
Frank Wahl (57) schließt sein Fischrestaurant am Brackeler Hellweg 153 Ende des Jahres. © Andreas Schröter
3 Min Lesezeit
Nach mehr als zwei Jahrzehnten ist Schluss: Zum Jahresende schließt Frank Wahl sein Fischrestaurant am Brackeler Hellweg 153 in Dortmund. Für viele Stammgäste kommt die Nachricht überraschend – für den Inhaber hingegen ist sie das Ergebnis einer langen, schweren Entwicklung. Der erste Weihnachtstag, der 25. Dezember, wird der letzte Öffnungstag sein. „Ende des Jahres ist Feierabend“, sagt Wahl. „Wir kommen wirtschaftlich nicht mehr klar.“
Dabei galt das Restaurant über Jahre hinweg als feste Größe im Dortmunder Osten – ein Spezialist für frischen Fisch, filigran zubereitet. „Ich hätte nie gedacht, dass es uns trifft“, sagt Wahl. Seine Kundschaft sei treu gewesen, viele im gesetzteren Alter, viele mit Wertschätzung für Handwerk und Qualität. „Wir sind ein Exot, und keiner unserer Kunden hat Geldsorgen“, sagt er. „Aber trotzdem wurden es immer weniger.“
Der entscheidende Einschnitt seien die Corona-Jahre gewesen. „Die Maßnahmen haben die Gesellschaft gespalten“, sagt er. Als er wieder öffnen durfte, blieben die Gäste zunächst fern – aus Vorsicht, Unsicherheit oder neuer Gewohnheit. „Viele haben gesagt: Wir haben es verlernt essen zu gehen. Zwei Jahre zu Hause, selbst kochen, Spiele spielen – das hat sich bei vielen ehemaligen Stammgästen eingespielt.“ Hinzu kamen die älteren Stammkunden, die Wahl alters- oder gesundheitsbedingt verloren hat. Neue Gäste zu gewinnen, sei kaum gelungen: „Werbung hat nichts gebracht.“
Parallel stiegen die Kosten rasant. Miete, Energie, Versicherungen – und selbst der Fisch verteuerte sich um bis zu 25 Prozent. „Da fragt man sich: Wie wollen wir das noch weitergeben?“ Die Rückkehr zur vollen Umsatzsteuer habe die Lage zusätzlich verschärft. „Wir hatten gar keine Zeit, Luft zu holen.“
Das Fischrestaurant von Frank Wahl ist seit 22 Jahren eine feste Größe am Brackeler Hellweg. Nun schließt es.© Andreas Schröter
Enttäuscht zeigt Wahl sich auch über das Verhalten mancher Stammkunden. „Ich bin offen damit umgegangen, dass es uns wirtschaftlich schlecht geht. Viele sagten: Wir kommen jetzt öfter – aber sie kamen nicht.“ Manchmal habe er das Gefühl gehabt, dass die Menschen gar nicht wahrnähmen, was der Gastronomie derzeit wegbricht. „Essen ist ein Kulturgut“, sagt er. „Aber für viele spielt es offenbar keine Rolle mehr.“
Für seine Mitarbeiterin Susi sucht Wahl derzeit nach einer guten Anschlussstelle. „Sie ist fleißig und loyal. Sie soll nicht irgendwo verramscht werden.“ Für die Räume kündigt er einen neuen Betreiber an – aber keinen direkten Nachfolger. Es soll weiter Fisch geben, allerdings „in deutlich anderer Form“. Den Namen nennt er bewusst nur zurückhaltend: Er will die Diskussion um „den Neuen“ nicht führen, solange „der Wahl“ noch offen hat.
Was er selbst künftig macht, ist offen. „Ich muss in Lohn und Brot bleiben“, sagt der 57-Jährige. An den Herd eines x-beliebigen Betriebs werde er sich aber nicht stellen. Stattdessen wächst in ihm ein neuer Gedanke: ein Wechsel in den sozialen Bereich. „Ich habe handwerkliche Erfahrung, aber auch Lebenserfahrung. Ich habe viele Charaktere geführt und gefördert. Junge Leute wieder in die Spur zu bringen – das könnte ich mir gut vorstellen.“
22 Jahre lang prägte Wahl den Standort Brackel mit. Neben dem Restaurant engagierte er sich im Gewerbeverein, den er gemeinsam mit Hans Borgmann führte. „Für uns stand immer die Lebensqualität im Ort im Vordergrund.“ Dass es den Verein heute quasi nicht mehr gebe, findet er „total schade“. Gerade in Zeiten vieler Geschäftsaufgaben wäre ein starker Zusammenschluss in Brackel wichtiger denn je, sagt er.
Nun endet ein Stück Brackeler Gastronomiegeschichte. Und ein Koch, der seinen Beruf aus Leidenschaft ausgeübt hat, beginnt noch einmal neu.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 7. Dezember 2025.


