Diese 14 Quadratmeter große Mini-Wohnung auf dem Hügel von Ménilmontant im Pariser Nordosten wurde zu einem funktionalen Kokon in erfrischendem Design.

Nachdem Thomas Christiaen zunächst als Ingenieur und später in der Marketingbranche tätig gewesen war, gründete er vor fünf Jahren sein eigenes Innenarchitekturbüro. Sein Ziel: „Spaß zu haben und Projekte zu realisieren, die sowohl ästhetisch als auch funktional sind“. Dieses 14 Quadratmeter große Projekt im 20. Arrondissement, im Nordosten von Paris, ist ein Paradebeispiel für Christiaens Ansatz. Die Mini-Wohnung, die als Pariser Zweitwohnsitz für seine Besitzerin aus Montréal gedacht war, steckte trotz stark begrenzter Wohnfläche voller Potenzial. „Obwohl sich die Grundfläche auf nur 14 Quadratmeter belief, waren die Decken fast 3,80 Meter hoch und es gab zwei große Fenster, die für reichlich Tageslicht sorgten“, erklärt Christiaen. Das kleine Apartment befindet sich in einem ehemaligen Kloster aus dem frühen 20. Jahrhundert, dessen Erdgeschoss in mehrere Wohnungen unterteilt worden war. „Es bietet sogar einen Blick ins Grüne, was ihm ländliches Flair verleiht.“

MiniWohnung in Paris Renovierung Küche

Schon beim Betreten der Mini-Wohnung erhascht man einen Blick ins Grüne. Von der Küche (links) geht es weiter in den Wohnbereich.

Juan JerezMiniWohnung in Paris Renovierung Küchen und Badezimmerblock

Das Badezimmer (rechts) liegt versteckt hinter einer Holzschiebetür und grenzt direkt an die kleine Küchenzeile an. Im Mezzanin darüber ist der Schlafbereich untergebracht.

Juan JerezFunktionale Raum-Tricks und effektive Lösungen

Die Schwierigkeit der Raumoptimierung schreckt Christiaen keineswegs ab, er sah darin vielmehr eine willkommene Herausforderung. „Diese Art von Projekten macht mir großen Spaß, weil man eine echte Wohnung, einen richtigen Ort zum Leben schaffen und das Ganz sinnvoll strukturieren muss.“ Hierfür setzte er auf eine maßgeschneiderte Einrichtung, um die wichtigsten Funktionen zu integrieren und trotz der begrenzten Fläche eine ruhige und luftige Atmosphäre zu schaffen.

Dem Innenarchitekten ist es gelungen, neben einer Arbeitsecke eine vollständig ausgestattete Küche, viel Stauraum, einen Schlafbereich sowie eine kleine Sitzecke unterzubringen. Um die stark begrenzte Fläche optimal zu nutzen, schuf Christiaen einen Dreh- und Angelpunkt: einen blockartigen Einbau aus Holz, der neben der Küchenzeile auch das Badezimmer beherbergt und das neue Zwischengeschoss trägt. Das Bad versteckt sich hinter einer abgerundeten Schiebetür. In der oberen Etage wurde das Schlafzimmer untergebracht, in dem eine Wandaussparung über dem Bett als Ablagefläche dient. In Kombination mit zwei runden Wandleuchten wirkt der Schlafbereich wie ein intimer kleiner Kokon. Unter der modern gestalteten Treppe ergab sich die Möglichkeit, ein kleines Büro mit Schreibtisch und Stauraum einzurichten. Gegenüber befindet sich ein Sofa, das ausziehbar ist, sodass hier vier Personen schlafen könnten. Die technischen Vorrichtungen liegen ebenfalls verborgen hinter dem multifunktionalen Holzeinbau, wodurch der Raum luftig und offen wirkt.

MiniWohnung in Paris Renovierung Schlafbereich in Obergeschoss

Das Zwischengeschoss wurde mit einer Wandaussparung versehen, die geometrisch und funktional gestaltet ist.

Juan JerezMaritime Ästhetik als roter Faden des Projekts

Neben der Funktionalität war auch ein einladender Stil für das künftige Pied-à-terre ausschlaggebend. Während der Renovierungsarbeiten war es dem Innenarchitekten wichtig, „der Wohnung einen Charakter zu verleihen, eine Atmosphäre zu schaffen“. Und so entschied sich Christiaen beim Entwurf des zentralen Einbaus für helles Birkenholz. Dieser dient unter anderem als offenes Bücherregal, in dem persönliche und künstlerische Objekte ausgestellt werden können. „Die Idee bestand darin, einen kleinen Block zu schaffen, ähnlich wie eine Schiffskabine.“ Die Renovierung war weitgehend von der Ästhetik eines Passagierschiffs inspiriert, insbesondere das Design der Treppe, die in den Schlafbereich führt. „Als Erwachsener hat man keine Lust mehr, eine Leiter hinaufzuklettern, um ins Bett zu gehen“, so Christiaen. „Deshalb habe ich diese Treppe als vollwertiges Möbelstück entworfen, als eigenständige Architektur, die das kleine Studio, dessen hohe Decken und das viele Licht noch mehr zur Geltung bringt.“ Zu diesem Zweck wurde die Treppe aus zwei Materialien gefertigt: Die ersten vier Stufen bestehen aus Holz und bieten Platz für Stauraum, gefolgt von einem luftigeren Design aus weißem Metall, das aufgrund seiner großzügigen Öffnungen Sonnenlicht in das darunter liegende Büro und in das Obergeschoss einfallen lässt.

