Frühe Führung zurückgepfiffen
Die Erinnerung an das letzte Champions-League-Spiel, als man am Ende die erste Niederlage der Saison betrauern musste, schien der FC Bayern München restlos ausgelöscht zu haben. Mit dem Vertrauen des Trainers Vincent Kompany im Rücken hatten die Münchner das Spiel von Anfang an unter Kontrolle. Ihr Selbstbewusstsein bewiesen sie mit dem ersten Torschuss in der 3. Minute: Kane versuchte es mit einem Distanzschuss, der mittig über das Tor segelte.
Fast hätten die Münchner ihre Favoritenrolle schon ganz zu Anfang bestätigt. Schon in der 5. Minute zappelte der Ball im Netz. Nachdem die Portugiesen einen Steckpass in die Box zu Gnabry nicht klären konnten, landete der Abpraller bei Lennart Karl. Der Youngster platzierte den Ball mit dem linken Innenrist im linken Eck. Nach kurzem Jubel ging allerdings die Fahne hoch, Gnabry war minimal zu früh dran.
Kompany hatte seine Jungs voll im Griff
Im weiteren Spielverlauf setzten die Münchner erneut das um, was den Kompany-Fußball ausmacht: Wilde Positionswechsel, mal ist Kimmich vorne beim Pressing zu sehen, mal hilft Kane hinten Upamecano aus. Vor allem der sehr überzeugende Lennart Karl (13./17.) und der konzentriert ackernde Serge Gnabry (20./24.) hatten Möglichkeiten. Letzterer zwang Sportings Keeper Rui Silva nach einem Dribbling, Hacken nach innen und starkem Abschluss im langen Eck zu Boden zu gehen.
Die Motivation, der Spaß und die Laufbereitschaft waren da, der Wille, den Ball zurückzuerobern zeigte sich auch dadurch, dass die Kompany-Elf sogar beim gegnerischen Abstoß zu zweit den Gegenspieler unter Druck setzte.
Viele Chancen, nicht belohnt
Dass sie sich bis dato aber noch nicht mit etwas Zählbarem belohnt hatten, lag auch an der konsequenten Defensiv-Arbeit von Sporting Lissabon. Die Portugiesen machten es den Roten sichtlich schwer, hatten immer noch einen Fuß oder Oberschenkel dazwischen. Offensiv zeigten sie dann in der 28. Minute ihre erste und einzige Chance der ersten Halbzeit. Catamo brachte eine flache Flanke gefährlich in die Mitte, Tah grätschte rechtzeitig vor Suárez dazwischen, brachte die Kugel dadurch aber gefährlich aufs Tor. Der wachsame Neuer verhinderte aber souverän das Eigentor.
Die folgenden Chancen von Kane (37.), Karl (44.), und Olise (44.) landeten aber weiterhin nicht im Netz. Der freche Youngster unterhielt die heimischen Fans mit einem Tänzchen im Sechzehner aber trotzdem zur Genüge.
Eine Unaufmerksamkeit: FCB im Rückstand
Nach der ersten Halbzeit gab es eine gute und eine schlechte Nachricht für die Bayern. Die gute: Chancen hatten sie genug für drei Spiele. Die schlechte: Coach Kompany kann den Stuttgart-Joker Harry Kane nicht von der Bank bringen, wenn er schon auf dem Platz steht.
Die zweite Halbzeit begann und der FC Bayern schoss endlich ein Tor – auch ohne Kane. Einziger Haken: Der Ball zappelte im eigenen Netz. Durch eine Kontersituation (54.) hatte João Simões auf der linken Seite mal etwas Platz, brachte den Ball flach vors Tor. Der eigentlich starke Kimmich versuchte, die Situation per Grätsche zu entschärfen, scorte dabei das Eigentor.
Gnabry bricht den Bann
Eine kuriose Statistik an dieser Stelle: Trotz 1:0 Führung brachte Sporting Lissabon bis dahin keinen einzigen Schuss aufs Tor. Die Münchner gaben nicht auf. Im Gegenteil. Es brauchte nur einen Befreiungsschlag durch Serge Gnabry (65.). Bei einer Ecke von Olise wurde er am langen Eck vergessen, Kane und Stanišić blockten ihm den Weg frei, sodass er per Volley aus kurzer Distanz zum 1:1 traf.
Nun war der Bann gebrochen und kurze Zeit später die Partie gedreht. Auch Youngster Karl konnte sich nun für sein starkes Auftreten belohnen (69.). Nach kämpferischer Balleroberung von Tah gegen Suárez wandert die Kugel über Kimmich und Olise zu Laimer am rechten Strafraumeck. Die hohe Vorlage konnte Karl überragend kontrollieren und zur 2:1-Führung verwandeln.
Unbedingter Wille von Tah zum 3:1-Sieg
Kurz nach der Auswechslung von Matchwinner Lennart Karl (77.) legten die Münchner dann noch einen drauf. Nach einstudierter Freistoßvariante bereitete Gnabry den Ball perfekt für Jonathan Tah vor, der ihn mit Grätsche und maximalem Willen in die Maschen beförderte. Spielstand 3:1.
Für die letzten Minuten brachte der zufrieden wirkende Coach Vincent Kompany dann noch frische Kräfte. Alphonso Davies ist nach langer Verletzungspause wieder da, Ito und Goretzka kamen ebenfalls noch auf ein paar Minuten. Der österreichische Top-Rechtsverteidiger Konrad Laimer holt sich noch eine Gelbe Karte ab (90.) und dann war das Spiel vorbei.
Der FC Bayern konnte seine Überlegenheit über das ganze Spiel hinweg beibehalten, Sporting Lissabon die Münchner aber vor allem durch ihre Defensiv-Arbeit ärgern. Am Ende bewies das Team um Vincent Kompany nun auch in der Champions League, dass es bei Rückstand immer eine Antwort parat hat.