
Nach Ewigkeiten und seiner Kritik an der Spielweise unter Niko Kovac traf Julian Brandt doppelt (18. und 51. Minute) für den Borussia Dortmund – und dennoch reichte es in der Champions League gegen Bodø/Glimt nur zum einem 2:2 (1:1)-Remis. Das könnte für den BVB im Kampf um den direkten Einzug ins Achtelfinale folgenschwer sein.
„Das ist nicht bitter, das ist schlecht“, sagte Nico Schlotterbeck bei „DAZN“ und war vor allem sauer über die Art und Weise, wie sein Team zwei Führungen verspielte. „Ich glaube, manchen ist nicht bewusst, wie wichtig das heute war. Jetzt müssen wir die nächsten zwei Spiele gewinnen.“ Und Brandt meinte: „Wir kriegen unnötige Gegentore und haben uns das Leben selbst schwergemacht.“
Frühe Führung dank Vorbereiter Fabio Silva
Dass der BVB in der Champions League ein anderes Gesicht als in der Bundesliga zeigt, ist nichts Neues. Der Unterschied zu den vergangenen Jahren ist nur, dass die Dortmunder aktuell in beiden Wettbewerben erfolgreich sind – jedoch auf unterschiedliche Weisen. Während es im nationalen Alltag so ergebnisorientiert zugeht, dass Brandt am vergangenen Wochenende kritische Worte über den Fußball unter Kovac verlor, ist der BVB in der Königsklasse eine der am besten laufenden Torfabriken.
In vier der vorigen fünf Partien hatte das Kovac-Team je vier Tore erzielt und nun kam mit Bodø/Glimt ein Gegner ins Westfalenstadion, gegen den diese Serie fortgesetzt werden sollte – zumal die Norweger zu den größten Underdogs der Gruppenphase gehören und erst zwei Punkte auf dem Konto hatten. Doch die Gäste erwiesen sich als schwieriger Gegner, beim Schuss von Kasper Høgh musste Gregor Kobel seine gesamte Klasse zeigen und lenkte den Ball an den Pfosten (12.).
Erst danach hatte Felix Nmecha die erste Gelegenheit für die Dortmunder, die die Partie kontrollierten, jedoch bestand auch Nikita Haikin seine erste Prüfung des Abends mit Bravour und wehrte mit einer Flugparade ab (13.). Wenig später war er aber machtlos, als Fabio Silva den Ball 40 Meter vor dem gegnerischen Tor eroberte, Brandt bediente, der seinen Worten Taten Folgen ließ und die Dortmunder früh in Führung brachte (18.).
Aleesami ärgert Dortmund und Marco Reus
Zwei Minuten später hatten die Dortmunder Fans schon wieder den Torschrei auf den Lippen – doch Maximilian Beier beförderte einen Kopfball nach perfekter Silva-Flanke aus wenigen Metern knapp am Tor vorbei (20.). Auch Jobe Bellingham fehlten per Kopf kurz danach nur wenige Zentimeter (23.). Deutlich bitterer als die vergebenen Chancen war aber, dass Waldemar Anton nach etwa einer halben Stunde verletzt vom Platz musste.
Der BVB blieb dennoch am Drücker und hochüberlegen, es fehlte jedoch das zweite Tor – das fiel auch nach einer Doppelchance von Beier und Silva, die an Haikin scheiterten, nicht (40.). Und das rächte sich. Nach einer kurz ausgeführten Ecke kam Haitam Aleesami völlig frei aus fünf Metern zum Kopfball und erzielte den Ausgleich für Bødo/Glimt (42.). Lange Gesichter beim BVB, auch Ex-Kapitän Marco Reus war der Schock auf der Südtribüne anzusehen.
Brandt nach ganz langer Zeit wieder Doppelpacker
Auf der herrschte kurz nach der Pause aber wieder deutlich bessere Laune – und wieder war Brandt dafür verantwortlich. Yan Couto bereitete stark vor, Haikin hielt nach dessen Flanke erst noch stark gegen Beier, doch Brandt staubte zum 2:1 ab (51.). Es war sein erster Doppelpack seit über dreieinhalb Jahren (am 7. Mai 2022 in der Bundesliga beim 3:1 bei Greuther Fürth).
Und das alles wenige Tage, nachdem sich Brandt erfreut über die Dortmunder Ergebnisse, aber wenig amüsiert über deren Zustandekommen gezeigt hatte. „Wenn man ehrlich ist, ist das nicht meine Art, Fußball zu spielen. Manchmal muss ich das dann auch einfach akzeptieren“, sagte der 29-Jährige, der nun aber im Kovac-System gegen Bodø/Glimt „seine“ Art, Fußball zu spielen, durchsetzen konnte.
Hauge lässt Dortmund ein zweites Mal fassungslos zurück
Inklusive zweier Hackentricks (einer von Brandt) zeigte der BVB danach die ganz feine Fußballkunst und den bis dahin besten Angriff des Spiels, auch diese Gelegenheit konnte Beier, der das Tor knapp verfehlte, aber nicht nutzen (58.). Kurz danach verhinderte Haikin mit den Fingerspitzen erneut den längst überfälligen Treffer des Dortmunder Außenstürmers, noch besser war die Parade des Torhüters allerdings nach der folgenden Ecke, als Aaron Anselmino aus vier Metern frei zum Kopfball gekommen war (62.).
Für den Argentinier war die Partie zehn Minute später aufgrund einer Verletzung beendet – und während sich Emre Can für seine Einwechslung fertigmachte, schlugen die Gäste in Überzahl zu. Nach einer Ping-Pong-Aktion kam Jens Hauge im Dortmunder Strafraum an Ball und blieb gegen Kobel eiskalt (75.).
Kobel rettet dem BVB immerhin einen Punkt
Der Torhüter musste kurz vor Schluss verhindern, dass es noch schlimmer wurde, mit einer tollen Parade bewahrte er Daniel Svensson vor einem Eigentor (87.). Nach der folgenden Ecke köpfte Ulrik Saltnes den Ball ans Außennetz (88.). In diesen Momenten musste sich Bodø/Glimt ärgern, nicht noch den Siegtreffer erzielt zu haben – doch nach dem Spiel ist vor allem der Frust beim BVB groß.
Denn das 2:2 war ein herber Rückschlag im Kampf um die direkte Qualifikation für das Achtelfinale, für das die Top 8 in der Gruppenphase notwendig sind. Mit nun elf Zählern rangiert das Kovac-Team nur noch auf Platz elf, bei einem Sieg wäre der BVB als Vierter in die abschließenden Partien bei den Tottenham Hotspur (20. Januar 2026) und gegen Inter Mailand (28. Januar) gegangen. Am kommenden Sonntag geht es aber erstmal in der Bundesliga beim SC Freiburg (15.30 Uhr) weiter.
