
Stand: 08.12.2025 19:35 Uhr
Bürgerinitiativen schlagen Alarm wegen der Pläne zur Neubaustrecke Hannover-Hamburg. Sie gehen von einer Kostenexplosion in Milliardenhöhe aus. Auch die Bauzeit werde nicht eingehalten, glauben sie.
Die Bürgerinitiativen warnen vor zahlreichen Baukosten- und Verzögerungsrisiken. Diese seien in den von der Deutschen Bahn angegebenen Baukosten von rund 8,8 Milliarden Euro noch nicht berücksichtigt worden. Die DB InfraGo habe auch alle Kosten und Risiken eingerechnet – und dabei komme ein Gesamtbetrag von rund 14 Milliarden Euro heraus, schreibt der Projektbeirat Alpha-E aus Bohlsen (Landkreis Uelzen). Das seien rund 5,3 Milliarden Euro an Mehrkosten. Das Bundesverkehrsministerium hatte den Entwurf für die Neubaustrecke entlang der A7 und durch die Lüneburger Heide zuletzt als wirtschaftlich eingeschätzt. Der Entwurf wurde nach NDR Informationen inzwischen auch an den Bundestag weitergeleitet.
Fertigstellung erst in 25 Jahren?
Der Projektbeirat rechnet zudem damit, dass die Neubaustrecke möglicherweise erst zwischen 2050 und 2063 fertiggestellt wird. Die Erfahrung vergangener Neubaumaßnahmen sei, dass viele Risiken wie beispielsweise der Engpass von Ressourcen nicht zu vernachlässigen seien, heißt es von der Initiative. Eine Neubaustrecke, die frühestens in 25 Jahren, möglicherweise erst in 38 Jahren fertig sei, nütze nichts für die aktuellen Engpässe.

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Bahn sieht Alpha-E-Kompromiss als überholt an
Die vom Projektbeirat genannten Bauzeiten seien falsch, hieß es am Montag von der Deutschen Bahn: „Der Neubau der Strecke wird deutlich schneller gehen als der Ausbau der bestehenden Strecke.“ Der vor zehn Jahren gefundene Kompromiss Alpha-E sei überholt und die Strecke liege mittlerweile bei einer Belastung von 140 Prozent, sagte ein Bahnsprecher. „Daher sind die damaligen Ideen nach intensiver Prüfung für die heutigen Bedarfe unterdimensioniert.“ Niedersachsens Verkehrsminister Grant Hendrik Tonne (SPD) ist von den Neubauplänen nicht überzeugt und fordert wegen der Einschnitte in die Natur eine Raumverträglichkeitsprüfung. Die CDU-Landtagsfraktion will bei Alpha-E bleiben, da der Kompromiss „schneller umsetzbar, finanziell sinnvoll und im Einklang mit allen Verkehrswegen gedacht“ sei. Einen Streckenneubau sieht die Partei kritisch unter anderem wegen hoher Kosten und Verzögerungen.
Verkehrsclub Deutschland setzt sich für Neubau ein
Der Landesverband Niedersachsen des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) hofft derweil auf eine parlamentarische Entscheidung im Januar oder Februar. Hans-Christian Friedrichs sagte dem NDR Niedersachsen, dass die Neubaustrecke „wichtig für den Klimaschutz und für eine bessere verkehrliche Anbindung“ sei. Für Niedersachsen wäre es zudem ein Vorteil, wenn die Landesregierung „das Projekt Regionalhalte proaktiv und auch gerne finanziell unterstützt“, so Friedrichs. Regionale Bahnhöfe könnten auch nach dem Streckenneubau hinzukommen – ähnlich wie in Süddeutschland.

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