Es sind derzeit wieder viele Patienten, die zum Arzt kommen und klagen: „Eigentlich wäre ich ja wieder fit – wenn nur dieser Husten nicht wäre.“ Tatsächlich ist es ganz normal, dass nach einer Erkältung die Atemwege noch Wochen gereizt sein könne, sagt Axel Kempa. Der Facharzt für Innere Medizin leitet die Abteilung für Pneumologie und Beatmungsmedizin am RBK Lungenzentrum und gibt Tipps, was gegen den lästigen Husten zu tun ist.

Herr Kempa, sind die Menschen zu ungeduldig, wenn es um das Symptom Husten geht?

Ein normaler infektbedingter Husten, wie er in dieser Jahreszeit üblich ist, kann durchaus bis zu acht Wochen dauern. So stellt es auch die Hustenleitlinie dar, die vor Kurzem von den ärztlichen Fachgesellschaften aktualisiert worden ist. Er ist Teil der natürlichen Reinigungsfunktion der Atemwege, um Schleim mit krankmachenden Mikroorganismen zu entfernen. Es ist also nicht besorgniserregend, wenn nach dem Abklingen des akuten Infekts noch einige Zeit weiter gehustet wird. In diesem Fall stehen die Chancen gut, dass er ganz von allein wieder abebbt. Und wenn die Menschen denken, früher hätten sie nicht so gehustet, dann haben sie es wahrscheinlich vergessen.

„Pneumologische Erkrankungen sind vielfältig und werden häufig unterschätzt“, sagt Alex Kempa. Foto: RBK/Dietmar Strauß

Wann ist Husten ein Fall für den Arzt?

Es gibt Warnzeichen, sogenannte „Red Flags“, die es bei Husten zu beachten gilt: Etwa wenn ungewöhnlich viel Schleim ausgehustet wird oder sich dieses sogenannte Sputum blutig verfärbt. Husten gepaart mit hohem Fieber oder Atemnot ist ebenfalls ein Fall für den Arzt, ebenso wenn der Husten die Lebensqualität massiv beeinträchtigt.

Es gibt eine aktualisierte Hustenleitlinie seitens der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin. Was musste an der Behandlung von Husten denn dringend verbessert werden?

Leitlinien helfen uns Ärzten, eine rationale und zielgerichtete diagnostische Maßnahmen einzuleiten, ohne Wichtiges zu übersehen. Sofern keine Warnhinweise wie hohes Fieber oder Atemnot auftreten, reichen der Leitlinie zufolge zunächst eine gründliche Anamnese – also das Besprechen der Krankheitsgeschichte – und körperliche Untersuchung aus. Treten keine weiteren Warnzeichen auf, wie die schon genannten Red Flags, sind erweiterte Maßnahmen wie etwa Röntgenaufnahmen in der Regel nicht nötig: Gerade bei dem häufigsten Fall – dem durch Infektionen ausgelösten Husten – gibt es kaum mehr Möglichkeiten, als abzuwarten. Medikamente wie Antibiotika und Antitussiva sind da ebenfalls nicht angebracht.

Warum wird überhaupt gehustet?

Bei gesunden Menschen reinigen sich die Atemwege ganz von selbst: Kleine Flimmerhärchen, die Zilien, sorgen dafür, dass Krankheitserreger und Fremdkörper mit Schleim gebunden werden und aus der Lunge raus transportiert werden. Bei Infekten ist diese Selbstreinigung allerdings gestört: Es kommt zu Sekretstau. Der Hustenreiz hilft dann, diesen Schleim zu lockern und aus den Atemwegen hinaus zu befördern. Er ist sozusagen eine Notfallmaßnahme.

Was liegt dem trockenen Reizhusten zugrunde?

Am häufigsten handelt es sich wahrscheinlich um eine sogenannte „einfache akute Bronchitis“ – ein Virusinfekt kommt und geht wieder. Zu den großen Volkskrankheiten gehört die Refluxkrankheit, das Zurücklaufen von Magensäure vor allem im Liegen, die dann Kehlkopf und Bronchialschleimhaut reizen kann. Hier können Magensäurehemmer helfen. Ein Asthma bronchiale kann sich als Husten manifestieren. Seltenere Ursachen können Lungengerüsterkrankungen wie die Lungenfibrose sein. Auch hier gilt – wenn es länger dauert – nachschauen lassen.

In den Apotheken wiederum gibt es eine große Palette an Medikamenten, die den Husten lindern sollen. Wie sinnvoll sind diese?

Die Datenlage zu solchen Mitteln ist sehr dürftig: Bei Infekten der unteren Atmungsorgane hat der Wirkstoff ACC klar keine Berechtigung. Ich würde daher davon eher abraten. Auch bei pflanzlichen Mitteln ist die Wirksamkeit eher begrenzt belegt.

Was empfehlen Sie stattdessen?

Den Rachen feucht zu halten, kann den Hustenreiz lindern. Dazu braucht es aber keine speziellen Mittel. Einen ganz normalen Tee oder eine heiße Zitrone trinken, tut es da auch. Inhalieren kann ebenfalls helfen, das Sekret zu verflüssigen, um es dann besser abhusten zu können. Als Inhalat eignet sich ganz normale Kochsalzlösung.

Etwa jeder Zehnte in Deutschland leidet an einem chronischen Husten. Welche Mittel und Therapien gibt es, den Betroffenen zu helfen?

Chronischer Husten kann eine Vielzahl von Erkrankungsursachen haben. Dazu gehören Leiden der Atemwege wie die Raucherbronchitis, COPD, Asthma, Schlafapnoe, Lungentumore oder aber einige Infektionskrankheiten wie Tuberkulose. Diese Erkrankungen gehören diagnostiziert. Auch kardiologische Erkrankungen wie eine chronische Herzinsuffizienz oder Herzrhythmusstörungen können zu einem lang andauernden Husten führen. Grundsätzlich ist es sinnvoll, die Grunderkrankung anzugehen. Für die wenigen Patienten mit quälendem Husten ohne klare Ursache kommen inzwischen Medikamente auf den Markt. So bringt die Firma GSK im nächsten Jahr 2026 den P2-X3-Inhibitpor Camlipixant auf den Markt. Dieser kann die Weiterleitung des Signals für den Hustenreflex chemisch unterdrücken. Unklar ist aber, ob und wie die Kosten für dieses Medikament übernommen werden.

Experte für die Lunge

Karriere
Axel Kempa hat seit Oktober 2025 als neuer Chefarzt die Leitung der Abteilung für Pneumologie und Beatmungsmedizin am RBK Lungenzentrum Stuttgart des Robert Bosch Krankenhaus (RBK) inne. Davor war Kempa Klinikdirektor der Lungenfachklinik Löwenstein.

Schwerpunkt
Kempas Spezialgebiete liegen in der interventionellen