Beschicker Adolf Weeber mit seiner Tochter Esther. (Archivbild) Foto: Andreas Rosar Fotoagentur-Stuttg
Seit 60 Jahren ist Adolf Weeber eine feste Größe auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt. Der 85-Jährige vereint Tradition und Innovation – und hat eine besondere Spezialität im Gepäck.
Wer über den Stuttgarter Weihnachtsmarkt schlendert, kommt an einem Stand nicht vorbei: dort, wo der Duft von heißem Fettgebäck und warmen Getränken in der Luft liegt – und wo ein Mann steht, der wie kaum ein anderer mit diesem Ort verbunden ist. Adolf Weeber, inzwischen 85 Jahre alt, gehört zu den ältesten Beschickern des gesamten Markts. Seit rund 60 Jahren ist er hier selbstständig – und eigentlich noch viel länger, denn seine allerersten Schritte auf dem Weihnachtsmarkt machte er schon als kleiner Junge kurz nach dem Krieg.
Damals half er seiner Großmutter am Stand, und diese frühen Wintertage haben sich tief in sein Gedächtnis eingebrannt. Über die Jahrzehnte ist Weeber zu einer kleinen Institution geworden. Er hat Trends kommen und gehen sehen – und manchmal selbst gesetzt. Ein Beispiel: der „Blonde Engel“, eine Mischung aus Weißwein und Eierlikör, die er einst als einer der Ersten ausschenkte. „Ich habe es erfunden“, sagt er, „und einen Tag später haben es schon wieder alle gehabt.“ Ärgern will er sich darüber aber nicht – dafür seien ihm seine Nerven zu schade.
„Das ist sein Lebenselixier“
Wie sehr der Markt zu seinem Leben gehört, weiß niemand besser als seine Tochter Esther, die inzwischen selbst tief im Familienbetrieb steckt. Zuhause, erzählt sie, wirke ihr Vater oft müde. Doch sobald die Lichter am Weihnachtsmarkt angehen und die ersten Besucher kommen, blüht er auf. „Das ist sein Lebenselixier“, sagt sie – und man glaubt ihr sofort. Im Stand ist Adolf in seinem Element: erzählen, schwätzen, Menschen begrüßen, bekannte Gesichter wiedersehen. Jeder, der am Stand vorbeikommt, fragt Tochter Esther meist zuerst: „Wo ist der Vater?“
Drei Generationen stehen heute im Weeber-Stand, doch der Seniorchef lässt sich seinen Platz nicht nehmen. Morgens ist er als Erster da und kümmert sich um alles, was getan werden muss. Nur das lange Stehen überlässt er mittlerweile den Jüngeren – aber das letzte Wort hat weiterhin er. „Ich bin immer noch der Chef“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Und genau so soll es auch noch eine ganze Weile bleiben.