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Auf mehreren Weihnachtsmärkten herrscht Aufregung. Ein beliebtes Getränk bekommt einen neuen Namen. Die Kritik an dieser Entscheidung ist teils immens.
Kassel – In Deutschland bieten die Weihnachtsmärkte eine Vielzahl kulinarischer Köstlichkeiten, die Besucher genießen können. Eine geplante Umbenennung eines traditionellen Heißgetränks sorgt jedoch für Unmut. Diese Änderung stößt auf Kritik, was zu lebhaften Diskussionen führt.
Auf dem Weihnachtsmarkt gibt es verschiedene Getränke. © Pond5 Bilder/imago
Auf dem Märchenweihnachtsmarkt in Kassel möchten die Besucher die festliche Atmosphäre erleben. Doch die geplante Namensänderung des beliebten Getränks sorgt für Aufregung. Ab sofort soll das Getränk, das jahrzehntelang als „Lumumba“ bekannt war, nicht mehr unter diesem Namen angeboten werden. Noch im Jahr 2024 hatte Kassel Marketing auf Forderungen von Kritikern, das Kakaogetränk mit Rum umzubenennen, zurückhaltend reagiert. Nun folgt das Umdenken.
Namensänderung des Kasseler Weihnachtsmarkts sorgt für Aufruhr
Am 22. November wurden alle Standbetreiber per E-Mail mit eindeutigen Anweisungen informiert. Wer den umstrittenen Namen weiterhin verwendet, muss nach zweimaliger Ermahnung mit einem Ausschluss vom Weihnachtsmarkt rechnen. Unter einem Facebook-Beitrag von wochenblatt-news.de wird deutlich, dass die Nutzer der Namensänderung wenig Verständnis entgegenbringen.
Ein User fragte: „Wo kommen wir eigentlich hin?“ Ein anderer meinte: „Nur noch lächerlich.“ Für einen User stand fest, dass hier „ein absurder Zusammenhang“ erfunden wurde. Die Mehrheit der Kommentare fällt eher negativ aus, auch wenn eine Nutzerin etwa meinte: „Das tut auch nicht weh: Kakao mit Rum schmeckt genauso gut.“
Einfach märchenhaft: So schön ist der Kasseler Weihnachtsmarkt
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Die Veranstalter begründen ihre Entscheidung indes so: Der Weihnachtsmarkt solle ein Ort sein, an dem sich alle Menschen willkommen und respektiert fühlen, erklärte eine Sprecherin von Kassel Marketing. Der Begriff „Lumumba“ für den Kakao mit einem Schuss Rum wird als rassistisch angesehen, da er an den kongolesischen Freiheitskämpfer Patrice Lumumba erinnert, der 1961 durch Schüsse ermordet wurde. Diese Geschichte ist möglicherweise vielen Menschen nicht bekannt – auch den größten Weihnachtsmarkt Europas kennen nicht alle Menschen.
Weihnachtsmarkt in Bremerhaven entscheidet sich ebenfalls für neuen Namen für die heiße Schokolade mit Rum
Doch nicht nur der Weihnachtsmarkt in Kassel nennt das Getränk künftig anders. Auch in Bremerhaven „soll heiße Schokolade mit Alkohol künftig nicht mehr unter dem Namen ‚Lumumba‘ angeboten werden“, schrieb Radio Bremerhaven auf Facebook. „Die Erlebnis Bremerhaven GmbH hat die Standbetreiber gebeten, die Bezeichnung aus Respekt vor Kritikern zu ändern.“ Der Weihnachtsmarkt-Veranstalter schlug demnach vor, alternativ die Bezeichnungen „Heiße Schokolade mit Rum“ oder „Tote Tante“ zu benutzen.
Auch hier kochten die Emotionen in der Kommentarspalte hoch. „Echt jetzt. Es ist einfach nur noch peinlich“, hieß es. Oder auch: „Ihr seid doch nicht mehr ganz echt im Kopf, was denn noch alles?“ Einer fragte sich: „Haben wir eigentlich keine größeren Probleme?“ Für eine Nutzerin stand fest: „Da kann man nur noch mit dem Kopf schütteln.“
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Es gab auch Zustimmung, allerdings waren diese Stimmen in der Minderheit. „Find‘ ich gut. Nachdem ich den Ursprung des Begriffs erfahren habe, scheint es mir sinnvoll, auf die Benutzung des Namens zu verzichten“, erklärte ein Nutzer: „Einem Kakao mit Schuss den Namen eines schwarzen Unabhängigkeitskämpfers zu geben, der erschossen wurde, ist schon sehr geschmacklos.“ Lob bekam unterdessen ein anderer Weihnachtsmarkt – für seinen ungewöhnlichen Sicherheits-Poller.
Kontroverse um „Lumumba“-Getränk: Kreative Lösungen der Schausteller
Schausteller reagieren kreativ auf die neue Bestimmung. Ein Betreiber eines Standes ändert das erste „u“ in ein „a“ und bietet das Getränk nun als „Lamumba“ an. Auch in Mainz wird das Getränk mittlerweile als „Kakao mit Schuss“ oder „heiße Schokolade mit Rum“ verkauft. Kassel ist nicht die einzige Stadt, die diesen Weg einschlägt. Bereits im vergangenen Jahr hatte Frankfurt eine ähnliche Empfehlung ausgesprochen, die laut der Frankfurter Tourismus und Congress GmbH Wirkung zeigte, wie wochenblatt-news.de berichtet.
Patrice Lumumba war 1960 der erste Ministerpräsident des Kongo nach der Unabhängigkeit von der belgischen Kolonialherrschaft. Nach einem Putsch wurde er 1961 von einem Erschießungskommando getötet. Kritiker empfinden die Namensgebung für ein Getränk „mit Schuss“ als Verhöhnung des ermordeten Politikers. Einen ganz anderen Grund hatte die Empörung eines Weihnachtsmarkt-Besuchers in England. (Quellen: Kassel Marketing, wochenblatt-news.de, Radio Bremerhaven) (lu)
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