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  1. Seite 1Selbst die Nasa ist nicht mehr sicher


  2. Seite 2Zum Mars, aber bei der Wissenschaft sparen?

Das Teleskop ist fast fertig. In jahrelanger Arbeit haben es
Techniker und Ingenieurinnen zusammengebaut, haben den 2,5-Meter-Spiegel,
Hightechkameras und unzählige Kabel montiert. Und das, ohne, wie bei
Weltraumteleskopen üblich, Zeit- oder Kostenpläne zu reißen – im Gegenteil. Das
Nancy Grace Roman Space Telescope ist früher bereit für seinen Start ins All
als geplant. Schon 2026, spätestens 2027, könnte es dort seinen Vorgängern
Hubble und James Webb Gesellschaft leisten.

Doch dazu wird es wahrscheinlich nicht kommen.

Das neue Teleskop der Nasa, benannt nach der ersten
Chefastronomin der US-Weltraumbehörde, Nancy Grace Roman, steht auf einer Liste
von Wissenschaftsprojekten, die Donald Trumps Regierung streichen möchte. Das
geht aus einem Entwurf für das Budget der US-Weltraumbehörde hervor, der seit
zwei Wochen für Empörung unter Wissenschaftlern sorgt. Denn was Team Trump
darin plant, würde nicht nur die Astrophysik und die Erkundung unseres
Sonnensystems zurückwerfen, sondern auch Klimaforschung und Geowissenschaften empfindlich
treffen.

Forschungsfunktionäre wie Dara Norman, Präsidentin der American
Astronomical Society, sehen
dabei nicht weniger als die Führerschaft der USA in der Wissenschaft in Gefahr.
Der kalifornische Senator Adam Schiff, ein Demokrat, bezeichnete den
Sparvorschlag gar als „nationale Selbstzerstörung“. Noch weiter ging eine
ehemalige Person aus dem Regierungsapparat, die auf ihre Anonymität besteht:
Sie verglich die Pläne im
Gespräch mit Scientific American
mit einer Hinrichtung, per
Kopfschuss.

Trump hat der Wissenschaft den Krieg erklärt

Übertrieben? Vielleicht. Andererseits geht es bei dem
Konflikt um viel mehr als ein Weltraumteleskop, auch weil offenbar auch das für
das Projekt zuständige Nasa Goddard Space Flight Center am Stadtrand von
Washington, D. C. mit 10.000 Mitarbeitern geschlossen werden könnte. Zudem ist noch
nie eine US-Regierung so gezielt gegen Wissenschaft und Hochschulen vorgegangen wie die von Trump.

© ZEIT ONLINE

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Lange hatten Weltraumforscher
gehofft, die Nasa bliebe davon verschont. Doch danach sieht es nicht mehr aus: Auch die geschichtsträchtige
Behörde soll laut dem geleakten Entwurf künftig mit deutlich weniger Geld
auskommen. Um ein Fünftel soll ihr jährliches Budget ab 2026 sinken, von
derzeit 25 auf 20 Milliarden US-Dollar. Und besonders der Bereich Wissenschaft
– nach bemannter Raumfahrt der größte Posten im Nasa-Budget – soll dabei
sparen. Nur noch 3,9 Milliarden US-Dollar stehen im neuen Etat dafür bereit,
fast 50 Prozent weniger als bisher.

Der Entwurf stammt vom White House Office of Management and
Budget und dessen von Trump eingesetzten Leiter Russ Vought. Der christliche
Nationalist gilt als ultrakonservativer Gegner der US-amerikanischen Bürokratie
und agitiert seit Langem gegen Wokeness und Klimaschutz. Zuletzt strebte sein
Büro Kürzungen bei der staatlichen National Science Foundation und den für biomedizinische Forschung zuständigen National Institutes of Health an. Der
für Klimaschutz zuständigen Wetter- und Ozeanografiebehörde NOAA will er im
neuen Haushalt ein
Viertel der Mittel entziehen
.

Das Roman Space Telescope wartet derzeit im Nasa Goddard Space Flight Center auf seinen Start. Wenn Trumps Regierung sich durchsetzt, wird es bald weder das Teleskop noch das Forschungszentrum noch geben. © Michael S. Williamson/​The Washington Post/​Getty Images

Auch bei der Nasa hat es Voughts Abteilung auf Klimaforschung und Geowissenschaften abgesehen, sie sollen künftig
50 Prozent weniger Mittel erhalten. Am stärksten trifft es aber die
Astrophysik: Sie soll nur noch mit 487 Millionen US-Dollar pro Jahr auskommen,
ein Drittel ihres bisherigen Etats. Bei der Abteilung für Weltraumwetter, die
unter anderem Sonnenstürme vorhersagt, wird um rund die Hälfte gekürzt. Bei Planetary Science – gemeint ist vor allem die Erkundung des Sonnensystems mit
Raumsonden und Robotern – um immerhin 30 Prozent.

Für viele Weltraummissionen dürfte das
das Aus bedeuten. Sicher weiter finanziert sollen laut Budgetentwurf nur zwei
werden: das James-Webb-Weltraumteleskop und sein alternder Vorgänger Hubble.
Anderen Projekten wird dagegen explizit die Finanzierung entzogen, allen voran
dem Nancy Grace Roman Space Telescope, auf das es Trump schon in seiner ersten
Amtszeit abgesehen hatte. Zwar ist der Großteil der dreieinhalb Milliarden
Dollar, die das neue Flaggschiff der Astronomie kosten soll, schon ausgegeben.
Aber ein paar Hundert Millionen lassen sich wohl sparen, wenn man sich den
Raketenstart spart und das Teleskop stattdessen direkt ins Museum schickt.