Bielefeld. Hunderte Menschen – überwiegend Familien mit kleinen Kindern – pilgerten am Sonntagnachmittag bei trockenem Wetter zum Flugplatz Windelsbleiche, um dem Nikolaus zu begegnen. Der landete spektakulär in einem Flugzeug, um die staunenden Kleinen flächendeckend mit Stutenkerlen zu versorgen.
Die beliebte, alljährlich von der Flughafen GmbH eingefädelte Aktion nahmen rund 40 Demonstranten zum Anlass, um für Aufmerksamkeit unter den Passanten für ihren Protest gegen die Planung eines weiteren Flughafen-Ausbaus zu werben und Fragen zu beantworten. Dabei blieb die Gruppe, die sich aus Anwohnern des Flugplatzes sowie Mitgliedern von BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz) und Extinction Rebellion zusammensetzte, diszipliniert außerhalb des Flugplatzgeländes, reihte sich entlang des Zauns an der Flugplatzstraße auf.
Wie berichtet, plant die Flughafen GmbH den Bau eines neuen Flugzeughangars sowie die Verlegung der Windenschleppstrecke für den Segelflug. Mit Plakaten und Transparenten wiesen die Bürger auf die ihrer Meinung nach steigenden Gefahren für Natur, Klima und Umwelt im sensiblen Bereich des Flughafengeländes hin, zugleich auf ihre Sorge um weiter steigende Belästigungen durch Lärm und Abgase der Flugzeuge.
Geertz: „Fast der ganze Flugplatz ist ein Biotop“
Am Rande des Familien-Events: Lars Oliver Geertz (Mitte), Geschäftsführer der Flughafen GmbH, im Gespräch mit Demonstranten, die sich gegen einen weiteren Ausbau des Flughafens mit Neubau eines Hangars und weiteren Aspekten wenden.
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„Das sind keine leisen Segelflieger, die hier in der Mehrzahl starten und landen, sondern Jets und Hubschrauber“, bemängelten die Anwohner Christian Hoffmann und Christoph Vohns. Zum morgendlichen Getöse der Maschinen von ostwestfälischen Unternehmen komme an Wochenenden ein reger Schulungsbetrieb mit Helikoptern sowie private Jets.
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Eine andere Nachbarin: „Es ist kaum möglich, mal einen ruhigen Nachmittag auf der Terrasse zu verbringen.“ Werde der Betrieb durch einen neuen Hangar ausgeweitet, befürchten die Betroffenen eine weitere Verschlechterung ihrer Wohnbedingungen. Ein anderes Thema nehmen die Umweltschützer vom BUND in den Fokus: Sie bemängeln den Umgang mit den als Biotop ausgewiesenen Anteilen des Flughafens und eine Missachtung seiner Rolle in der städtischen Trinkwasserversorgung.
Der Geschäftsführer der Flughafen GmbH, Lars Oliver Geertz, ging der Diskussion mit den Demonstranten keineswegs aus dem Weg, sondern stellte sich der Kontroverse. Während Versammlungsleiterin Anke Werning vor Plakaten mit Aufschriften wie „17.000 Flüge pro Jahr – es reicht“ auf die Gefährdung des Biotops hinwies, konterte Geertz: „Fast der ganze Flugplatz ist ein Biotop, allerdings in unterschiedlicher Qualität. Wenn wir an einer Stelle Natur versiegeln, kompensieren wir das schon immer an anderer Stelle mit Ausgleichsflächen.“
Werning: „Klammheimlicher Bauantrag unter dem Radar“
Diese Argumentation mochte Werning nicht stehen lassen: „Wo neue Flughallen gebaut werden, zieht das weiteren Verkehr nach sich, alles andere wäre ja widersinnig.“ Und das könne dann ein neuer geschützter Bereich nicht ausgleichen. Sie und andere kritisierten „den klammheimlichen Bauantrag unter dem Radar der Öffentlichkeit“.
Felix (7) aus Löhne durfte dem rotgewandeten Herrn, der per Flugzeug eingetroffen war, sogar ganz nahe kommen.
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Der Bauantrag soll ohne größere Beteiligung von Politik und Bürgern gestellt worden sein. Betroffene und Bezirkspolitiker fühlen sich ausgeschlossen. Ein Mitspracherecht soll es bei diesem Baugenehmigungsverfahren zwischen der (privaten, zu 25 Prozent ist zudem die Stadt beteiligt) Flughafen-Gesellschaft und der Stadt nicht geben. Dennoch regt sich in der (Bezirks-)politik Widerstand: SPD und Grüne im Stadtbezirk Senne hatten deutlich gemacht, dass sie die Hallenpläne kritisch sehen.
Der Besuch des Nikolauses auf dem Flugplatz Windelsbleiche zog am 2. Advent bei trockenem Wetter Hunderte Familien an.
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Unterdessen freuten sich die Kinder und ihre Eltern, wie die kleine Emma Olivia mit ihren Eltern Nadine Muntan und Bastian Bögeholz sowie David Kavermann mit Merle, über den Nikolaus, weihnachtliche Musik, süße und deftige Leckereien. An so manchem war der Protest vor dem Gelände augenscheinlich unbemerkt vorbeigegangen.
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