Oft beginnt es ganz unscheinbar: Der Arzttermin wird vergessen, Rechnungen bleiben liegen oder mitten im Gespräch verliert man plötzlich den Faden. Demenz macht sich selten mit einem großen Einschnitt bemerkbar. Vielmehr zeigt sie sich laut der Alzheimer-Forschungsinitiative (AFI) in kleinen Veränderungen des Alltags.

Doch nicht nur das Verhalten zu Hause kann Hinweise liefern. Auch am Steuer sollen sich schon frühe Anzeichen einer kognitiven Einschränkung erkennen lassen. Eine aktuelle Studie zeigt, dass bestimmte Veränderungen im Fahrverhalten auf den Beginn einer Demenzerkrankung hindeuten können. Doch welche Fahrweise kann vor der Erkrankung warnen?  

Wie verändern sich Fahrgewohnheiten im Alter?

Eine aktuelle Studie der Washington University School of Medicine in St. Louis zeigt: Auch am Steuer können sich frühe Hinweise auf eine kognitive Einschränkung bemerkbar machen. In ihrer prospektiven Untersuchung gingen die Forschenden der Frage nach, ob sich das Fahrverhalten älterer Menschen mit einer leichten kognitiven Störung im Verlauf der Zeit von dem geistig gesunden Fahrer unterscheidet.

Dazu begleiteten sie 298 Teilnehmende mit einem Durchschnittsalter von 75 Jahren über einen Zeitraum von 40 Monaten. GPS-fähige Datenlogger im Fahrzeug zeichneten auf, wie häufig und wie lange die Personen fuhren, zu welchen Tageszeiten, in welcher Geschwindigkeit und ob abrupt gebremst wurde. Ergänzend fanden einmal jährlich neuropsychologische und klinische Tests statt, um die geistige Leistungsfähigkeit einzuordnen.

Von den Teilnehmenden galten 242 als kognitiv gesund. 56 Teilnehmer zeigten bereits leichte Beeinträchtigungen, auch MCI genannt, die laut AFI eine mögliche Vorstufe von Demenz sind. Zu Beginn unterschieden sich die Fahrweisen der Studienteilnehmer kaum. Doch im Verlauf der Monate zeigte sich ein klares Muster: Personen mit sinkender kognitiver Leistung fuhren seltener, kürzere Strecken und insbesondere weniger bei Nacht. Außerdem wurde ihr Fahrstil insgesamt vorsichtiger als der von Menschen ohne Einschränkungen.

Kann die Fahrweise tatsächlich vor Demenz warnen?

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Veränderungen im Fahrverhalten tatsächlich ein früher Hinweis für kognitive Beeinträchtigungen sein können. Auf Grundlage der gesammelten Fahrdaten und Testergebnissen entwickelten die Forschenden Modelle, die eine bestehende oder sich entwickelnde Einschränkung mit rund 82 Prozent Genauigkeit vorhersagen konnten. Wurden zusätzlich demografische Daten wie Alter oder Geschlecht einbezogen, stieg die Trefferquote sogar auf bis zu 87 Prozent.

Wie repräsentativ diese Ergebnisse sind, ist jedoch auch laut den Wissenschaftlern fragwürdig. Die Stichprobe war relativ klein und wenig divers – viele Teilnehmer hatten einen ähnlichen ethischen Hintergrund. Zudem erfassten die verwendeten Datenlogger nicht alle Aspekte des Fahrkönnens wie das Halten der Spur oder die Gefahrenerkennung, die in Fahrtests üblich sind.

Auch mit Blick auf Erkrankungen wie Demenz bleiben offene Fragen. Denn eine leichte kognitive Einschränkung führt laut AFI nicht zwangsläufig zu einer Demenz. Manche Menschen verbleiben dauerhaft in diesem Vorstadium, ohne dass sich eine schwerere Form entwickelt. Um wirklich zu verstehen, wie sich der Beginn einer Demenz im Fahrverhalten zeigt, braucht es daher weitere, größere und vielfältigere Studien.

Demenz: Was sind typische erste Anzeichen?

Demenz bedeutet wörtlich „ohne Geist“ – eine Übersetzung, die laut Bundesministerium für Gesundheit das wesentliche Merkmal der Erkrankung genau beschreibt: Die geistigen Fähigkeiten sind eingeschränkt oder gehen teilweise ganz verloren.

Zu den ersten Anzeichen gehören dem Gesundheitsministerium zufolge vor allem Störungen des Kurzzeitgedächtnisses. Betroffene können sich Dinge schlechter merken, vergessen Termine oder stellen wiederholt dieselben Fragen. Später kann auch das Langzeitgedächtnis beeinträchtigt sein. Durch die zunehmende geistige Einschränkung treten häufig weitere typische Symptome auf, darunter:

  • Verminderte Aufmerksamkeit
  • Sprachschwierigkeiten
  • Eingeschränktes Auffassungsvermögen
  • Gestörtes Denkvermögen
  • Orientierungsschwierigkeiten

Darf man mit Demenz noch Auto fahren?

Menschen mit Gedächtnisschwächen oder beginnender Demenz sollten beim Autofahren besonders vorsichtig sein. Laut dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ist das Autofahren in den frühen Stadien einer Demenzerkrankung noch möglich. Schreitet insbesondere eine Alzheimer-Demenz jedoch fort, darf man nicht mehr selbst am Straßenverkehr teilnehmen. Die gesetzlichen Grundlagen dazu finden sich in Anlage 4 der Fahrerlaubnisverordnung.

Wird die Erkrankung diagnostiziert, rät das Ministerium dazu, die Fahrtauglichkeit überprüfen zu lassen, bevor man sich wieder ans Steuer setzt. Diese Untersuchung übernehmen in der Regel Fachärztinnen und Fachärzte für Psychiatrie oder Neurologie.

  • Nina Feger

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