de Bétharram am Fuße der Pyrenäen sollen Lehrer und Betreuer über Jahrzehnte hinweg Schüler sexuell missbraucht und gequält haben. Im Jahr 2023 brachen etliche Betroffene ihr Schweigen, jetzt äußerte sich auch ein prominentes Opfer zu den ungeheuerlichen Vorgängen.
Das katholische Internat Notre-Dame de Bétharram
Foto: GAIZKA IROZ / AFP
Die Tochter des aktuellen Regierungschefs enthüllte in einem Interview mit der französischen Illustrierten „Paris Match“ schockierende Details über die Zustände an der katholischen Lehranstalt. Unter anderem erzählte Hélène Perlant (53) auch, wie sie im Alter von 14 Jahren während eines Sommerlagers in den 1980er-Jahren von einem Priester schwer misshandelt wurde.
Tritte von 120-Kilo-Pater
Besonders traumatisch war eine Begegnung mit dem im Jahr 2000 verstorbenen Pater Lartiguet: „Eines Abends, als wir unsere Schlafsäcke auspackten, packte mich Lartiguet plötzlich an den Haaren, schleifte mich mehrere Meter über den Boden und schlug und trat auf meinen ganzen Körper ein, besonders in den Bauch. Er wog etwa 120 Kilo.“ Perlant weiter: „Um es ganz offen zu sagen: Ich habe mich vollgenässt und lag die ganze Nacht nass in meinem Schlafsack.“
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Der Skandal könnte insbesondere für ihren Vater brisant werden. Laut Medienberichten wird Bayrou beschuldigt, schon als Bildungsminister zwischen 1993 und 1997 von den Zuständen an der Schule gewusst, aber nichts unternommen zu haben. Dabei besuchten gleich mehrere seiner insgesamt sechs Kinder die Schule, zudem unterrichtete seine Frau in den 1990er-Jahren dort Religion.
„Es war ein Terrorregime“
In dem Interview versucht Perlant zu erklären, warum die Opfer ihre Leiden so lange verschwiegen: „Bétharram war wie eine Sekte oder ein totalitäres Regime organisiert, das psychologischen Druck auf Schüler und Lehrer ausübte, damit sie den Mund hielten.“ Es sei dafür gesorgt worden, dass die Betroffenen sich schämten. „Es war ein Terrorregime“, so die 53-Jährige.
Am 14. Mai muss Bayrou vor einem Untersuchungsausschuss aussagen
Foto: Thomas Hubert/Pool/ABACA/Shutterstock
Perlant geht davon aus, dass ihr Vater wie viele andere im Umfeld der Schule nicht begriffen habe, was dort vorgeht. Viele Erwachsene hätten sich geweigert, der Wahrheit ins Auge zu sehen, weil für sie sonst eine Welt zusammengebrochen wäre.
„Zerreißt mir als Familienvater das Herz“
▶︎ Seine Tochter habe den Vorfall ihm gegenüber nie erwähnt, sagte Bayrou am Mittwoch. Dass auch sie Opfer der Gewalt geworden sei „zerreißt mir als Familienvater das Herz“. Dass es zu solchen Entgleisungen kommen konnte, „ist für mich fast unerträglich“, fügte er hinzu.
Eine Untersuchungskommission des Parlaments beschäftigt sich aktuell mit den Vorgängen. Bayrou soll am 14. Mai vor dem Ausschuss aussagen.
Die Vertuschung: Missbrauch und sexuelle
Gewalt in der Kirche
Quelle: BILD23.04.2025