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Experten warnen vor Rassismus beim Getränkenamen „Lumumba“. Standbetreiber auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt haben eine eine Entscheidung gefällt.

Frankfurt – Ein harmloser Kakao mit Schuss oder koloniale Geschichtsvergessenheit? Die Debatte um den Getränkenamen „Lumumba“ spaltet Deutschland und erreicht schon zum dritten Jahr in Folge auch die Weihnachtsmärkte. Während Frankfurt bereits Konsequenzen zog, musste Kassel erst kürzlich mit einem Verbot nachziehen.

Das beliebte alkoholische Heißgetränk - Kakao mit „Schuss“ steht im Kontext der Weihnachtsmärkte erneut im Zentrum einer Debatte über koloniale Vergangenheit. (Symbobolbild)Das beliebte alkoholische Heißgetränk – Kakao mit „Schuss“ steht im Kontext der Weihnachtsmärkte erneut im Zentrum einer Debatte über koloniale Vergangenheit. (Symbolbild) © 
IMAGO / Zoonar

Patrice Emery Lumumba war der erste gewählte Ministerpräsident des unabhängigen Kongo. Er kämpfte gegen die brutale belgische Kolonialherrschaft, die von systematischer Gewalt und Ausbeutung geprägt war. 1961 wurde der Freiheitskämpfer unter Beteiligung internationaler Akteure – darunter belgische Regierungsstellen und die CIA – ermordet. Seine Leiche wurde anschließend auf grausame Weise beseitigt.

Verzicht auf Kakao-Getränkenamen „Lumumba“ auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt

Für viele Expertinnen und Experten, wie zum Beispiel Dr. Julien Bobineau von der Denkfabrik Diversität ist die Sache klar: Einen Kakao „mit Schuss“ nach diesem historischen Kämpfer zu benennen, ist nicht vertretbar. Die Kritik geht dabei jedoch über die historische Dimension hinaus. Bobineau verweist dabei etwa auch die kulturwissenschaftliche Dimension und auf problematische koloniale Bildtraditionen, in denen Menschen mit schwarzer Hautfarbe systematisch mit „dunklen“ Genussmitteln wie Kaffee, Kakao oder Tee verknüpft wurden.

Die Frankfurt Tourismus und Congress GmbH reagierte bereits im vergangenen Jahr mit einem eindringlichen Appell an die Standbetreiber: Statt „Lumumba“ sollten neutrale Bezeichnungen wie „Kakao mit Schuss“ oder „Heiße Schokolade mit Rum“ verwendet werden. Die Veranstalter sehen damit die Sache als erledigt. „Unser Aufruf hat Wirkung gezeigt – es gibt dieses Jahr keinen Stand, der Getränke unter diesem Namen anbietet“, meldet das Unternehmen gegenüber IPPEN.MEDIA auf Anfrage.

Frankfurter Weihnachtsmarkt ist eröffnet – die Bilder vom ersten TagHessens größter Weihnachtsmarkt ist feierlich eröffnet worden. Pünktlich um 17.05 Uhr läutete am Montag (24. November) das traditionelle Glockenspiel der Alten Nikolaikirche den Frankfurter Weihnachtsmarkt ein. Nach einem Countdown wurde die Weihnachtstanne «Frau Holle» unter großem Jubel mit Tausenden Lichtern erleuchtet. Bis zum 22. Dezember lädt der Frankfurter Weihnachtsmarkt zum Schlendern und Schlemmen ein. In dieser Zeit sind mehr als 230 Stände in der Innenstadt aufgebaut.Fotostrecke ansehen

Anders in Kassel: Dort musste erst ein Verbot her. Am 22. November erhielten Standbetreiber eine unmissverständliche Mail von Kassel Marketing mit der Aufforderung, Werbetafeln zu ändern – andernfalls drohten Konsequenzen.

Gegenstimmen wie Konrad Ruppert, Betreiber von Rupperts Almhütte und Vorsitzender des Schaustellerverbands Kassel-Göttingen, führen an, dass es nicht klar sei, ob das Getränk überhaupt nach dem Freiheitskämpfer benannt worden sei.