Eine unabhängige Untersuchungskommission hat dem RBB schwere
journalistische Fehler und ein problematisches Vorgehen der Chefredaktion bei
der fehlerhaften Berichterstattung über den Grünenpolitiker Stefan Gelbhaar
attestiert. Das geht aus der Zusammenfassung des 96-seitigen Abschlussberichts
hervor, die der RBB veröffentlichte. Die Kommission führte nach eigenen
Angaben Gespräche mit 13 RBB-Mitarbeitenden und wertete E-Mails, Protokolle,
Stellungnahmen, Videobeiträge, Textbeiträge, Podcasts und Hörfunkbeiträge aus.
In dem Bericht heißt es unter anderem, die an der Recherche
Beteiligten hätten keine Erfahrungen im investigativen Journalismus gehabt. Der
Chefredakteur habe sich trotz der Tragweite der erhobenen Vorwürfe nur
„rudimentär“ über die Recherche und das Zustandekommen der Berichterstattung
informieren lassen.
Der RBB hatte Ende des Jahres 2024 über Belästigungsvorwürfe
gegen Gelbhaar berichtet, die der Politiker zurückwies. Der Sender
räumte später „schwerwiegende Fehler“ bei der Berichterstattung ein und zog
einen Großteil davon zurück. Als Konsequenz kündigte der RBB im März unter
anderem die zwingende Einbeziehung von Investigativteams bei entsprechenden
Recherchen an. Chefredakteur David Biesinger und Programmdirektorin Katrin
Günther legten ihre Ämter nieder.
Gelbhaar fordert 1,7 Millionen Euro
Der Zusammenfassung zufolge ist beim RBB bereits Mitte
Dezember 2024 und damit zwei Wochen vor der Veröffentlichung der fehlerhaften
Recherche zu Gelbhaar der erste Fehler begangen worden, indem ungeprüft ein
Zitat mit Vorwürfen verbreitet wurde. Obwohl diese Äußerung kurz darauf
widerrufen worden sei, habe der RBB online knapp eine Stunde lang weiter
darüber berichtet. Im weiteren Verlauf habe es weitere gravierende Fehler
gegeben.
Gelbhaar fordert insgesamt 1,7 Millionen Euro als Ausgleich für die Folgen der fehlerhaften Berichterstattung des Senders über ihn. Wegen der falschen Belästigungsvorwürfe gegen Gelbhaar leiteten auch die Grünen juristische Schritte ein. Im Januar kündigten die Parteivorsitzenden Felix Banaszak und Franziska Brantner Strafanzeige gegen die Drahtzieherin der Intrige sowie gegen unbekannt an.
Stefan Gelbhaar
Z+ (abopflichtiger Inhalt);
Unschuldsvermutung:
Es gilt die Unschuldsvermutung. Aber für wen eigentlich?
Z+ (abopflichtiger Inhalt);
Stefan Gelbhaar:
Anatomie einer Intrige
RBB-Rücktritte:
Dieser Schritt war nötig