
AUDIO: Erst Köln, dann Bayern und Wolfsburg: HSV-Frauen vor Jahresendspurt (2 Min)
Stand: 08.12.2025 13:20 Uhr
Das Bundesliga-Restprogramm in diesem Jahr hat es für die HSV-Frauen in sich: Nach dem 1. FC Köln warten noch Bayern München und der VfL Wolfsburg. Müssen die Hamburgerinnen auf einem Abstiegsplatz überwintern? Die Aufsteigerinnen sind selbstbewusst.
Brancao hat die Länderspielpause auf ihre Art genossen. Gleich zwei Weihnachtsmärkte hat die Frau aus dem brasilianischen Novo Hamburgo in den vergangenen Tagen besucht: „Ich habe in den letzten zwei Wochen mehr gemacht als in den vier Monaten davor. Es war richtig schön“, erklärt die 44-Jährige im NDR Interview. Genauso wie sie es ihren Spielerinnen gesagt hatte, sie müssten die Pause auch dazu nutzen, die Köpfe freizubekommen, konnte auch die Cheftrainerin endlich einmal abschalten.
Zuletzt hat Brancao ihren Lehrgang für die UEFA-Pro-Lizenz in Österreich, wo sie bis Ende des vergangenen Jahres gearbeitet hat, abgeschlossen. „Es war schon eine sehr intensive Zeit, aber ich habe auch unglaublich viel gelernt“, blickt sie zurück. Sie habe „die richtige Unterstützung vom Verein, vom Trainerteam und auch von den Spielerinnen“ gehabt. Trotzdem sei sie auch erleichtert, dass es vorbei ist. „Jetzt kann ich mich hier voll fokussieren.“

Ergebnisse, Tabellenstände und die Spieltage im Überblick.
Überwintert der HSV auf einem Abstiegsplatz?
Fraglos eine gute Nachricht für den HSV, denn die Aufsteigerinnen warten seit nunmehr sieben Bundesliga-Spielen auf einen Sieg. Der bis dato einzige Dreier in dieser Saison datiert vom vierten Spieltag (1:0 in Leipzig) – und nach dem Spiel heute gegen den 1. FC Köln (18 Uhr, in der Audio-Vollreportage im NDR Livecenter) stehen in diesem Jahr noch die schweren Partien bei Meister und Tabellenführer Bayern München sowie Champions-League-Teilnehmer VfL Wolfsburg an.
„Es ist teilweise sehr unangenehm, wenn man diesen Druck verspürt. Aber ich denke, die Saison ist noch lang genug – und wir werden noch genug Punkte holen.“
HSV-Stürmerin Sophie Hillebrand
Es droht ein Überwintern auf einem Abstiegsplatz – denn auf dem stehen die Hamburgerinnen vor dem Köln-Spiel. Der Vorsprung auf Essen war am Sonntagabend dahin: Die SGS siegte mit 2:0 gegen den 1. FC Nürnberg und zog in der Tabelle vorbei.
Das Gefühl, sich im Abstiegskampf zu befinden, sei „nicht so angenehm“, bekennt Brancao. Allerdings hätten sie und ihr Team sich schon vor der Saison darauf eingestellt, „dass wir bis zum Ende kämpfen müssen“. Von einem anderen Saisonziel als dem Klassenerhalt war nie die Rede.
Hillebrand ist die Hoffnungsträgerin beim HSV…
Mit Sophie Hillebrand hat sich in den vergangenen Wochen ein Sommer-Neuzugang zur Hoffnungsträgerin aufgeschwungen. Die Österreicherin hatte mit ihren Treffern in der regulären Spielzeit und im Elfmeterschießen großen Anteil am Einzug ins Viertelfinale des DFB-Pokals, als der Underdog Bundesliga-Konkurrent Bayer Leverkusen mit 5:3 besiegte. Und auch beim jüngsten 1:1 in der Liga bei Union Berlin trug sich die 23-Jährige in die Torschützinnenliste ein.

