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Die „Halle der Namen“ in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Ein Ableger könnte nach München kommen. © DEBBIE HILL
Die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem plant einen Ableger in Deutschland. Auch München ist ein Kandidat.
Bayern, Nordrhein-Westfalen oder Sachsen? Die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem plant einen Ableger in Deutschland. Ein möglicher Standort ist München. Der Bayerische Landtag will das am heutigen Mittwoch mit einem symbolischen Beschluss untermauern. Doch entschieden ist noch nichts.
Siebenköpfige Delegation besuchte München
Vergangene Woche besuchte eine siebenköpfige Delegation von Yad Vashem zwei Tage lang München. Der Bayerische Antisemitismusbeauftragte und CSU-Abgeordnete Ludwig Spaenle war einer der Gesprächsteilnehmer. „Die haben das Jahr 1933 im Blick“, sagt Spaenle. Gemeint ist: Wenn sich Hitlers „Machtergreifung“ im Januar 2033 zum 100. Mal jährt, will auch Yad Vashem in Deutschland präsent sein. Geplant ist ein Education Center – eine Art Bildungseinrichtung, in der Seminare etwa für Lehrer, Schüler oder Polizisten stattfinden könnten. Durch das Center soll aber auch Forschung zu Antisemitismus und Holocaust unterstützt werden, in einem repräsentativen Gebäude könnten vielleicht auch Ausstellungen gezeigt werden. Das Yad Vashem-Center solle ein „sichtbares Zeichen“ gegen die Verharmlosung von NS-Verbrechen setzen und die junge Generation für die Shoah sensibilisieren, wie der Vorsitzende von Yad Vashem, Dani Dayan, im September bei einem Besuch in Berlin sagte.
Die Idee zur Ansiedlung entstand 2023 in der Amtszeit des damaligen Bundeskanzlers Olaf Scholz (SPD), mittlerweile hat das Vorhaben Fahrt aufgenommen.
Beschluss des Landtags
In Bayern ist der Plan Chefsache. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat signalisiert, der Freistaat werde sich finanziell beteiligen. Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch unterstützt München, der Bildungsausschuss des Landtags verabschiedete vergangene Woche einstimmig einen Antrag, Yad Vashem nach München zu holen. Es wäre „ein Meilenstein für die politische Bildung und Erinnerungskultur“, hieß es. Heute soll ein Beschluss des Landtagsplenums folgen.
Auch erste konkrete Standort-Ideen wurden vorgebracht. Demnach könnte das Center in einem Gebäude des Freistaats in der Münchner Maxvorstadt angesiedelt werden, eventuell „im Umfeld“ des Karolinenplatzes. Dort befinden sich auch das israelische Generalkonsulat – und das NS-Dokumentationszentrum. Die Nähe zu Forschungseinrichtungen werde eine große Rolle bei der Standort-Entscheidung spielen, meint Spaenle. „Wir haben die Kompetenz geballt in München.“ Zum Beispiel gebe es hier wichtige Archive mit Originalquellen gerade zum Beginn der NS-Bewegung, die KZ-Gedenkstätte Dachau, historische Gebäude mit NS-Bezug, aber auch das Zentrum für Holocauststudien, das zum Institut für Zeitgeschichte in der Leonrodstraße gehört.
Wir haben die Kompetenz.
Es sei ein offener Wettbewerb, entschieden sei noch nichts, betonen alle Beteiligten. Auch Nordrhein-Westfalen war nicht untätig, dort hat der Landtag bereits vor einigen Wochen einen symbolischen Bewerbungs-Beschluss gefasst. Nach einem Bericht der „Jüdischen Allgemeinen“ könnte Düsseldorf Standort werden, auch Duisburg oder Dortmund werden genannt. In Sachsen wäre Leipzig wohl Favorit, zudem hat sich Zwickau durch einen Beschluss des Stadtrats selbst beworben, hat aber allenfalls Außenseiterchancen.
Nach München ist die Delegation von Yad Vashem weitergereist, in NRW und Sachsen werden dieser Tage ebenfalls Gespräche geführt. In der ersten Jahreshälfte 2026 will Yad Vashem bekanntgeben, für welchen Standort es sich entschieden hat.