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Die Regionalliga-Reform sorgt für Diskussionen. Während Kickers und FSV eine U21-Liga befürworten, lehnen Eintracht und Darmstadt sie ab.
Frankfurt – Im deutschen Fußball wird parallel über zwei Themen diskutiert, die eigentlich eng miteinander verwoben sind: Die Regionalligareform und die zweiten Mannschaften. Bislang mischen die Erst- und Zweitligareserven in der vierthöchsten Spielklasse mit, was dort auf wenig Gegenliebe stößt. Ein Vorschlag, der unter anderem von Jürgen Klopp unterstützt wird, könnte das Problem beseitigen. In der Region gehen die Meinungen auseinander.
Vergangene Derbystimmung: In der vorigen Saison trafen Kickers Offenbach und die U21 von Eintracht Frankfurt noch in der Regionalliga aufeinander. Nach dem Frankfurter Abstieg geht man sich erstmal aus dem Weg. © Harald Bremes/Harald Bremes/Jan Huebner
Die Regionalliga-Arbeitsgruppe des DFB hat erst einmal in Präsenz getagt. Davor und danach machten zwei Varianten die Runde. Zunächst war von der Einführung einer in Nord- und Südstaffel unterteilten Spielklasse die Rede, die zwischen der dritten Liga und der dann nur noch fünftklassigen Regionalliga angesiedelt sein soll. Später hieß es, man fokussiere sich darauf, einen Weg zu finden, die Anzahl der Regionalligastaffeln von fünf auf vier zu reduzieren. Beide Szenarien sehen die Teilnahme von Erst- und Zweitligareserven vor, wenn auch widerwillig.
Klopps Position gegen Krösches Konter
Allerdings gab es inzwischen auch ein Treffen der neuen Expertengruppe der DFL. Ihr gehört neben Sportchefs und Nachwuchsleitern von Erst- und Zweitligisten unter anderem Weltmeister Sami Khedira an. Jürgen Klopp, einst Teamchef des FC Liverpool und inzwischen bei Red Bull Global Head of Soccer, soll über seine Erfahrungen in England berichten. Ein Thema ist laut MDR die Einführung einer U21-Bundesliga. Ob die zweiten Mannschaften dann aus dem Männer-Spielbetrieb herausfallen, ist allerdings noch offen.
Klopp hatte sich unlängst im „Kicker“ bereits klar positioniert. Er sei „absolut davon überzeugt“, dass dem deutschen Fußball eine eigene U21-Liga, wie es sie in England gibt, helfen würde. Für die Frankfurter Eintracht, die durch Sportvorstand Markus Krösche in der Expertengruppe der DFL vertreten ist, wäre eine U21-Liga nur als Ergänzung denkbar, aber nicht als Ersatz, wie Alexander Richter, Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, betont: „Für unsere Talente und ihre Entwicklung ist es alternativlos, dass unsere U21 im regulären Spielbetrieb gegen Seniorenteams spielt.
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Es gibt keine Diskussion darüber, die U21 aus der Liga zu nehmen. Sollten sich darüber hinaus neue Ideen hinsichtlich einer zusätzlichen Spielrunde im Übergangsbereich ergeben, die unseren Talenten noch mehr Spiel- und Ausbildungszeiten ermöglicht, halten wir das für sehr wichtig.“ Paul Fernie, Sportchef des Zweitligisten SV Darmstadt 98, ist im Mutterland des Fußballs geboren und hat dort gearbeitet.
Der 38-Jährige sagt: „Mit Blick auf eine U21-Liga kann ich aus meinen Erfahrungen in England sprechen und sehe diese Idee kritisch, weil es eine Vielzahl von Beispielen gibt, bei denen die Entwicklung der Spieler in diesem Wettbewerb stagniert hat.“ Ferne glaubt nicht, dass sie die optimale Lösung darstellen würde, die derzeit für die Spielerentwicklung in Deutschland benötigt wird: „Bei einer solchen Liga neigen die Vereine dazu, zu viele Spieler dort zu parken. Sie ist eine Art Verlängerung des Akademiefußballs.
Zustimmung von den Kickers
Dies führt in England in der Regel dazu, dass die besten Talente schlussendlich doch an eine Herrenmannschaft in höherklassigen Ligen ausgeliehen werden, um ihre Entwicklung zu beschleunigen.“ Fernie ist „davon überzeugt, dass es den jüngeren Spielern hilft, sich in Seniorenwettbewerben zu beweisen, anstatt Jahr für Jahr gegen die gleichen Gegner und Spieler in der gleichen Umgebung zu spielen.“
Die Regionalligisten aus der Region befürworten hingegen Klopps Idee, weil sie die Teilnahme von U-Mannschaften am regulären Ligaspielbetrieb für wettbewerbsverzerrend halten. „Deshalb finde ich es gut, dass man sich trifft und über eine U21-Liga nachdenkt“, sagt Martin Pieckenhagen, Sport-Geschäftsführer der Offenbacher Kickers.
Jürgen Klopp fände eine U-21-Bundesliga gut. © Pia Bayer/dpa
Auf der anderen Mainseite sieht man es ähnlich. „Meines Erachtens macht die Bündelung der U-Mannschaften in einer Bundesliga sehr viel Sinn“, da die Reserveteams von Erst- und Zweiligisten sowohl sportlich als auch wirtschaftlich ganz andere Möglichkeiten hätten, betont Robert Lempka, Geschäftsführer des FSV Frankfurt. Einer Reduzierung der Regionalligastaffeln von fünf auf vier steht Lempka ablehnend gegenüber, weil diese für den FSV Frankfurt zunächst keine Vorteile mit sich bringen würde und man mit den Strukturen im Südwesten „sehr zufrieden“ sei.
Martin Pieckenhagen findet es hingegen erfreulich, dass in der AG scheinbar Einigkeit darüber besteht, „eine mögliche Variante mit vier Staffeln ernsthaft zu verfolgen“. Das sei ein erster wichtiger Schritt. Jetzt müsse man sich aber „darauf einigen, wie und vor allem wo diese vier Staffeln dann unterteilt werden können“. Reisen in den Nordosten hatten die Kickers bislang abgelehnt. Sie sehen sich als Südklub.