Markranstädt (Sachsen) – Vom Vorzeige-Platz zum Pleite-Feld: Der neue Fußballplatz des SSV Kulkwitz sollte ein Juwel für den kleinen sächsischen Verein werden. Stattdessen wurde er zur finanziellen Katastrophe – jetzt ist der Traditionsverein insolvent!
Der Klub aus Sachsen, gegründet im Jahr 1920, zählt 74 Mitglieder. Für sie wurde das 2016 feierlich eingeweihte Spielfeld im Randgebiet von Leipzig zum Fass ohne Boden. Schon 2015 musste der alte Platz nach regelmäßigen Überflutungen abgerissen werden.
Grund für den Neubau: der völlig überschwemmte alte Platz beim Hochwasser im Jahr 2013
Foto: privat
So viel Geld hat der Fußballplatz gekostet
Jetzt ist Schluss! Vereinspräsident Jens Luckner (52) meldete beim Amtsgericht Borna Insolvenz an. „Es ging nicht mehr. Wir haben mit Privateinlagen ausgeholfen“, sagt der kaufmännische Angestellte zu BILD. Und klagt: „Die ganze Soße hat fast 800.000 Euro gekostet. Ein Nonsens, der seinesgleichen sucht.“
Wie konnte es so weit kommen? Luckner erinnert sich: „Wir hatten damals immer schon gewarnt vor den Folgekosten.“ Doch die Stadt – Eigentümer der Anlage – wollte den Hightech-Platz mit Bewässerungssystem. Für einen symbolischen Euro sollte der Verein pachten, 16.000 Euro jährlich kamen aus öffentlicher Hand dazu. Darüber berichtete zuerst die Leipziger Volkszeitung.
Zu hohe Kosten für Amateurverein
„Der Platz ist vergleichbar mit dem Rasen in der Schalke-Arena. Das ist bundesligatauglich. Aber auch die Kosten für den Unterhalt sind auf Bundesliga-Niveau“, so der Präsident. Der Haken: Die 1. Herren spielt Fußball in der 2. Kreisklasse – in der 11. Spielklasse.
„Der Rasen wächst im Sommer nach der Düngung pro Tag zwei Zentimeter. Dann muss eben auch alle zwei Tage gemäht werden“, erklärt Luckner. „Seit 2020 bin ich Vorstand und habe das Problem an der Backe. Ich habe mich jahrelang mit diesem Platz beschäftigt. Weil der Rasen nur auf Sand liegt, muss er täglich bewässert werden. Wir brauchen dazu sogar Trinkwasser, weil es hier in der Bergbauregion keinen Brunnen gibt.“ Die Folge: Alle fünf Jahre müssen die Sprühköpfe getauscht werden – für 1400 Euro pro Stück!
Auch dieser marode Flutlichtmast am Fußballplatz droht einzustürzen
Foto: privat
Warum der Fußballverein pleite ist
32.000 Euro kostet allein der Platzunterhalt pro Jahr. Und die Probleme hören nicht auf. Die Anlage hat gleich mehrere Baustellen: „Da sind schon 90.000 Liter an einem Tag weggelaufen“, sagt Luckner über eine defekte Zisterne. Die Heizungsanlage für die Warmwasser-Duschen ist ebenfalls hin – 4200 Euro geschätzt.
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Gefährlich wird es obendrein. „Der Beton der alten Pfeiler aus der DDR ermüdet“, sagt der Präsident über die maroden Flutlichtmasten. Und: Zehn morsche Pappeln gefährden die Zuschauer – auch sie müssen weg. Die Mitglieder zahlen aktuell 180 Euro im Jahr, leisten 15 freiwillige Stunden. „Wenn ich dort mehr abkassiere, hauen die ab“, warnt Luckner.
Die Stadt versuchte laut Luckner zu helfen. „Aber den Kommunen fehlt es auch an Geld, geht es sehr schlecht.“ Hoffnung ruht auf Bürgermeisterin Nadine Stitterich (parteilos). Eine Antwort auf BILD-Anfrage gab es bisher nicht. Doch offenbar möchte die Stadt noch ein Gutachten einholen – um die Kosten endlich schwarz auf weiß zu haben.