MiniWohnung in Paris Renovierung Treppenaufgang Schreibtischecke

Von dem ausziehbaren Sofa aus blickt man auf die raffinierte Treppe aus Holz und Metall über dem Büro.

Juan JerezMiniWohnung in Paris Renovierung Badezimmer obere Etage mit Schlafbereich

Das Badezimmer ist mit denselben Retro-Fliesen wie die Küche gestaltet.

Juan JerezSanfte Farben und nautische Inspirationen

Auch die Materialien und Farben knüpfen an den Stil eines Passagierschiffs an. „Was mir an dieser Wohnung besonders gefallen hat, war die Möglichkeit, ihre geringe Größe dramatisch in Szene zu setzen“, betont der Innenarchitekt. Um mit Perspektiven zu spielen, entschied er sich, den Raum in zwei verschiedene Farben zu hüllen und diese durch eine schräge Linie voneinander zu separieren. „Angesichts der platztechnischen Einschränkungen habe ich eine bewusst versetzte, grafische Abgrenzung geschaffen, indem ich das Obergeschoss zumindest visuell über den Wohnbereich hinausragen ließ. Ich habe mich von den Plakaten der Passagierdampfer aus den 1920er-Jahren inspirieren lassen, auf denen die Schiffe mit ihrer imposanten Silhouette im Vordergrund zu sehen waren und etwas Monumentales ausstrahlten. Ich fand es spannend, diese Elemente aufzugreifen, um in einem sehr kleinen Raum etwas Imposantes zu kreieren.“ Um das abgeschrägte Design abzumildern und die gewünschte „Zen“-Atmosphäre zu erhalten, wählte Christiaen sanfte Farben wie Cremeweiß und Hellblau.

MiniWohnung in Paris Renovierung Bett

Der in Weiß gehaltene Wohnbereich und der hellblaue Schlafbereich sind durch eine schräg verlaufende Linie optisch voneinander getrennt.

Juan JerezMiniWohnung in Paris Renovierung Schreibtischecke Treppe

Eine abgeschrägte Linie ist auch entlang des Einbauschranks neben dem Schreibtisch zu sehen und verleiht dem Raum eine interessante Perspektive.

Juan JerezEin Hauch Dramatik

„Die dramatische Wirkung wird unter anderem auch durch die Treppe erzeugt“, erklärt Christiaen. „Es war mir wichtig, ein Geländer zu haben, das im Vergleich zu einem klassischen etwas überproportional wirkt. Ich wollte keine simple Brüstung, die der Form der Treppe folgt, und deshalb habe ich diese Streifen entworfen, die dem Wohnraum Rhythmus geben und den Blick nach oben lenken.“ Die Treppe mit ihren abgerundeten Metallstreben soll ebenfalls die Linienführung eines Passagierschiffs aufgreifen. „Was mir von Anfang an gefallen hat, war dieser große Balken in der Mitte der Decke, der mich an den Eiffelturm erinnerte. Deshalb wollte ich unbedingt auch Akzente aus Metall setzen.“

MiniWohnung in Paris Renovierung Badezimmer Schränke Ablagen

Das Badezimmer wurde rundum mit blauen, creme- und terracottafarbenen Fliesen verkleidet.

Juan JerezMiniWohnung in Paris Renovierung Badezimmer Dusche Fliesen

Die Fliesen im Bad greifen den hellblauen Ton des Schlafbereichs auf.

Juan Jerez

Um den unteren Bereich des Studios zu beleben, integrierte der Innenarchitekt verspieltere Elemente, wie beispielsweise die mehrfarbigen Fliesen im Retro-Stil, die sich bis ins Badezimmer hinein fortsetzen. Das sanfte Hellblau wird durch einen Terrakotta-Ton ergänzt, um einen dezenten Kontrast zu schaffen; ein kleiner Spiegel reflektiert das einfallende Licht. „Man fühlt sich geborgen, wie in einem Kokon“, sagt Christiaen, dem es gelungen ist, diese 14 Quadratmeter im Herzen des doch eher turbulenten Viertel Belleville in eine ruhige Oase mit ganz eigenem Charakter zu verwandeln.