Frankreichs Kapitänin Tamara Horacek

Stand: 11.12.2025 00:32 Uhr

Die deutschen Handballerinnen treffen im WM-Halbfinale auf die Titelverteidigerinnen aus Frankreich. Erstmals ist Deutschland Underdog.

Während die deutschen Nationalspielerinnen auf den Aufzug warteten, schlappten die Französinnen in Badelatschen durch die Lobby des gemeinsamen Team-Hotels. Die meisten deutschen Spielerinnen überragen die Französinnen um locker fünf bis zehn Zentimeter. Manche sogar mehr.

Klein ist die Handball-Nation Frankreich aber bei weitem nicht. Als Titelverteidigerinnen zählen die Französinnen naturgemäß zu den Favoritinnen in diesem Turnier. Drei Mal in den vergangenen vier Jahren erreichte Frankreich das Finale.

Viele Ausfälle bei „Les Bleus“

„Frankreich ist eine Mannschaft, die über sehr viel Erfahrung verfügt. Alle Spielerinnen, sowohl im Nationaltrikot als auch in ihren jeweiligen Klubs, sind schon hoch dekoriert“, fasste Bundestrainer Markus Gaugisch die Qualität des französischen Kaders zusammen. Und das, obwohl viele Leistungsträgerinnen die Weltmeisterschaft verpassen.

Kapitänin Estelle Nze Minko, Rückraumspielerin Laura Flippes und Linksaußen Chloe Valentini fallen aufgrund von Schwangerschaft und Babypause aus. Spielmacherin Grace Zaadi und Torhüterin Laura Glauser fehlen verletzt. Ein immenser Aderlass für Trainer Sebastian Gardillou, der das Traineramt vor knapp eineinhalb Jahren von Erfolgstrainer Olivier Krumbholz übernahm. Zudem scheint Rückraumschützin Orlane Kanor in einem Formtief zu stecken.

Abwehr-Bollwerk und Weltklasse-Keeperin

Dass trotzdem mit „Les Bleus“ zu rechnen ist, zeigten sie spätestens im Viertelfinale gegen das Top-Team aus Dänemark. Die Skandinavierinnen konnten in den ersten 15 Minuten gerade einmal zwei Tore aus dem Feld erzielen (fünf weitere kamen durch Siebenmeter zustande). Die Abwehr steht wie ein Bollwerk und wird den deutschen Angriff vor eine große Herausforderung stellen. Mit Torhüterin Hatadou Sako haben die Französinnen zudem eine der besten Torhüterinnen der Welt zwischen den Pfosten. „Sie haben unterschiedliche Möglichkeiten. Spielerinnen, die sehr schnell sind im Durchbruch, aber auch Sprungewaltige im Rückraum und natürlich mit Sako eine Torhüterin, die allererste Sahne ist“, so Gaugisch.

Die Ausfälle im Rückraum kompensiert Frankreich zum einen mit Spielmacherin Tamara Horacek und einer dynamischen und wurfgewaltigen Clarisse Mairot. Die Kreisläuferinnen Onacia Ondono, Sarah Bouktit und Pauletta Foppa machen ein starkes Turnier, wobei letztere immer wieder im rechten Rückraum zu sehen war – und auch dort überzeugte. Erfolgreichste Werferin der „Equipe Tricolor“ ist bisher Linksaußen Suzanne Wajoka.

Frankreich Favorit

„Wir sind nicht in der Favoritenrolle. Sau viele, sehr gute Spielerinnen. Dementsprechend gucken wir mal, was wir abreißen können, um sie zu ärgern“, sagte Emily Vogel. Während das deutsche Team mit einer weißen Weste ins Halbfinale einzieht, mussten sich „Les Bleus“ im letzten Hauptrundenspiel gegen Gastgeber Niederlande bereits einmal geschlagen geben.

An der Rollenverteilung ändert das nichts: Frankreich ist Favorit. Abschrecken tut das das deutsche Team nicht: „Wir werden da alles reinfetzen, um weiterzukommen“, sagte Leuchter, „wir haben nichts zu verlieren, wir können nur gewinnen“, so Viola Leuchter.