Frau Berger, essen Sie gerne Eier? Wenn ja, wie lange sollten die gekocht sein?
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Das klassische Wiener Frühstück besteht aus Kaffee, wie immer man ihn zubereitet haben will, einem Kipferl, dem unnahbaren Wiener Gebäck, und zwei Eiern im Glas. Seitdem ich mir ein Frühstück im Kaffeehaus leisten konnte, also etwa mit zwanzig Jahren, ist der Maßstab der jeweiligen Kaffeehäuser die „Eier im Glas“.
Und zu Hause? Haben Sie die Eier im Gefühl?
Ich habe Zuhause einen Eierkocher, der punktgenau eingestellt werden kann. Im Gefühl habe ich andere Dinge.
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Gemeinsame Lesung mit Friedrich von Thun
Natürlich wissen Sie, warum ich frage. Loriots Sketch „Das viereinhalb Minuten Ei“ ist legendär. Warum, glauben Sie, sind diese Szenen bis heute so beliebt?
Der legendäre Satz „Männer und Frauen passen nicht zueinander“ zeichnet alle „Szenen einer Ehe“, die Vicco von Bülow so leicht und dennoch genau beschreibt, aus. Wir, das Publikum, kennt und erkennt diese alltäglichen, lächerlichen Szenen einer Ehe: Wir dürfen über uns lachen und uns vornehmen, es in Zukunft besser zu machen – und wissen im gleichen Moment, dass wir im Alltag einer Ehe scheitern werden.
Apropos scheitern: Gibt es eine Stelle, bei der Sie befürchten, „Szenen einer Ehe“ nicht ernst lesen zu können?
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Friedrich von Thun und ich wollen die absurden, verrückten Texte von Loriot gar nicht ernst lesen, sondern damit bei jeder Vorstellung spielerisch umgehen und auch Spaß haben. Warum nicht?
Senta Berger
*13. Mai 1941 in Wien. Ihr Vater ist Musiker und Komponist, mit dem sie schon als Vierjährige auftritt. Sie lernt Ballett, nimmt Schauspielunterricht. Ihr Debüt hat sie 1950 in einer kleinen Rolle „Das doppelte Lottchen“. Später arbeitet Berger mit Stars wie O.W. Fischer, Heinz Rühmann, Mario Adorf, Elke Sommer, Romy Schneider sowie internationalen Größen wie Charlton Heston, Kirk Douglas und Frank Sinatra – insgesamt steht sie für mehr als 100 Filme vor der Kamera. Auch mit ihrem Ehemann Michael Verhoeven († 85) produziert sie diverse Kino- und Fernsehfilme. Eins der Highlights dürfte ihre Rolle als Mona in der TV-Kultserie „Kir Royal“ sein. Für ihr Handwerk erhält sie Preise wie etwa den Golden Globe Award, die Goldene Romy, den Adolf‑Grimme‑Preis sowie den Bambi für ihr Lebenswerk. Sie hat zwei Söhne – Simon und Luca Verhoeven.
Loriot war ein Meister darin, Alltagsprobleme zu überzeichnen. Regen wir uns über solche zu sehr auf oder ist es in diesen Tagen Luxus, sich „nur“ über Banalitäten ärgern zu dürfen?
Den Banalitäten des Alltags werden wir wohl nie entgehen. Vielleicht sind sie notwendig, vielleicht sogar heilsam. Das heruntergefallene Kompottglas, was meine Mutter zum Weinen brachte, während wir während des Kriegs im Schutzkeller saßen und die Welt draußen zusammenbrach, werde ich nie vergessen. Und auch nicht den ewig wackelnden Küchentisch, für den meine Mutter nun wirklich nichts konnte, sie aber von meinem Vater immerfort gerügt wurde – alles Banalitäten.
„Szenen einer Ehe“
Senta Berger und Friedrich von Thun lesen am 17. Januar 2026 im Großen Sendesaal des NDR (Rudolf-von-Bennigsen-Ufer 22) „Loriot: Szenen einer Ehe“. Einlass ist um 19, Beginn um 20 Uhr. Tickets kosten zwischen 67,50 und 77,50 Euro. Karten sind in den Ticketshops der HAZ (etwa Lange Laube 10) oder auf tickets.haz.de erhältlich.
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Wenn Loriot heute leben würde: Wie würde er wohl über Beziehungen im Zeitalter von Smartphones und Dating-Apps schreiben?
Vicco von Bülow war ein überaus genauer Beobachter, mit Ironie gesegnet. Wie gerne würde ich seine kleinen Szenen lesen, die er über Geschäftsmänner im dunklen Anzug am Flughafen geschrieben hätte, die offensichtlich erschöpft, aber mit einiger Lautstärke in ihr Handy brüllen „Mausi, ich komme mit etwas Verspätung in München an, mach‘ es schon mal gemütlich.“
Loriot, ein Zeitloser
Hat man überhaupt die Chance, Loriot zu modernisieren, ohne seinen Geist zu verlieren?
Loriot braucht überhaupt keine Modernisierung. Das ist ein Kompliment. Ja, Politiker, die er kritisiert, gibt es nicht mehr. Aber es sind ihre Namen, die nicht mehr in Erinnerung sind, nicht die Situationen, die er beschreibt.
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Mein Leben ohne Michael ist nicht zu beschreiben – ich tue es auch nicht.
Senta Berger,
Schauspielerin
Kürzlich haben Sie gesagt, die „Szenen einer Ehe“-Tour würde Ihnen nach dem Tod Ihres Mannes guttun. Sie waren 57 Jahre verheiratet. Wie geht es Ihnen heute?
Es fällt mir schwer, darüber zu sprechen. Mein Leben ohne Michael ist nicht zu beschreiben – ich tue es auch nicht. Friedrich von Thun und ich sind sehr alte Freunde. Wir kennen uns 60 Jahre und ich vertraue ihm völlig. Aus einer kleinen Charity-Lesung für eine Münchner Klinik, in der übrigens wirklich schon alle Familienmitglieder in Behandlung waren, genäht oder operiert worden sind, hat sich eine Veranstaltung in einem viel größeren Rahmen entwickelt. Dem Publikum und uns macht sie Freude – und Michael Verhoeven hätte sie gefallen.
NP