Eine pralle Haut, geglättete Falten und natürlich noch den ultimativen Glow versprechen die Anbieter von zahlreichen Kollagenpulvern. Model Eva Padberg wirbt ebenso für die Schönheitspulver, wie zahlreiche Influencerinnen, die von ihren Erfolgen seit der Einnahme des „Beauty Boosters“ berichten. Doch was bewirkt das eingenommene Kollagen wirklich?

Was ist Kollagen und wofür braucht es der Körper?

Kollagen ist ein körpereigenes Protein, das Haut und Bindegewebe, Knochen und Knorpel festigt, straff, elastisch und glatt hält. Der Körper produziert Kollagen selbst, indem er Proteine aus der Nahrung in ihre Bestandteile zerlegt und diese neu zusammensetzt. Doch die körpereigene Kollagenproduktion nimmt ab dem 25. Lebensjahr ab – was dazu führen kann, dass das Bindegewebe schlaffer und Falten tiefer werden.

Was erhoffen sich die Nutzer und Nutzerinnen?

„Die ganzen Anti-Aging-Maßnahmen, die wir ergreifen, basieren unter anderem darauf, das Bindegewebe anzuregen, Kollagen oder auch Hyaluron wieder selbst zu produzieren“, erklärt Adele De Donno, Oberärztin im Zentrum für Dermatologie, Phlebologie und Allergologie im Klinikum Stuttgart.

Die Hoffnung vieler ist, das Kollagenpulver als Nahrungsergänzungsmittel über den Verdauungstrakt aufzunehmen, damit der Organismus es dort einsetzt, wo man den Alterungsprozess verlangsamen will. Gewonnen wird Kollagen aus tierischem Bindegewebe – etwa von Rindern, Hühnern, Schweinen oder Fischen. Pflanzliches Kollagen gibt es nicht. „Damit der Körper es für die Haut verwenden kann, muss das Kollagen jedoch hydrolysiert – also in Peptide zerlegt sein“, erklärt Adele De Donno. Peptide sind kleine Aminosäureketten.

Was sagt die Wissenschaft?

„Nach aktueller wissenschaftlicher Datenlage gibt es keine klinischen Belege dafür, dass Kollagenpräparate, in welcher Form auch immer, zur Vorbeugung oder Behandlung der Hautalterung nützen“, sagt Lea Lukas von der Stiftung Warentest. Die Studienlage sei zweigeteilt: Studien von geringer Qualität und pharmafinanzierte Studien sahen Verbesserungen der Haut. Doch qualitativ hochwertigere Studien, die nicht in Zusammenhang mit Pharmaunternehmen stehen, konnten keine signifikante Wirkung von Kollagenpräparaten zur Verbesserung der Hautfeuchtigkeit, Elastizität und Falten feststellen. Zu diesem Ergebnis kamen Forschende aus Südkorea und Australien, die 2025 eine Metaanalyse im American Journal of Medicine veröffentlichten.

Adele De Donno sieht das ein wenig anders: „Wenn es um einen kurzfristigen Effekt geht, sehen Studien durchaus eine Verbesserung bei Elastizität und Feuchtigkeit der Haut.“ Doch man müsse Einschränkungen machen, da die Teilnehmenden unterschiedliche Kollagenpulver eingenommen hätten und sich der Beobachtungszeitraum auf maximal zwölf Wochen beschränkt habe: „Die Studien sind bisher nicht gut genug, um über langfristige Ergebnisse Aussagen machen zu können.“

Im Jahr 2022 testete Stiftung Warentest außerdem Trinkampullen, die ebenfalls Kollagen, Hyaluron oder beides enthalten und kam zu einem ähnlichen Ergebnis: „Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass diese Ampullen die Zufriedenheit mit dem eigenen Äußeren nachweislich steigern“, sagt Lukas.

Warum berichten viele Influencerinnen von ihren positiven Erfahrungen mit den Präparaten?

In den sozialen Netzwerken empfehlen viele Menschen die teilweise recht teuren Produkte und behaupten, bei der eigenen Haut positive Effekte festgestellt zu haben. „Auch wenn Influencerinnen und Influencer oft sehr glaubhaft, lebensnah und authentisch rüberkommen, muss man sich vor Augen halten, dass sie dafür von den Anbietern oft Geld erhalten“, sagt Lea Lukas. Man müsse sie betrachten wie Werbespots im Fernsehen: In vielen Fällen handelt es sich um finanzierte Werbung mit einem Interesse dahinter. Auch Adele De Donno warnt vor zu großen Erwartungen: „Mimische Falten lassen sich nicht durch Kollagenpräparate glätten.“

Gibt es alternative Maßnahmen gegen vorzeitige Hautalterung?

Für die Dermatologin sind gesunde Ernährung und der Lebenswandel entscheidend. Auch viel zu trinken und eine gute, auf den Hauttyp abgestimmte Hautpflege, seien sinnvoll. „Allerdings liegt es auch in den Genen, wie die Haut altert“, so die Expertin. Lea Lukas gibt darüber hinaus zu bedenken: „Wir müssen uns klar machen, dass die ganz natürliche Alterung der Haut oder auch des Körpers nur in sehr begrenztem Maße aufhaltbar ist und kaum rückgängig zu machen ist.“

Man könne jedoch schon auf sich achten und beispielsweise auf Rauchen und Alkohol möglichst ganz verzichten. „Klar belegt ist außerdem, dass der Schutz vor schädigender UV-Strahlung vorzeitige Hautalterung und Faltenbildung aufhält.“