
Mohamed Salah steht beim wichtigen Champions-League-Spiel des FC Liverpool bei Inter Mailand nicht im Kader der „Reds“. Zuvor hatte der Ägypter mit Trainer Arne Slot gebrochen und seinen Abgang angedeutet.
Grund für den Ärger des Torjägers: Er saß in der Partie bei Leeds United bis zum Schluss auf der Bank. Salah ließ hinterher gegenüber Journalisten mächtig Dampf ab. In Leeds hatte der Meister erneut nur einen Punkt gegen einen Aufsteiger geholt. Nach dem 1:1 in Anfield gegen den AFC Sunderland gab es nun ein 3:3 an der Elland Road. Liverpool hatte 2:0 und 3:2 geführt, kassierte in der sechsten Minute der Nachspielzeit aber noch das 3:3.
„Unter den Bus geworfen“
„Ich denke, es ist sehr klar, dass jemand wollte, dass ich die ganze Schuld bekomme“, sagte Salah, der zum dritten Mal nacheinander beim Anpfiff auf der Bank saß. Dieses Mal saß er da sogar beim Abpfiff, und das frustrierte ihn so sehr, dass er vom Bruch mit dem Trainer berichtete.
„Ich habe oft gesagt, dass ich ein gutes Verhältnis zum Trainer hatte, und auf einmal haben wir gar kein Verhältnis mehr“, so Salah: „Es fühlt sich an, als hätte der Klub mich unter den Bus geworfen. Ich akzeptiere diese Situation nicht. Ich habe so viel für den Klub geleistet.“
Riesen-Thema in britischen Medien
Die britischen Medien zitierten sein „bombshell interview“ („Liverpool Echo“) von Samstagabend rauf und runter. Von „Rebellion“ war auf der Insel zu lesen, von „Bürgerkrieg“ und „Inferno“. Sogar die „New York Times“ fragte: „Was hast du nur getan, Mo?“ Der Mann, der seine Vertragsverlängerung im April noch auf einem goldenen Thron an der Anfield Road zelebriert hatte, hat „seinen“ Verein vor eine Zerreißprobe gestellt. Die BBC nannte Salahs Kritik eines der „explosivsten Interviews der Premier-League-Ära“.
Immerhin erschien der Stürmerstar am Montagvormittag offenbar gut gelaunt zum Training. Das nutzte ihm aber nichts mehr. Slot nominierte ihn nicht für die Champions-League-Partie beim Vorjahresfinalisten Inter Mailand am Dienstag (ab 21 Uhr im Live-Ticker bei der Sportschau).
„Es war für mich überraschend, als ich seine Kommentare nach dem Spiel gehört habe“, sagte Teammanager Arne Slot auf der Pressekonferenz am Montagabend: „Meine Reaktion darauf ist klar, und deswegen ist er heute nicht bei uns. Wir haben ihm mitgeteilt, dass er nicht mit uns reist. Das war die einzige Kommunikation, die wir mit ihm hatten.“
Besitzer halten offenbar zu Slot
Salahs zwischen den Zeilen überdeutlich gestellte Frage „Er oder ich?“ will Liverpool offenbar zugunsten von Trainer Slot beantworten. Die „Reds“, heißt es, seien offen dafür, den Edelreservisten abzugeben. Der Teambesitzer „Fenway Sports Group“ habe „vollstes Vertrauen“ in Slot, berichtete das Portal „The Athletic“, den Coach aufgrund des Eklats zu feuern, sei „undenkbar“. In Angreifer Antoine Semenyo vom AFC Bournemouth soll ein Ersatz für Salah bereitstehen.
Mitte Dezember zum Afrika-Cup mit Ägypten
Bevor der sich zum Afrika-Cup verabschiedet, wird der FC Liverpool nur noch eine weitere Partie an der Anfield Road bestreiten. Am Samstag kommt Brighton & Hove Albion in das Stadion, in dem es zuletzt so herbe Enttäuschungen für die „Reds“ gab, unter anderem Niederlagen gegen den Erzrivalen Manchester United, ein 0:3 gegen Nottingham Forest und ein 1:4 gegen die PSV Eindhoven.
Abschied wohl schon in Vorbereitung
Der 33-Jährige beschäftigt sich nun offenbar bereits mit einem Wechsel im Winter. Salah erzählte, dass er seine Mutter angerufen und sie gebeten habe, das Spiel mit der Familie zu besuchen. „Ich weiß nicht, ob ich spielen werde oder nicht, aber ich will es genießen, weil ich nicht weiß, was jetzt passieren wird“, sagte er. Er werde in Anfield sein, „um mich von den Fans zu verabschieden. Ich weiß nicht, was danach passieren wird.“ Als Zufluchtsort für Salah bietet sich der saudische Klub Al-Hilal an, trainiert vom ehemaligen Inter-Coach Simone Inzaghi. Zudem wird die nordamerikanische MLS als Option gehandelt. Ob Salah sein letztes Spiel für Liverpool gemacht habe, könne er nicht beantworten, sagte Slot.
Schon häufiger Abschiedsdrohungen
Abschiedsdrohungen gab es schon häufiger von Salah, auch bevor er im vergangenen April dann doch noch mal einen neuen Vertrag unterzeichnete. Der Ägypter kam 2017 nach Liverpool, er traf allein in der Premier League 188-mal für den Rekordmeister. Unter Trainer Jürgen Klopp wurde er 2020 Meister, in Slots erstem Jahr vergangene Saison steuerte er 29 Treffer zum Titel bei. Beim Triumph in der Champions League 2019 verwandelte er einen Elfmeter beim 2:0-Sieg im Finale gegen Tottenham Hotspur.
Legende in Liverpool: „The Egyptian King“
Legende wie Gerrard und Dalglish
Mohamed Salah ist eine Legende an der Anfield Road, ähnlich wie Steven Gerrard, Kenny Dalglish und Ian Rush. Er wird von den Fans geliebt, die ihn seit Jahren als den „Egyptian King“ besingen. Salah sagte in Leeds, dass auch er den Klub liebe, „und das wird immer so sein“.