Die Hamburgerinnen haben im Duell mit dem Bundesliga-Rivalen die besseren Nerven und ziehen durch einen Sieg nach Elfmeterschießen in die Runde der letzten Acht ein.
„Ich habe schon ein bisschen gebraucht, um mich an die ganzen Umstände zu gewöhnen – privat mit der Fernbeziehung, aber auch sportlich. Mittlerweile fühle ich mich extrem wohl beim HSV und in der Mannschaft. Außerdem bin ich körperlich fit. Deshalb macht es gerade enorm viel Spaß“, erklärt sie selbst ihren Aufwärtstrend.
Der Abstiegskampf ist für sie nach ihrer Zeit in St. Pölten mit Brancao, wo sie gemeinsam Meisterschaft und Pokalsieg feierten, „ungewohnt“. Nun negativen Druck zu verspüren, bezeichnete sie als „teilweise sehr unangenehm“. Sie gehe aber davon aus, dass sich der HSV am Ende der „noch langen Saison“ keine Sorgen um den Klassenerhalt machen müsse.
… und schreibt in Österreich Fußball-Geschichte
Hillebrand war in der Länderspielpause mit dem österreichischen Nationalteam unterwegs und sorgte auch da für Schlagzeilen. Im Spiel der WM-Qualifikation gegen die Ukraine (2:3), das in Spanien ausgetragen wurde, markierte die Stürmerin mit ihrem Premieren-Tor bereits nach 16 Sekunden das 1:0 für ihr Team. Nie zuvor hatte eine Österreicherin in einem Länderspiel so früh getroffen.
„Es ist immer etwas Schönes, wenn man beim Nationalteam dabei sein darf“, so Hillebrand: „Über mein Tor habe ich mich extrem gefreut. Das war eine coole Woche.“

Im DFB-Pokal-Viertelfinale muss der FC St. Pauli zudem in Leverkusen antreten. Die Frauen des VfL Wolfsburg erwarten Eintracht Frankfurt.
Drei wichtige Spiele – und überall soll etwas drin sein
Nun liegt der Fokus bei Pro-Lizenz-Inhaberin Brancao und Rekordtorschützin Hillebrand aber auf dem Spiel gegen Köln. Der 2:0-Testspielsieg gegen die Rheinländerinnen in der Sommervorbereitung macht Mut. „Da haben wir gesehen, dass wir mithalten können. Alles reinhauen und dann ist auf jeden Fall etwas drin“, meint Hillebrand.

Liése Brancao hat die Trainerinnen-Lizenz in der Tasche und lebt das Selbstvertrauen vor.
Allerdings sind die FC-Frauen seitdem auch selbst in Fahrt gekommen. „Köln ist ein Gegner, der unglaublich gut unterwegs ist“, sagt Brancao. „Sie haben in dieser Saison schon mehr Punkte geholt als in der kompletten letzten Saison.“ Nach Platz zehn in der Vorsaison mit nur 14 Punkten aus 22 Spielen steht Köln aktuell mit bereits 15 Zählern aus elf Spielen im Tabellenmittelfeld der erweiterten Bundesliga – und könnte Tuchfühlung nach oben aufnehmen.
„Auch wenn Bayern und Wolfsburg vor uns stehen – wir haben immer etwas vor und wollen etwas holen.“
HSV-Trainerin Liése Brancao
Der Respekt vor dem Gegner sei „extrem“, so die brasilianische Fußball-Lehrerin. „Aber wir spielen zu Hause und wollen das Spiel für uns entscheiden.“
Und auch in den folgenden Begegnungen gegen die Top-Teams rechnet sich Brancao etwas aus: „Auch wenn Bayern und Wolfsburg vor uns stehen – wir haben immer etwas vor und wollen etwas holen.“ Zumal sie ihr Team, das dem VfL im Hinspiel auch dank eines Hillebrand-Treffers ein 3:3 abgetrotzt hat, auf dem aufsteigenden Ast sieht. „Wir waren gegen Leverkusen und in Berlin sehr gut unterwegs. So langsam verbinden wir Leistung und Ergebnisse; und das gefällt mir.“

Das 3:3 im Nordduell der Frauen-Bundesliga sorgte für ganz unterschiedliche Gefühle. Zweifel am späten Ausgleich der Hamburgerinnen bleiben.