Hat KNITZ schon erwähnt, dass er ein hervorragender Sitzschläfer ist? Immer wieder nickt er beim Fernsehen in seinem Sessel weg. Manchmal liegt es am Film.
Als er neulich sitzenderweise wieder zu sich kam, begann auf Arte gerade ein Porträt über die Sängerin Nena. Es war spät in der Nacht, eigentlich nicht die Zeit, in der er für Porträts über Popstars empfänglich ist. Aber er blieb sitzen. Und wach.
In der Dokumentation „Nena, vom Teenie-Idol zum Popstar“ (kann man in der Mediathek nachschauen) kam die Künstlerin, abgesehen von alten Interviewschnipseln, selbst nicht zu Wort. Aber dafür jede Menge Zeitzeugen, ihr früherer Drummer etwa, mit dem sie eine Beziehung hatte, oder ein ehemaliger „Bravo“-Redakteur. Sie alle zeichneten das Bild einer Künstlerin, die eine bemerkenswerte Karriere hingelegt und die sie und ihre Band zeitweise sogar um den Globus geführt hat.
Nena, so der Tenor, sei, abgesehen von ihrem künstlerischen Vermögen, frech, spontan, kreativ, manchmal vielleicht auch naiv, aber sie habe immer versucht, Nena zu sein und sich nicht verbiegen zu lassen.
KNITZ war schon immer ein Fan
An der Stelle sollte KNITZ einwerfen, dass er immer schon ein Fan von Nena war und ihre Art zu singen betörend findet.
KNITZ kam bei der Dokumentation die Pandemie in den Sinn, obwohl diese in dem Film keine Rolle spielt – jene Zeit, als Nena für manche Leute zur Unperson wurde, weil sie angeblich vor den falschen Leuten auftrat und sich im Kreis von Verschwörungstheoretikern getummelt haben soll. Alle Nas lang geisterten damals Nena-Zitate durch die Presse, als Beleg für diese Behauptung.
Kollegen, seid neugierig! Redet mit den Leuten!
KNITZ sagte damals, ihm gehe die Verbreitung von irgendwelchen Zitaten auf den Wecker. Warum man nicht mal versuche, mit der Künstlerin zu sprechen. Ein Argument, das KNITZ zu hören bekam, war, dass man der Person nicht noch ein Forum bereiten dürfe für ihre verquere Sicht der Dinge.
Für KNITZ wiederum ist diese Sicht der Dinge Quatsch – und sie widerspricht dem, was er unter gutem Journalismus versteht. Zum einen leben wir in einer Zeit, in der es nicht mehr in der Hand von etablierten Medien wie Tageszeitungen liegt, ob sich irgendwelche Ansichten verbreiten oder nicht. Zum andern hält er es für falsch, dass man Leute nicht zu Wort kommen lässt, nur weil man fürchtet, sie könnten etwas sagen, was einem selbst nicht in den Kram passt.
Die Meisten können unterscheiden, was richtig und was falsch ist
KNITZ war und ist in seinen Ansprüchen bescheiden. Er hat ein Interview nie als ein Instrument begriffen, mit dem ein bestens präparierter Journalist eine ihm unliebsame Person an die Wand nagelt. Ein Interview ist dazu da, dass eine befragte Person ihre Ansichten ausführlich darlegen kann. Das schließt ein kritisches, cleveres, überraschendes Nachfragen nicht aus.
Dahinter steckt bei KNITZ auch der Glaube an das Publikum, das durchaus in der Lage ist, aus Gesprächen seine Schlüsse zu ziehen. Womöglich sogar die richtigen.
Jessas, jetzt ist KNITZ doch arg ins Referieren gekommen. Vielleicht sollte er damit schließen, dass er noch nie ein Interview mit Nena geführt hat. Das ist als Fan auch gar nicht so einfach. Aber womöglich wären ihm doch ein paar Fragen eingefallen.