Der 32-Jährige arbeitete als Kfz-Lackier-Meister, seine 40-jährige Lebensgefährtin war als Verwaltungsangestellte in der Pflege tätig. Noch nie waren sie wegen krimineller Machenschaften in den Akten der Polizei aufgetaucht.
Doch das scheinbar so biedere Paar aus Wuppertal hatte einen Nebenjob der besonderen Art: In ihrem Arbeitszimmer hatten sie 13 Drucker aufgebaut, die seit rund zwei Jahren am laufenden Band Falschgeld ausdruckten. Die Polizei geht davon aus, dass auf diese Weise in ganz Deutschland und wohl auch in Österreich falsche 50-Euro-Schein im Wert von rund 300.000 Euro in Umlauf kamen. Ende Oktober hat die Kripo Ingolstadt zusammen mit Kollegen aus Nordrhein-Westfalen die Werkstatt des „wohl größten aktiv tätigen Geldfälschers im Bundesgebiet“ ausgehoben. Das Paar befindet sich inzwischen in Untersuchungshaft.
Kripo Ingolstadt: Die gefälschten Geldnoten waren „von guter Qualität“
Wer sanft über die Scheine streicht, der kann es erahnen. Das Papier des Fünfzigers ist weicher und glatter als bei gewöhnlichen Geldnoten. Doch sonst deutet kaum etwas darauf hin, dass es sich bei den Scheinen, die an diesem Vormittag im Polizeipräsidium Oberbayern Nord in Ingolstadt ausliegen, um Falschgeld handeln könnte. Das Wasserzeichen ist da, der silbrig glänzende Streifen, die Größe und der Aufdruck passen ebenso. Die Scheine seien „von guter Qualität“, sagt dann auch der Ingolstädter Kripo-Chef Markus Binninger bei einer Pressekonferenz. Und doch handelt es sich um Blüten, hergestellt von dem Paar aus Wuppertal. Als die Beamten deren Arbeitszimmer am 20. Oktober stürmten, liefen sogar noch die Drucker, die immer weiteres Falschgeld produzierten. Nach Auskunft der Polizei handelte es sich um handelsübliche Geräte, die vom 32-Jährigen offenbar für den illegalen Zweck entsprechend umgerüstet worden sind. „Top ausgestattet“ sei die Fälscherwerkstatt laut Binninger gewesen.
Ihren Ausgang hatten die Ermittlungen in Ingolstadt genommen. Im Oktober und November 2024 sind in der Stadt und drumherum immer mal wieder falsche Geldscheine aufgetaucht. Mal in einem Fast-Food-Restaurant, mal im Rotlichtmilieu, mal auf dem Christkindlmarkt. Von mindestens 30 Fällen spricht die Kripo. Schon bald gerieten vier junge Ingolstädter im Alter zwischen 22 und 28 Jahren ins Visier der Ermittler. Drei von ihnen haben gestanden, Falschgeld im Gegenwert von über 30.000 Euro über einen Telegram-Kanal gekauft und in Ingolstadt, Augsburg, München oder Regensburg ausgegeben zu haben. Im September ist das Trio am Landgericht in Ingolstadt zu Gefängnisstrafen zwischen gut zwei und knapp vier Jahren verurteilt worden. Gegen den vierten Verdächtigen laufen aktuell noch die Ermittlungen.
Für das Falschgeld gab es eine Preisliste
In minutiöser Kleinarbeit haben die Ermittler die Bezugswege des Falschgelds zurückverfolgt und sind auf das Paar in Wuppertal gestoßen. „Die Täter agieren sehr konspirativ“, erklärte Binninger bei der Pressekonferenz. Im Netz waren sie nur unter Pseudonym unterwegs. Auf Handelsplattformen oder Foren wird Kontakt zu möglichen Abnehmern aufgenommen, bezahlt wird das gefälschte Bargeld ausschließlich über Bitcoin oder andere Kryptowährungen. Die Polizei konnte sogar eine Preisliste präsentieren: Bei einer Mindestabnahme von zehn gefälschten Fünfzigern werden 15 Euro pro Schein fällig, kauft jemand 200 Scheine oder mehr, wird es billiger. Dann haben die Fälscher nur noch acht Euro verlangt. Der Verdächtige wusste offenbar um die Qualität seiner Arbeit. In diversen Nachrichten hat er sich selbst als den „Marktführer“ im Bereich der Herstellung von Falschgeld bezeichnet.
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Luzia Grasser
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Kripo
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