Die Haushaltsberatungen des Landkreises Augsburg begannen mit einem Paukenschlag: Das derzeit errechnete Defizit ist groß wie noch nie. Derzeit fehlen der Verwaltung fast 19 Millionen Euro.
Der Haushaltsentwurf befinde sich in einem absoluten Ungleichgewicht und sei ein deutliches Symptom einer kommunalen Finanzlage, die längst den kritischen Punkt überschritten habe, sagte Landrat Martin Sailer. Die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben gehe immer weiter auseinander, und die finanzielle Belastungsgrenze sei erreicht. Sailer: „Das ist kein Zufall, sondern Ausdruck tief sitzender struktureller Probleme im kommunalen Finanzierungssystem. Während die Steuereinnahmen der Kommunen nur marginal gewachsen sind, steigen die Ausgaben – insbesondere im sozialen Bereich. Und das ungebremst.“
Kritik an Bund und Land
Wesentliche Kostentreiber seien bundespolitische Vorgaben, die den Kommunen überantwortet würden, ohne dass dafür im Gegenzug die notwendigen Mittel zurückfließen, so Sailer. Trotz dieser alarmierenden Entwicklung gebe es derzeit von Seiten des Bundes und der Staatsregierung keine konkreten Pläne, die Überlastung der Kommunen durch den Abbau von Aufgaben oder die überfälligen Anpassungen von Standards zu mildern. Sailer: „Die kommunale Finanzkrise ist real, sie ist durch Bund und Land hausgemacht durch strukturelle Unterfinanzierung – und sie betrifft uns alle.“
Vor einem halben Jahr wurde im Kreistag ein Gutachten vorgestellt, das sich mit einer möglichen Klage gegen den Freistaat auseinandersetzt. Vor einer juristischen Auseinandersetzung sollte das Gespräch mit der Staatsregierung gesucht werden, hieß es im Kreistag. Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Silvia Daßler drückte damals mit Blick auf den nächsten Haushalt aufs Tempo. Der steht jetzt vor der Tür. Am 23. Februar 2026 soll er verabschiedet werden.
Es fehlen über zehn Millionen Euro
Bis dahin werden die Zahlen noch für viel Kopfzerbrechen sorgen. Kreiskämmerin Heike Seyberth stellte die Eckdaten Anfang der Woche vor. Dreh- und Angelpunkt sei wie im vergangenen Jahr der Verwaltungshaushalt. Er umfasst alle laufenden Einnahmen und Ausgaben wie Steuern, Gebühren, Personalkosten, Mieten und Zinsen – vergleichbar mit einem Girokonto. Profitieren kann der Landkreis bei den Einnahmen von einer erhöhten Umlage und weiteren Verbesserungen im Umfang von rund zwölf Millionen Euro – doch dabei handele es sich ausschließlich um Einmaleffekte, die in den Folgejahren nicht mehr zur Verfügung stünden. Unter dem Strich bleibt ein Minus von über zehn Millionen Euro. Was Seyberth beunruhigt: Die Deckungslücke im Verwaltungshaushalt bleibe auch nach 2026 bestehen und werde in den weiteren Finanzplanungsjahren weiter steigen.
Die größten Ausgaben
Bei der Bezirksumlage (108 Millionen Euro) wird mit einem Anstieg von 1,9 Umlagepunkten gerechnet. Die Personalausgaben liegen bei rund 63 Millionen Euro – Tarifvereinbarungen führen zu einem Plus von rund 3,4 Millionen Euro). Die Ausgaben Jugendhilfe liegen bei 39 (rund sieben Millionen mehr als 2025) und für die Sozialhilfe bei knapp 26 Millionen Euro (plus 1,6 Millionen Euro).
Die größten Einnahmen
Die Kreisumlage (Hebesatz unverändert 49 Prozent) ist mit rund 197 Millionen Euro die größte Einnahmequelle im Verwaltungshaushalt. Bei den Schlüsselzuweisungen wird von 58 Millionen, bei Finanzzuweisungen und etwa Grunderwerbsteuer mit rund 22 Millionen Euro gerechnet.
Hier will der Landkreis investieren
Rund 20 Millionen Euro sind für den Hoch- und Tiefbau im Landkreis vorgesehen. Für die Generalsanierung des Neusässer Gymnasiums werden rund 8,2 Millionen Euro veranschlagt. Die Kosten für die Sanierung des Sporttrakts der Realschule Meitingen und des Kreisjugendheim Dinkelscherben werden mit 3,2 und 3 Millionen Euro beziffert. Den Einnahmen stehen im Vermögenshaushalt Einnahmen aus Zuweisungen und Zuschüssen für Investitionen in Höhe von rund 17 Millionen Euro gegenüber. Außerdem soll ein neuer Kredit über 10 Millionen Euro aufgenommen werden.
Wird die Kreisumlage erhöht?
Wird der Gürtel jetzt enger geschnallt? Und vor allem: Wo? „Wir müssen zukünftig die Leistungen, die wir erbringen, an unserer Leistungsfähigkeit orientieren und nicht an den Erwartungen der Gesellschaft. Und wir müssen Prioritäten setzen und realistisch bleiben: Denn wir können nicht unbegrenzt zusätzliche Aufgaben übernehmen“, sagte Sailer. Politik und Verwaltung würden an ihre gestalterischen Grenzen stoßen. Was sich der Landkreis noch leisten kann, wird in den kommenden Wochen diskutiert. Auch eine Erhöhung der Kreisumlage ist im Gespräch: Viereinhalb Hebesatzpunkte mehr und die Rechnung würde aufgehen. „Aber das wäre nicht verantwortungsbewusst“, sagte Sailer. Denn eine drastische Erhöhung würde den meisten der 46 Kommunen im Landkreis jeglichen finanziellen Spielraum nehmen.
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