Zu viele Notarzt-Fahrten entpuppen sich als falscher Alarm. Und die Versorgung wirklicher Notfälle kommt dadurch ins Stocken. Zur Entlastung hat die Stadt Leipzig nun ein Modellprojekt gestartet: Die Verbindung der Rettungsdienste mit der Tele-Medizin. Hilfe per Video und Telefon.

Mediziner betreut Patienten und Sanitäter per Video

„Der Mediziner steht vor mehreren Bildschirmen“, beschreibt Sven Gudehus die Situation. Der Qualitätsbeauftragte für das Projekt „Telemedizinische Einsatzunterstützung“ fuhr selbst viele Jahre vor Ort. Dort ist jetzt nur noch der Rettungswagen. Mit einem Notfallsanitäter wie Markus, mit dem er verbunden ist.

Für MDR SACHSEN simulieren die beiden einen typischen Fall: „‚So, Markus kannst Du mich hören? Ich bin aufnahmebereit. Herr Müller hat seit gestern Brustschmerzen? Und das ging gestern plötzlich los? Hmm .. und ist das bei Belastung stärker geworden? Jetzt hast Du mir ein Zwölf-Kanal-EKG geschickt, das kann ich mir anschauen, … und da sehe ich jetzt erstmal keine gefährlichen Veränderungen. Das ist sehr erfreulich‘.“

Blick auf den Kranken

Per Videoschalte könnte der Arzt auch einen Blick auf den Patienten werfen, und am Ende wird abgesprochen, in welches Krankenhaus der Patient zur Abklärung gebracht wird. „Da die Beschwerden anhalten, sollten wir tatsächlich einen Venenzugang legen und passende Medikamente geben. Die würde ich Dir gleich noch anordnen“, sagt Sven Gudehus. Sanitäter Markus nickt: „Welches Klinik ist denn bei Euch die nächste?“ will der Arzt wissen.

„Sparen die Ressource Notarzt in ausgewählten Fällen“

Der ärztliche Leiter des Rettungsdienstes, Dr. Ralph Schröder, sieht diese Verbesserungen: „Wir sparen die Ressource Notarzt in ausgewählten Fällen, wo wir verantworten können, dass der Patient ausschließlich über den Tele-Notarzt behandelt wird, d.h. wir können die anderen Notärzte, die zum Einsatzort fahren, viel zielgerichteter einsetzen, das ist der Vorteil.“ Bis zu 60 Prozent der eingehenden Notrufe bräuchten gar keinen Notarzt, hatte der Leiter der Branddirektion Axel Schuh 2024 gesagt.

Testlauf für zwei Jahre

Rund 120 Einsätze gab es seit Oktober bereits. Ab Januar wird von der Leipziger Rettungsleitstelle in Großzschocher aus rund um die Uhr auch ein Tele-Notarzt im Einsatz sein. Das Ganze ist in Sachsen als Test für zwei Jahre angelegt.