„Wer noch lebt, oder nicht zu weit verzogen ist, nimmt teil“, verriet Gitta Heuring, die „Managerin“ des alljährlichen Treffens. „Einer muss sich ja darum kümmern“, so die Seniorin, die nicht nur die Einladungen verschickt, sondern auch die postalischen und E-Mail-Adressen der „Ehemaligen“ auf dem Laufenden hält.

Viele Jahre hat man sich im Café eines Heckinghauser Friedhofes getroffen, doch das schien der Schulklasse aus der Mitte der 1960er Jahre angesichts dessen, dass alles Irdische vergänglich ist, inzwischen wohl ein wenig makaber.

Mit 91 Jahren kennt Klaus Goebel immer noch alle Schülervornamen

Und zum fröhlichen Beisammensein gehört natürlich auch die Teilnahme des einstigen Lehrers, Professor Klaus Goebel, damals noch schlicht „Herr Goebel“ ohne seine akademischenTitel, der mit stattlichen 91 Jahren nach wie vor beliebter Mittelpunkt der Zusammenkunft ist. Klaus Goebel, einstiger Freund des verstorbenen ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau, Träger des Bundesverdienstkreuzes und diverser wohl verdienter Ehrungen, bekennt mit fröhlichem Gesicht: „Keine meiner früheren Klassen ist mir so ans Herz gewachsen wie die Mädchen und Jungs von der Kleestraße.“ Dass er sie noch alle beim Vornamen nennt und duzt, unterstreicht das herzliche Verhältnis, wobei es andersherum mit der vertraulichen Anrede noch nicht so recht klappen will. „Da ist der Respekt immer noch zu groß“, hören wir aus Schülerkreisen.

Spricht man die Goebel-Schützlinge auf ihren alten Schulmeister an, so hört man nur Positives. „Ein feiner Mensch und sehr guter Lehrer“, ist die allgemeine Meinung. Und zwar einer, dem im Gegensatz zu seinen damaligen Kolleginnen und Kollegen nie „die Hand ausrutschte“. Eine Respektsperson von Natur aus, nicht angewiesen auf Handgreiflichkeiten, wie sie glücklicherweise heutzutage ohnehin verpönt sind.

Und so präsentiert sich der einstige Lehrer für Deutsch, Geschichte und Religion („In der Volksschule musste ich alle Fächer unterrichten“) in Gegenwart seiner Ehefrau auch im gesegneten Alter. Freundlich, liebenswürdig, eloquent und mit einem hervorragenden Gedächtnis ausgestattet, wenn er beispielsweise seine Tätigkeits-Stationen als Lehrer in der Realschule Leimbacher Straße, Hochschul-Dozent, Autor von Büchern, diversen Veröffentlichungen, Rundfunkbeiträgen und seine journalistische Anfangszeit bei der damaligen Westdeutschen Rundschau in Wuppertal für die er ebenso tätig war wie Johannes Rau, Revue passieren lässt. Schaut man sich im Kreis seiner Schülerinnen und Schülern um, so fällt einem kein gravierender Altersunterschied auf, wenn man Lehrer und einstige Zöglinge im angeregten Gespräch miteinander beobachtet.

Viele gemeinsame Erinnerungen teilt er mit seinen ehemaligen Schützlingen. Doch, da die sich regelmäßig treffen, worüber Gitta Heuring genau Buch geführt hat, sind die Gesprächsfäden an den gemütlichen Tischen und bequemen Sitzgelegenheiten auch beim jüngsten Wiedersehen mit Genuss von Kaffee, Kuchen und Waffeln nicht abgerissen. Fröhliches Lachen, wenn man sich an Dönekes aus der Schulzeit erinnert. Und da die Erinnerung bekanntlich vieles vergoldet, erscheint manches bei unterhaltsamer Erzählkunst besonders komisch. Rund drei Stunden dauert das heitere Wiedersehen, wie Stammgast Udo Giese verrät, und fest verspricht man sich beim Abschied, dass man auch bei der 64. Auflage des nostalgischen Klassentreffens wieder dabei sein möchte.