Schön anzusehen sind sie nicht, doch für große Teile der regionalen Wirtschaft längst unersetzbar: Rechenzentren. Erstmals hat nun eine Studie die Bedeutung der Branche für die Region Frankfurt-Rhein-Main untersucht.
Rechenzentrum in Frankfurt
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00:47 Min.|08.12.25
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Es sind zumeist schmuck- und fensterlose Kästen, platziert in Industrievierteln am Rande größerer Bevölkerungszentren: Rechenzentren gelten als ästhetisch unansprechende Energiefresser. Doch für die deutsche Wirtschaft sind sie längst unerlässlich – und es werden immer mehr.
Gut 76 Rechenzentren haben sich bislang in der Region Frankfurt-Rhein-Main angesiedelt. Das macht die Region noch vor Berlin-Brandenburg und München zum größten deutschen Standort. Nun hat erstmals eine Studie regionalökonomische Auswirkungen sowie wirtschaftliche und fiskalische Effekte der Rechenzentren analysiert.
Beitrag zum BIP überschaubar
In Auftrag gegeben hat die Studie ein Projektkonsortium aus Hessen Trade & Invest (HTAI), dem Regionalverband FrankfurtRheinMain, dem Stadtplanungsamt Frankfurt am Main sowie der Wirtschaftsförderung Frankfurt. Das Ergebnis ist durchaus differenziert.
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Denn auf der einen Seite tragen die großen Rechenzentren in der Region vergleichsweise wenig zur Wirtschaftsleistung der Region bei. So liegt der aktuelle Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei gerade einmal 0,5 Prozent – weit hinter dem der Finanzbranche (9,2 Prozent), der Pharma- (2,6 Prozent) oder der Chemieindustrie.
In konkreten Zahlen bedeutet das: Die Rechenzentren tragen rund 1,3 Milliarden Euro jährlich zum BIP der Region Frankfurt-Rhein-Main bei. Knapp 75 Prozent davon entfallen allein auf die 55 in Frankfurt ansässigen Rechenzentren.
Überdurchschnittliches Wachstum
Noch geringer sind bislang die Auswirkungen der Ansiedlung auf den regionalen Arbeitsmarkt. Rund 2.900 Beschäftigte zählt die Branche in der Region und stellt damit gerade einmal 0,1 Prozent aller Arbeitsplätze.
„Trotz ihrer führenden Rolle in Europa ist die Rechenzentrumsbranche in der Region Frankfurt-Rhein-Main eine kleine Branche“, hält die Studie fest, „und wird dies voraussichtlich auch künftig trotz überdurchschnittlichen Wachstums bleiben.“
Im Wachstum begriffen ist die Branche tatsächlich. Bis 2030 wird die Zahl der Rechenzentren in der Region auf fast 112 steigen. Vor allem in den Kreisen Offenbach, Main-Taunus, Groß-Gerau und Main-Kinzig sind Neuansiedlungen bereits angekündigt.
Relevante Infrastruktur
Das Wachstum verdeutlicht, dass die bislang eher „übersichtliche“ Branche für den Wirtschaftsstandort zunehmend relevant wird. Für immerhin 12 Prozent der befragten Unternehmen stellt die räumliche Nähe einen „wichtigen oder entscheidenden“ Standortfaktor dar, hält die Studie fest.
Für 20,3 Prozent der befragten Unternehmen ist hingegen die Einbettung in das „digitale Ökosystem der Region“, in dem Rechenzentren ein Element von mehreren darstellen, entscheidend.
Kurz zusammengefasst: Rechenzentren stellen eine zunehmend relevante Infrastruktur dar, welche die Ansiedlung junger und innovativer Unternehmen begünstigt. Und die auch die Steuerkasse profitiert von der Branche. Insgesamt gehen rund 405 Millionen Euro an Steuereinnahmen auf die Rechenzentrumsbranche zurück. Rund ein Zehntel davon verbleibt in den Kommunen.
Zunehmend Neuansiedlungen im Umland
Als Problem für die weitere Ansiedlung macht die Studie neben den anhaltend hohen Energiekosten den Mangel an verfügbaren Flächen aus. So kommt die Studie zu dem Schluss, dass im Frankfurter Stadtgebiet in drei bis fünf Jahren keine geeigneten Flächen mehr zur Verfügung stehen werden.
Bereits jetzt zeigt sich, dass die Rechenzentren verstärkt im Umland entstehen. Von den 54 bereits angekündigten Neubauten bis 2030 entfallen nur noch 13 auf das Frankfurter Stadtgebiet.
Redaktion:
Danijel Majić
Sendung:
hr INFO,
08.12.25, 15:30 Uhr
Quelle: hessenschau.de, Frank Angermund